Der Schatzgräber (Goethe)

Der Schatzgräber (Goethe)

Der Schatzgräber ist eine Ballade von Johann Wolfgang von Goethe, geschrieben im Mai 1797; Erstdruck in Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1798.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Ballade handelt von einem Mann, der seine Armut, die für ihn die größte Plage darstellt, um jeden Preis überwinden möchte. Um einen Schatz zu heben, vollzieht er ein Beschwörungsritual und erklärt sich sogar dazu bereit, seine Seele für den Reichtum zu geben. Seine Beschwörung bewirkt tatsächlich etwas:


Und ich sah ein Licht von weiten,
Und es kam gleich einem Sterne
Hinten aus der fernsten Ferne,
Eben als es zwölfe schlug.
Und da galt kein Vorbereiten.
Heller ward’s mit einemmale
Von dem Glanz der vollen Schale,
Die ein schöner Knabe trug.

Dieser Knabe gibt dem Schatzgräber aus der Schale einen Trank und einen Rat noch dazu:


Trinke Muth des reinen Lebens!
Dann verstehst du die Belehrung,
Kommst, mit ängstlicher Beschwörung,
Nicht zurück an diesen Ort.
Grabe hier nicht mehr vergebens.
Tages Arbeit! Abends Gäste!
Saure Wochen! Frohe Feste!
Sey dein künftig Zauberwort.

Formanalyse

Die Ballade besteht aus fünf Strophen zu jeweils acht Versen. Das Reimschema a-b-b-c-a-d-d-c besteht aus zwei Paarreimen und zwei Reimen, die man „Großer umarmender Reim“ nennen könnte, die sich auch noch kreuzen. Das Versmaß ist ein vierhebiger Trochäus.

Struktur

Zwei der fünf Strophen sind auffällig: die erste und die letzte. Die erste Strophe kann man in zwei Teile gliedern. Die ersten vier Verse stellen den aktuellen Zustand des Schatzgräbers dar; die Verse fünf bis acht die Konsequenz, die er daraus zieht. Die letzte Strophe unterscheidet sich durch ihren belehrenden Charakter von den anderen. Man kann nach der zweiten Strophe einen „Stimmungswechsel“ wahrnehmen. Die vorher schwarze, stürmische Nacht mit ihrer unheimlichen Beschwörung wandelt sich in einen wunderbaren Moment, der alles andere als düster wirkt. Es entsteht der Eindruck von etwas Heiligem, Gutem. Dieser Eindruck wird durch Worte wie Licht, Glanz, hold, Blumenkranze und Himmelsglanze hervorgerufen.

Interpretation und Intention des Dichters

Die Ballade soll die Einstellung bezüglich des Lebenssinnes ändern, und sie auf das für den Autor Wichtige im Leben konzentrieren. Der Schatzgräber sieht in der ersten Strophe im Geld das „Allheilmittel aller Welt“, was all seine Probleme lösen könnte. Der Knabe will mit seiner Darstellung von Lebenswerten die Einstellung des Schatzgräbers ändern. Es gibt für den Autor wesentlich wichtigere Dinge als Geld: Etwa Arbeit, um das Selbstwertgefühl langfristig zu steigern und aufrechtzuerhalten. Gäste, also der Kontakt mit anderen Personen. Auch schlechte Tage soll man einmal aushalten können und dafür die guten um so mehr genießen. Dies sei das künftige Zauberwort des Schatzgräbers und auch des Lesers. In gewisser Weise hat der Schatzgräber sein Ziel ja auch erreicht: Er hat einen Schatz gefunden. Dieser sieht jedoch ganz anders aus, als er es erwartet hatte.

Vertonung

Lutz Görner hat den Schatzgräber auf seinem Album Balladen für Kinder aufgenommen.

Quellen

 Wikisource: Der Schatzgräber (Goethe) – Quellen und Volltexte

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