Admiral der Flotte der Sowjetunion

Admiral der Flotte der Sowjetunion
S. K. Timoschenko (1895–1970) in der typischen Uniform eines Marschalls der Sowjetunion (nach 1942)

Der Marschall der Sowjetunion (russisch Маршал Советского Союза) war ein militärischer Rang in den Streitkräften der Sowjetunion. Er wurde 1935 von Josef Stalin eingeführt und im Zuge des Zusammenbruchs der UdSSR im Jahre 1991 abgeschafft. Die Offiziere im Rang eines Marschalls der Sowjetunion stellten in diesem Zeitraum die militärische Führungselite der UdSSR dar. Insgesamt wurde der Dienstgrad an 41 Personen verliehen. Dazu traten noch einmal drei Admirale der Flotte der Sowjetunion, welche dem Marschall der Sowjetunion im Rang gleichgestellt waren.

Inhaltsverzeichnis

Einführung des Ranges

Die sowjetische Ideologie und das allgemeine Misstrauen gegen das Offizierskorps, das man als reaktionäre Klasse ansah, hatte dazu geführt, dass in der Roten Arbeiter- und Bauernarmee (Рабоче-крестьянская Красная Армия) auf ein reguläres Rangsystem verzichtet wurde. Vorgesetzte konnten nur aufgrund ihrer Dienststellung als Funktionsträger Autorität ausüben.

Erst im Zuge der zunehmenden Professionalisierung der sowjetischen Streitkräfte wurde diese Situation geändert. Am 22. September 1935 führte eine Verordnung des Zentralen Vollzugskomitees des Rates der Volkskommissare der UDSSR ein neues System ein, welches die Verleihung von persönlichen Rängen im Offizierskorps vorsah. Dies trug in erster Linie dem wachsenden Ansehen der Roten Armee Rechnung.[1] So entstanden erneut die Rangstufen Leutnant (лейтенант), Oberleutnant (старший лейтенант), Hauptmann (капитан), Major (майор) und Oberst (полковник). Das Politbüro konnte sich jedoch nicht zur Wiedereinführung der traditionellen Bezeichnung General durchringen, der wohl zu sehr an die zaristische Tradition anschloss. Stattdessen wurde hier eine Funktionsbeschreibung beibehalten und die Ränge Brigadekommandeur (командир бригады), Divisionskommandeur (командир дивизии), Korpskommandeur (Командир корпуса), sowie der Armeekommandeur ersten Ranges und der Armeekommandeur zweiten Ranges (командир армии I-II) eingeführt. Diese Ränge wurden erst im Mai 1940 wieder eingeführt. Noch über diesen wurde der neue Rang eines Marschall der Sowjetunion geschaffen. Die Bezeichnung General lehnte das Politbüro nach wie vor ab.[2]

Während alle Ränge bis zum Armeekommandeur an die traditionellen zaristischen Dienstgrade anknüpften und damit auch an eine bestimmte Dienststellung gekoppelt waren, fehlte in der Anordnung des Rates der Volkskommissare eine nähere Funktionsbestimmung oder Ämterzuweisung für den Marschall der Sowjetunion. In erster Linie war der Rang geschaffen worden, um verdiente hohe Offiziere aus der Zeit des Bürgerkrieges (1917–1921) zu würdigen.[3] Es war also zunächst unklar, wer den neuen höchsten Rang der Streitkräfte erhalten sollte. Später, am 26. Juni 1945, schuf Josef Stalin zudem für sich den Rang des Generalissimus der Sowjetunion (Генералиссимус Советского Союза), um auch gegenüber dem Militär seinen Führungsanspruch zu unterstreichen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1991 wurden alle noch aktive Marschälle der Sowjetunion pensioniert und der Rang nicht mehr verliehen. Stattdessen wurde durch das Gesetz „Über die Wehrpflicht und den Militärdienst“ vom 11. Februar 1993 der Rang eines Marschalls der Russischen Föderation (Маршал Российской Федерации) geschaffen, der bisher jedoch nur einmal, an den damaligen Verteidigungsminister Igor Dmitrijewitsch Sergejew (1938–2006), verliehen wurde.[4]

Marschälle der Sowjetunion

Personengruppen

(Liste der Marschälle der Sowjetunion)

Die ersten fünf Marschälle der Sowjetunion: M. N. Tuchatschewski, S. M. Budjonny, K. J. Woroschilow, W. K. Blücher und A. I. Jegorow

Am 20. November 1935 wurden, aufgrund eines Dekretes des Rates der Volkskommissare die ersten fünf Marschälle mit Wirkung zum 22. November ernannt. Es handelte sich um den Volkskommissar für Verteidigung Kliment Jefremowitsch Woroschilow (1881–1969), dessen ersten Stellvertreter und Chef des Generalstabes Alexander Iljitsch Jegorow (1883–1939), den zweiten stellvertretenden Volkskommissar für Verteidigung Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski (1893–1937), den Befehlshaber der „Besonderen Fernöstlichen Armee“ Wassili Konstantinowitsch Blücher (1889–1938) und den Inspekteur der Kavallerietruppen Semjon Michailowitsch Budjonny (1883–1973). Während der Großen Säuberungen wurden jedoch zwischen 1937 und 1939 drei dieser Marschälle (Blücher, Jegorow und Tuchatschewski) zum Tode verurteilt und hingerichtet. Erst nach dem Tod Josef Stalins wurden diese postum rehabilitiert.[5]

Am 7. Mai 1940 erfolgten drei weitere Beförderungen zum Marschall der Sowjetunion. Semjon Konstantinowitsch Timoschenko (1895–1970) erhielt den Rang im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum neuen Volkskommissar für Verteidigung; Boris Michailowitsch Schaposchnikow (1882–1945) als neuer Chef des Generalstabes und Grigori Iwanowitsch Kulik (1890–1950) in der Funktion als dessen Stellvertreter. Damit manifestierte sich die Koppelung des Ranges zumindest an die Ämter des Generalstabschefs der Roten Armee und den Volkskommissar der Verteidigung.

Die umfangreiche Expansion und Aufrüstung der Roten Armee während des Großen Vaterländischen Krieges (1941–1945) führte auch zu einer wachsenden Zahl an Marschällen der Sowjetunion. Der Rang wurde auch zu diesem Zeitpunkt unabhängig von speziellen Ämtern an besonders bewährte Frontkommandeure verliehen. Eine Ausnahme stellte Alexander Michailowitsch Wassilewski (1895–1977) dar, der im Zuge seiner Ernennung zum Generalstabschef der Roten Armee befördert wurde. Insgesamt erhielten neun Personen[6] während des Krieges den Rang eines Marschalls der Sowjetunion, unter ihnen auch Josef Stalin selbst, der seinen Heerführern nicht nachstehen wollte.

Nach dem Krieg ernannte Stalin zwischen 1945 und 1947 nur noch drei weitere Militärs zu Marschällen. Dies waren der Geheimdienstchef Lawrenti Beria (1899–1953), der Verteidigungsminister Nikolai Alexandrowitsch Bulganin (1895–1975) und der Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland Wassili Danilowitsch Sokolowski (1897–1968).[7]

Unter der Regierung Nikita Sergejewitsch Chruschtschows (1894–1971) wurden zwischen 1953 und 1964 insgesamt neun Offiziere zum Marschall der Sowjetunion befördert. Alle diese Militärs hatten noch im Zweiten Weltkrieg (1894–1971) als Armeebefehlshaber oder Chefs von Generalstäben gedient. Sechs der Ernennungen erfolgten am 11. März 1955 und betrafen hohe Offiziere, die militärische Schlüsselpositionen besetzten. Dies betraf den stellvertretenden Verteidigungsminister Hovhannes Baghramjan (1897–1982), den Oberkommandierenden der Luftstreitkräfte Sergei Semjonowitsch Birjusow (1904–1964), den Oberkommandierenden der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland Andrei Antonowitsch Gretschko (1903–1976), den Generalinspekteur Andrei Iwanowitsch Jerjomenko (1892–1970), den Oberbefehlshaber des Moskauer Militärbezirkes Kyrill Semjonowitsch Moskalenko (1902–1985) und den Oberbefehlshaber des Kiewer Militärbezirkes Wassili Iwanowitsch Tschuikow (1900–1982).[8]

Unter der Regierung Leonid Iljitsch Breschnews (1907–1982) rückten von 1964 bis 1982 acht weitere Militärs in den Rang eines Marschalls der Sowjetunion auf. Neben dem Politiker Breschnew, der sich selbst den militärischen Rang verlieh, wurden die jeweiligen Oberbefehlshaber der Truppen des Warschauer Vertrages Iwan Ignatjewitsch Jakubowski (1912–1976) bzw. Wiktor Georgijewitsch Kulikow (* 1921) und der Verteidigungsminister Dmitri Fjodorowitsch Ustinow (1908–1984) befördert, aber auch der Chef der Luftverteidigung Pawel Fjodorowitsch Batizki (1910–1984), der Oberkommandierende der sowjetischen Truppen in Deutschland Pjotr Kirillowitsch Koschewoi (1904–1976), der Chef des Generalstabes der Sowjetarmee Nikolai Wassiljewitsch Ogarkow (1917–1994) und der Kommandeur des Leningrader Militärbezirkes Sergei Leonidowitsch Sokolow (* 1911).

Danach wurde der Rang bis zum Ende der Sowjetunion im Jahre 1991 nur noch an vier weitere Personen verliehen. Am 25. März 1983 erhielten ihn der spätere Generalstabschef Sergei Fjodorowitsch Achromejew (1923–1991), der stellvertretende Verteidigungsminister Semjon Konstantinowitsch Kurkotkin (1917–1990) und der Oberbefehlshaber der sowjetischen Landstreitkräfte Wassili Iwanowitsch Petrow (* 1917). Letztmalig wurde der Rang eines Marschalls der Sowjetunion am 28. April 1990 an den Verteidigungsminister Dmitri Timofejewitsch Jasow (* 1924) verliehen.

Statistischer Vergleich

Bei einer vergleichenden Betrachtung der Personen, die den Rang eines Marschalls der Sowjetunion erreichten, fällt eine starke russische Dominanz auf. Es gab 29 russische und 7 ukrainische Marschälle. Eine deutliche Minderheit stellten hingegen die 2 Georgier (Stalin und Beria) sowie der jeweils eine Armenier (Baghramjan), Weißrusse (Jakubowski) und Pole (Rokossowski) dar.[3]

Der soziale Hintergrund der einzelnen Marschälle war verschieden. In den offiziellen Akten wurde für 22 von ihnen vermerkt, dass sie aus bäuerlichen Verhältnissen stammten. Fünf sollen aus Arbeiterfamilien hervorgekommen sein, während weitere vier als Söhne von Angestellten geführt wurden. Weitere einzigartige Herkunftsvermerke listen Söhne von Bürgern (Tuchatschewski), der Bourgeoisie (Jegorow), Priestern (Wassilewski) und Kaufleuten (Birjusow). Diese Angaben sind jedoch ungenau, da teilweise Informationen fehlen oder nachträglich verändert wurden. Die Masse der Marschälle stammte auch aus den ländlichen Gegenden. Nur vier von ihnen wurden in Provinzhauptstädten geboren und nur sieben andere kamen aus Bezirkshauptstädten.[9]

Die Alterstrukturen der Militärs im Rang eines Marschall der Sowjetunion waren ebenfalls sehr unterschiedlich. Der jüngste Marschall war mit 42 Jahren Tuchatschewski. Der Älteste mit 69 Jahren war hingegen Breschnjew, gefolgt von Sokolow mit einem Alter von 67 Jahren. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Ernennung lag jedoch bei etwa 54 Jahren. Die zuvor geleisteten Dienstjahren waren sehr unterschiedlich. Woroschilow hatte nur 17 Jahre in der Roten Armee gedient, bevor er zum Marschall aufstieg, während Jasow diesen Rang erst 49 Jahre nach seinem Diensteintritt erreichte. Durchschnittlich erfolgte die Beförderung jedoch nach ungefähr 35 Dienstjahren. Die längste Dienstzeit als Marschall, knapp 38 Jahre, besaß Budjonny.[3] Soweit bekannt starben alle Marschälle in Moskau. Einzige Ausnahme war Birjusow, der bei einem Flugzeugunglück starb. Sie wurden dann bis 1976 mehrheitlich auf dem Roten Platz an der Kreml-Mauer beigesetzt. Seitdem wurden die Marschälle Koschewoi, Golikow, Batizki, Moskalenko, Kurkotkin und Ogarkow auf dem Nowodewitschi-Friedhof beigesetzt. Tschuikow wurde in Wolgograd (davor Stalingrad) beigesetzt und Akhromeev auf dem Trojekurowo Friedhof.[9]

Ebenso unterschiedlich gestaltete sich die akademische Laufbahn der einzelnen Marschälle. Nur 14 von ihnen hatten die Akademie des Generalstabes absolviert, 12 weitere jedoch die Frunse-Akademie (Tschuikow hatte dort allerdings Abschlüsse von zwei Fakultäten erlangt) und zwei (Breschnjew und Blücher) hatten das Metallurgische Institut besucht. Die übrigen Marschälle hatten keine Hochschulausbildung. Woroschilow hatte nicht einmal einen Schulabschluss und Wassilewski hatte die Genaralstabsakademie nur für ein Jahr besucht.[3] Allerdings hatten sechs Marschälle bereits in der zaristischen Armee gedient und einer (Goworow) während des Bürgerkrieges sogar in der Weißen Armee.[9]

Zum Zeitpunkt der Ernennung waren sechs Marschälle die Befehlshaber von Fronten im Zweiten Weltkrieg, fünf waren Verteidigungsminister, vier waren Chefs des Generalstabes der Sowjetischen Streitkräfte, vier Befehlshaber der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland und vier befehligten einen Militärbezirk. Drei weitere waren Stellvertreter des Verteidigungsministers. Die übrigen 15 Marschälle hatten unterschiedliche militärische Schlüsselpositionen inne.[3] Zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns zwischen der UdSSR und dem Deutschen Reich im Jahre 1941 gab es nur fünf Marschälle der Sowjetunion. Als der Krieg am 9. Mai 1945 endete, gab es bereits 12 Marschälle. Ihre Zahl schwankte danach durch den Tod oder die Degradierung einzelner Marschälle. Die größte Zahl wurde zwischen dem 15. April und dem 10. Mai 1968 erreicht, als es insgesamt 20 Marschälle der Sowjetunion in den sowjetischen Streitkräften gab.[9]

Uniformierung

Schulterklappe eines Marschalls der Sowjetunion (1943)

Am 3. Dezember 1935 legte der Volkskommissar für Verteidigung erste Erkennungszeichen für die Uniformen der Marschälle der Sowjetunion fest. Am Kragenspiegel war ein goldener Stern angebracht. Dieser befand sich auf einem roten Untergrund, der ebenfalls von einem goldenen Rand umrahmt wurde. Weitere Rangabzeichen befanden sich auf den Ärmeln. Dort war ein goldener Winkel auf roten Grund angebracht, über dem sich in einigem Abstand ein weiterer goldener Stern, ebenfalls auf roten Grund, befand. Im Übrigen unterschied sich die Uniform äußerlich kaum von derjenigen der anderen Offiziersdienstgrade. Allerdings war sie im Allgemeinen von höherer Qualität, was den Stoff und die Verarbeitung anging.[10]

Im Juli 1940 erfolgte eine Änderung. Die Kragenspiegel wurden unter dem goldenen Stern durch jeweils zwei ebenfalls goldene Lorbeerzweige ergänzt, die durch Hammer und Sichel mit einander verbunden waren. Anstatt des einen Winkels an den Ärmeln, waren unter dem Stern nun zwei goldene Winkel angebracht zwischen denen sich ebenfalls zwei Lorbeerzweige befanden.[11]

Zusätzlich wurde im Februar 1940 durch eine Verordnung des Obersten Sowjets der UdSSR ein Marschallsstern (Mаршальская Звезда) eingeführt. Dabei handelte es sich um einen fünfzackigen Stern aus Metall, auf dem im Brillanten angebracht waren. Dieses Rangabzeichen, das es in acht verschiedenen Varianten gab, wurde gleich einem Orden an einem roten Band um den Hals getragen. Dieses zusätzliche Rangabzeichen musste nach dem Dienstzeitende eines Marschalls der Regierung zurückgegeben werden.[12]

Erst im Januar 1943 wurden für die gesamte Rote Armee Schulterklappen eingeführt. Diejenigen, die den Rang eines Marschalls der Sowjetunion kennzeichneten, waren wie alle anderen mit einem gelben Grund und roter Umrandung versehen und trugen neben einem großen weißen Stern auch das von Ähren umrahmte Wappen der UdSSR (Hammer und Sichel in einem blauen Kreis). Gleichzeitig wurden die Kragenspiegel abgeschafft. Stattdessen war der Kragen nunmehr auf jeder Seite von einem goldenem Ehrenzweig verziert. Der Kragen selbst trug nun einen roten und goldenen Rand. Im Jahre 1955 wurde das Design der Schulterstücke leicht abgeändert, indem der Stern nun golden war und dafür die Farbe des Hammers und der Sichel von Gold in Rot geändert wurde.[13]

Weitere Stufen des Marschallranges

Flottenadmiral

Schulterstück eines Flottenadmirals

Ab dem Juli 1946 wurde in der Sowjetischen Marine mit dem Rang eines Admirals der Flotte (Адмирал флота) ein entsprechendes Pendant zum Marschall der Sowjetunion geschaffen. Im März 1955 wurde der Rang offiziell in Admiral der Flotte der Sowjetunion (Адмирал Флота Советского Союза) geändert. Dieser wurde nur an drei Offiziere verliehen: Nikolai Gerassimowitsch Kusnezow (1904–1974), Iwan Stepanowitsch Issakow (1894–1967) und Sergei Georgijewitsch Gorschkow (1910–1988).[14]

Weitere Stufen

Im Jahre 1943 wurden zusätzlich die Ränge Marschall der Waffengattung und Hauptmarschall der Waffengattung eingeführt. Dabei galt folgendes:

Frontoberbefehlshaber (im Friedenszeiten Chefs der Militärbezirke), Armeeoberbefehlshaber, der Verteidigungsminister und seine Stellvertreter, der Generalstabschef und seine Stellvertreter und Gleichgestellte wurden vom Generaloberst zum Armeegeneral befördert.Oberbefehlshaber von Panzer- und Luftarmeen, Chefs der Waffengattungen in Fronten oder im Verteidigungsmininisterium u.ä. wurden vom Generaloberst zum Marschall der Waffengattung ernannt und konnten zum Hauptmarschall der Waffengattung befördert werden. Obwohl beide Dienstgrade nicht zu den Marschällen der Sowjetunion gezählt werden, sind der Vollständigkeit halber mit hier aufgeführt. Als Waffengattung galten die Luftstreitkräfte, Artillerie, Panzertruppen, Ingenieurtruppen und Fernmeldetruppen. Bereits am 4. Februar 1943 wurden in den ersten drei Waffengattungen ein Marschall der Waffengattung eingeführt, dem am 27. August des Jahres die letzten beiden folgten. Dabei wurde ein Unterschied zwischen den Marschällen und den Hauptmarschällen gemacht. Die ersteren waren dem normalen Rang des Armee-Generals (генерал армии) gleich gestellt. Zusammen mit den Hauptmarschällen bildeten sie die höchste Rangstufe der Waffengattungen, hatten aber praktisch keinerlei Aufstiegsmöglichkeit zu einem Marschall der Sowjetunion, solange sie nur in der jeweiligen Waffengattung tätig waren. Diese waren vor ihrer Beförderung allesamt Armee-General gewesen (eine Ausnahme stellte nur Beria dar). Trotzdem trugen alle drei Stufen des Marschalls den Marschallstern am Kragen und auch auf den Schulterstücken war bei allen ein Stern angebracht. Anstatt des Wappens der UdSSR trugen die Vertreter beiden niederen Marschall-Stufen allerdings das Symbol ihrer jeweiligen Waffengattung. Ab 1974 gab es keiner Marschälle der Waffengattungen mehr, da diese wieder in der Ranggruppe der Armee-Generale aufgingen. Von den Hauptmarschällen gab es insgesamt nur 13 Vertreter aus den Luftstreitkräften, der Artillerie und den Panzertruppen. Bis zum Jahr 1984 gab es den Rang nur noch bei den ersten beiden Waffengattungen und auch dort wurde er ab diesem Zeitpunkt nicht mehr vergeben. Nach der Abschaffung der einfachen Marschälle der Waffengattungen und den Reformen des russischen Rangsystems im Jahre 1993 entspricht der ehemalige Rang eines Hauptmarschalls demjenigen eines Armee-Generals.[14]

Literatur

  • Маршалы Советского Союза - личные дела рассказывают, Любимая книга, Москва 1996. (dt.: Marschälle der Sowjetunion - Die Personalakten erzählen) ISBN 5-7656-0012-3
  • В. А. Егоршин: Фельдмаршалы и маршалы, Патриот, Москва 2000. (dt.: V.A. Egoršin: Feldmarschälle und Marschälle)
  • John Erickson: The Soviet high command - A military-political history 1918–1941 (3. Auflage), Frank Cass, London 2001. ISBN 0-7146-5178-8
  • П. Гериев: 70 лет назад учреждено звание Маршал Советского Союза, in: Советская Россия, Nr. 129 (29. September 2005). (dt.: P. Geriev: 70 Jahre seit der Gründung des Titels Marschall der Sowjetunion)
  • А. Куценко: Маршалы и Адмиралы флота Советского Союза, Полиграфкнига, Москва 2007. (dt.: A. Kuzenko: Marschälle und Admiräle der Flotte der Sowjetunion)
  • Albert Seaton/ Michael Roffe: The Soviet Army, Osprey Publishing, Oxford 2002. ISBN 0-85045-113-2
  • Harold Shukman: Stalin's Generals, Grove Press, New York 1993. ISBN 0-8021-1487-3

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Joachim Hoffmann: Die Sowjetunion bis zum Vorabend des Deutschen Angriffs, in: Horst Boog, Jürgen Förster, Ernst Klink u.a.: Der Angriff auf die Sowjetunion (= Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 4, Hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt), Stuttgart 1983, S.47
  2. John Erickson: The Soviet high command - A military-political history 1918–1941, London 2001, S.391
  3. a b c d e П. Гериев: 70 лет назад учреждено звание Маршал Советского Союза, in: Советская Россия, Nr. 129 (29. September 2005).
  4. Zum „Marschall der Russischen Föderation“, siehe: Gesetz „О воинской обязанности и военной службе“ vom 11. Februar 1993 (dt. Über die Wehrpflicht und den Militärdienst)
  5. John Erickson: The Soviet high command - A military-political history 1918–1941, London 2001, S.392f
  6. Abgesehen von Stalin und Wassilewski waren dies: Georgi Konstantinowitsch Schukow (1896–1974), Iwan Stepanowitsch Konew (1897–1973), Leonid Alexandrowitsch Goworow (1897–1955), Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski (1896–1968), Rodion Jakowlewitsch Malinowski (1898–1967), Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin (1884–1949) und Kirill Afanasjewitsch Merezkow (1897–1968)
  7. Für eine Übersicht dieser Marschälle, siehe: Harold Shukman: Stalin's Generals, Grove Press, New York 1993.
  8. Außerdem: Matwei Wassiljewitsch Sacharow (1898–1972) am 8. September 1959, Filipp Iwanowitsch Golikow (1900–1980) und Nikolai Iwanowitsch Krylow (1903–1972) am 6. Mai 1961.
  9. a b c d Dmitri V. Sitchinava: Marshals and Admirals of the Fleet of the Soviet Union
  10. Albert Seaton/ Michael Roffe: The Soviet Army, Oxford 2002, S.37
  11. П. Гериев: 70 лет назад учреждено звание Маршал Советского Союза, in: Советская Россия, Nr. 129 (29. September 2005); Abbildungen der Insignien (Stand: 14. Juni 2008)
  12. Marshal's Star - History, photos and description (Stand: 14. Juni 2008)
  13. П. Гериев: 70 лет назад учреждено звание Маршал Советского Союза, in: Советская Россия, Nr. 129 (29. September 2005); Abbildungen der Insignien (Stand: 14. Juni 2008)
  14. a b Dmitri V. Sitchinava: Chief Marshals of branches: rank histories, uniform (Stand: 6. Juli 2008)

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