Admiral Nachimow (1925)

Admiral Nachimow (1925)
Admiral Nachimow
Die Berlin (später Admiral Nachimow)

Die Berlin (später Admiral Nachimow)

p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches ReichDeutsches Reich (Handelsflagge) Deutsches Reich

SowjetunionUdSSR UdSSR

andere Schiffsnamen
  • Berlin
Schiffstyp Passagierschiff
Eigner Baltijskoje Morskoje Parochodstwo
Bauwerft Bremer Vulkan
Verbleib Am 31. August 1986 im Schwarzen Meer nach Kollision gesunken
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
174,30 m (Lüa)
Breite 21,10 m
Verdrängung 23,480 t
Vermessung 15.286 BRT / 8.988 NRT
17.053 BRT / 8.496 NRT (nach Umbau)
 
Besatzung 326 Personen
350 Personen (nach Umbau)
Maschine
Maschine 2 x Dreifachexpansionsdampfmaschinen
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
je 5940 PS
Geschwindigkeit max. 16,5 kn (31 km/h)
Propeller 2
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 9000 tdw
Rauminhalt 6191 m³
Zugelassene Passagierzahl 220 Personen in der 1. Klasse / 284 Personen in der 2. Klasse / 618 Personen in der 3. Klasse
1.100 Personen, eine Klasse (nach Umbau)

Die Admiral Nachimow (russisch Адмирал Нахимов) war ein ursprünglich deutsches, später sowjetisches Passagierschiff, das 1925 vom Norddeutschen Lloyd unter dem Namen Berlin in Dienst gestellt worden war. Am 31. August 1986 kollidierte das Schiff vor dem Hafen von Noworossijsk im Schwarzen Meer mit einem Frachtschiff und sank innerhalb weniger Minuten, wobei 423 von 1234 Personen an Bord ums Leben kamen. Dies war das schwerste Schiffsunglück auf dem Schwarzen Meer in Friedenszeiten.

Das Schiff war benannt nach dem russischen Marineoffizier Pawel Stepanowitsch Nachimow.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Schiff wurde 1925 auf der Bremer Vulkanwerft gebaut. Für den Norddeutschen Lloyd fuhr die Berlin im Liniendienst auf Strecken zwischen Bremen, Southampton, Cherbourg und New York City. Am 12. November 1928 rettete sie Passagiere und Besatzungsmitglieder des Linienschiffes Vestris der Reederei Lamport & Holt, dessen Kohlenbunker im Sturm voll Wasser gelaufen war. Beim Untergang vor der Küste von Virginia kamen 112 Menschen ums Leben.

Einer ihrer bekanntesten Kapitäne war 1927 Leopold Ziegenbein,[1] der 1929 mit der Bremen das Blaue Band gewann.

1939 wurde die Berlin von der nationalsozialistischen Kraft-durch-Freude-Organisation übernommen. Im Zweiten Weltkrieg diente sie als Lazarettschiff. Am 1. Februar 1945 lief das Schiff bei Swinemünde auf eine Mine und sank auf den flachen Meeresgrund. Vier Jahre später wurde sie gehoben und neu ausgerüstet, um nach der Wiederherrichtung 1957 bei der sowjetischen Baltijskoje Morskoje Parochodstwo (Балтийское морское пароходство; Ostseereederei) unter dem neuen Namen Admiral Nachimow in Dienst gestellt zu werden. Später wurde das Schiff in den Sommermonaten zu Kreuzfahrten im Schwarzen Meer abgestellt, wo es die Strecke zwischen Odessa und Batumi befuhr und dabei bis zu 1000 Passagiere befördern konnte.

Untergang

Am 31. August 1986 verließ die Nachimow gegen 22 Uhr Moskauer Zeit den Hafen von Noworossijsk in Richtung Sotschi. An Bord befanden sich 888 Passagiere und 346 Besatzungsmitglieder. Kapitän zur Zeit des Unglücks war Wadim Markow.

Kurz nach dem Auslaufen bemerkte die Brückenbesatzung, dass sich der 18.604 BRT große Massengutfrachter Pjotr Wassew unter Kapitän Wiktor Tkatschenko auf Kollisionskurs mit der Admiral Nachimow befand. Die Pjotr Wassew wurde über Funk gewarnt und kündigte daraufhin eine Kursänderung an. Es fand jedoch kein Ausweichmanöver statt. In trügerischer Sicherheit verließ Markow die Brücke und überließ dem zweiten Offizier Alexander Tschudnowski das Steuer. Gegen 23 Uhr bat Tschudnowski die Pjotr Wassew erneut um eine Änderung des Kurses, die jedoch wiederum nicht stattfand, und entschied sich zu einer eigenen Kursänderung um 10° nach Backbord. Um 23:10 Uhr forderte Tschudnowski die Pjotr Wassew auf, sofort volle Kraft zurück zu fahren, und befahl selber einen harten Kurswechsel.

Derartige Maßnahmen fanden jedoch zu spät statt, sodass um 23:12 Uhr die Pjotr Wassew mit zirka 5 Knoten (9 km/h) in die Steuerbordseite der Admiral Nachimow fuhr, was ein 84 m2 großes Loch in die Bordwand zwischen Kessel- und Maschinenraum riss. Die Admiral Nachimow bekam Schlagseite und sank in nur sieben Minuten, was keine Zeit zum Aussetzen von Rettungsbooten ließ. Hinzu kam, dass wegen eines Stromausfalls in Folge der Kollision viele Passagiere unter Deck orientierungslos waren.

Zehn Minuten nach dem Sinken trafen erste Rettungsfahrzeuge am Unglücksort ein; auch die nicht allzu schwer beschädigte Pjotr Wassew leistete Hilfe. Insgesamt wurden 836 Personen aus dem Wasser gezogen, von denen jedoch einige später an Verletzungen starben. Insgesamt kamen bei dem Unglück 423 Menschen ums Leben, 64 Besatzungsmitglieder und 359 Passagiere.

Untersuchung

Eine Untersuchungskommission kam zu dem Schluss, dass schweres Fehlverhalten der beiden Kapitäne Markow und Tkatschenko zu dem Unglück geführt hatte. Tkatschenko hatte keinerlei Maßnahmen ergriffen, um eine sichere Passage der Admiral Nachimow zu ermöglichen. Markow wurde Abwesenheit von der Brücke vorgeworfen. Beide Kapitäne wurden zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt, jedoch 1992 begnadigt.

Das Unglück wurde am 1. September 1986 von der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zunächst als „Havarie“ gemeldet. Nach dem angeblichen Eingreifen von Michail Gorbatschow wurden allerdings am 2. September Details über den Untergang bekanntgegeben. Für die Auslandskorrespondenten internationaler Agenturen wurde am Nachmittag des Tages eine Pressekonferenz mit dem Vize-Seefahrtsminister Leonid Nedjak abgehalten, die auch im sowjetischen Fernsehen übertragen wurde. Westliche Beobachter werteten diesen offenen Umgang mit der Katastrophe als eine Lehre aus dem Reaktorunglück von Tschernobyl im April des Jahres.

Das Wrack der Admiral Nachimow liegt zirka 4 Kilometer vor der Küste in 45 Metern Tiefe. Die Pjotr Wassew wurde repariert und fährt heute unter der Flagge von Malta.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reinhold Thiel: Die Geschichte des Norddeutschen Lloyd 1857–1970. Band 3, Hauschild Verlag, 2004, ISBN 3-89757-166-8, S. 211.

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