Deutschaustralier

Deutschaustralier

Deutschaustralier sind die viertgrößte ethnische Gruppe in Australien, mit einem Anteil von 4 Prozent (ca. 821,540, Stand: 2006)

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im frühen 19. Jahrhundert waren Deutsche als Missionare und Forscher in Australien aktiv. In der Mitte des 19. Jahrhundert begann der Ansturm auf Gold. 1891 haben sich rund 45.000 Deutsche Auswanderer in South Australia, New South Wales (Riverina) und Queensland niedergelassen. In der Zeit während des Ersten Weltkrieges bis zum Zweiten Weltkrieg galten die Deutschen als der „Feind innerhalb“. Einige wurden verbannt oder interniert.

Wirkungen des Ersten Weltkrieges

Preußen/Deutschland gewann den Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 und Deutschland wurde eine neue Großmacht in Europa. Es gab ein neues deutsches Nationalgefühl auch in Australien. Die zwei Ortsnamen 'Sedan' (eine Schlacht im Deutsch-Französischen Krieg) und 'Bismarck' (Reichskanzler in Deutschland - großer Politiker) in Australien stammten aus diesen Jahren. Vor allem der deutsche Flottenbau weckte Argwohn und Misstrauen in Australien wie in England. 1899 gab es einen „Deutschen Flottenverein“ in Brisbane. Einige Leute meinten, dass deutsche Agenten hinter allen Problemen im britischen Weltreich steckten: Aufstände in Indien, Bürgerkrieg in Persien, Unruhen in Ägypten.

Die Bevölkerungszahl Australiens im Jahre 1911 betrug 4.455.005. In Australien lebten im Jahre 1914 etwa 100.000 Deutsche. Der Weltkrieg war eine sehr schwierige Zeit für die Deutsch-Australier. Vor dem Krieg waren sie sehr respektiert. Zwischen 1839 und 1914 leisteten die Deutsch-Australier einen großen Beitrag zur Entwicklung Australiens, besonders zu der South Australias (im Jahre 1900 waren fast 10% der südaustralischen Bevölkerung Deutsch-Australier). Als Deutschland durch den Ausbruch den Ersten Weltkrieg zum Feind des Commonwealth wurde, entstand eine landesweite anti-deutsche Hysterie und viele Britisch-Australier vergaßen den großen deutschen Beitrag beim Aufbau des Landes. Sie dachten vielmehr, dass die Deutschen in Australien den deutschen Kaiser unterstützen würden.

Im Jahre 1914 identifizierten sich die meisten weißen Australier mit "Mother England". In ihrem Buch The Anzacs schreibt hierzu die australische Autorin Patsy Adam-Smith: "The people didn't know what to do", my father answered when, as a child, I questioned him about the ill-treatment of a German in his town. "We hadn't had a war before this."

Es kam während des Krieges zu vielen Diskriminierungen gegen deutschstämmige Australier. Viele Deutsch-Australier wurden interniert. Die Arbeitssituation wurde für Deutsch-Australier schwierig, und als Folge darauf sind nicht wenige Deutsch-Australier gezwungen gewesen, selbstständig in die Internierungslager zu gehen. Einige britischstämmige Australier wollten nicht mehr gemeinsam mit "Deutschen" arbeiten, und es wurde schwieriger für Deutsch-Australier, Arbeit zu finden. Hermann Homburg, der Justiz-Minister von South Australia, musste seine Stelle aufgeben.

Es kam auch zu diversen Angriffen auf deutsch-australische Einrichtungen. Deutsche Schulen mussten schließen. Die deutsche Sprache wurde in staatlichen Schulen verboten. Der Ministerpräsident von South Australia veranlasste, dass das Kultus-Ministerium niemanden beschäftigen durfte, der deutschen Hintergrund oder einen deutschen Namen hat. Die meisten Britisch-Australier waren gegen die deutsche Sprache, aber der Erziehungsminister in New South Wales, Arthur Griffith, sagte am 29. Juni 1915 im Parlament in New South Wales: "I might remark that we are at war with the German nation; we are not at war with German literature."

In South Australia mussten im Jahre 1917 alle 49 lutherischen Schulen schließen. Nach den Winter-Ferien wurden viele dieser Schulen wieder geöffnet, als staatliche Schulen in denselben Gebäuden, mit neuen Lehrern. Die Regierung mietete die Gebäude von den Gemeinden. Die Schüler bekamen zudem keinen Deutsch- und Religionsunterricht mehr.

Die nationalistische Leidenschaft half, den Verkauf von australischem Lagerbier zu steigern, während nun weniger importierte deutsche Biere gekauft wurden, die bis dahin einen guten Ruf genossen hatten. Das Australian Brewer’s Journal schrieb: "Die teutonischen Biersorten, die vom Feind hierher exportiert worden sind, sind tabu. Unsere Lagerbiere sind genauso gut, wenn nicht besser als ihre Modesorten."

Die Upwey Progress Association (östlich von Melbourne) wollte im Jahre 1916, dass der Bürgermeister eine Straßenlampe entfernt, weil die Worte "Made in Germany" auf der Lampe standen.

Der St. Kilda Football Club in Melbourne änderte für ein paar Jahre seine Trikot-Farben. Die St. Kilda-Farben schwarz-weiß-rot waren dieselben Farben wie auf der deutschen Reichsflagge. Das neue St. Kilda-Trikot im Jahre 1915 hatte die Farben schwarz-rot-gold der belgischen Nationalflagge. Heute sind die Farben von St. Kilda wieder schwarz-weiß-rot.

Viele Deutsch-Australier waren gezwungen, ihren Namen zu ändern.

Selbst die britische königliche Familie änderte ihren Namen. Durch die Ehe von Queen Victoria (1819-1901) mit einem deutschen Prinzen hatte die britische königliche Familie 1840 einen deutschen Familiennamen bekommen. 1917 änderte König George V. den Familiennamen. Nicht mehr Sachsen-Coburg-Gotha; neuer Familienname wurde Windsor. Victorias Cousin wandelte seinen Familiennamen von Battenberg in Mountbatten um, da dies englischer klang.

Die Regierungen in Australien haben sehr viele deutsche Ortsnamen geändert, die ursprünglich von deutschen Pionieren stammten. In South Australia änderte die Regierung 69 Ortsnamen und Landschaftsnamen.

Während des Krieges versuchte die australische Bundesregierung, die allgemeine Wehrpflicht einzuführen. Im Oktober 1916 verwarfen die Australier die Wehrpflicht beim ersten "Conscription Referendum" (Volksentscheid über die Wehrpflicht). Selbsternannte "Patrioten" machten die Katholiken und die Deutsch-Australier für das Scheitern dieses Volksentscheides verantwortlich. Diese "Patrioten" waren sicher, dass die Deutsch-Australier gegen die Wehrpflicht im Volksentscheid gestimmt hätten und dass die große Zahl der Deutsch-Australier das Scheitern der Abstimmung zur Folge hatte. 1917 verweigerte dann der Premierminister Billy Hughes den Deutsch-Australiern das Stimmrecht. Trotzdem scheiterte auch der zweite Volksentscheid über die Wehrpflicht. Die Verweigerung des Stimmrechts, dieses Zeichen des Zweifels an ihrer Loyalität, ärgerte viele Deutsch-Australier, die bei den australischen Streitkräften dienten.

In "The Australian People and the Great War" schrieb Michael McKernan, dass bis 1914 die Deutsch-Australier "bewundert und respektiert wurden. Aber die Australier, vom Krieg emotional so stark beansprucht, brauchten einen Krieg in ihrer eignen Nähe, damit ihr Stricken und ihr Geldsammeln nicht ihre einzige Kriegserfahrung blieben. Die Deutsch-Australier wurden die Sündenböcke für Australiens fanatische, und (einigermaßen) naive Kriegsbegeisterung."

Wirkung des Zweiten Weltkrieges

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Australien einen großen Zufluss von Displaced Persons aus Deutschland. 1991 gab es 112.000 in Deutschland geborene Einwanderer in Australien.

2001 sprachen 76.400 Personen Deutsch als Muttersprache. Damit ist Deutsch auf Rang 8, der am weitesten verbreiteten Sprache in Australien nach Englisch, Chinesisch, Italienisch, Griechisch, Arabisch, Vietnamesisch, Spanisch und Tagalog.

Liste bekannter Deutschaustralier

Weblinks

  • [1] Liste von deutschen Städte in Südaustralien mit ursprünglichen und neuen Namen

Literatur

  • Bennett, Robin: Public Attitudes and Official Policy towards Germans in Queensland in World War 1. Honours Thesis, University of Queensland 1970.
  • Harmstorf, Ian: Insights into South Australian History, vol. 2, South Australia’s German History and Heritage. Historical Society of South Australia Inc. 1994.
  • McKernan, Michael: Manufacturing the war: 'enemy subjects' in Australia. Sydney Collins, 1984.
  • Tampke, Jürgen und Doxford, Colin: Australia, Willkommen. New South Wales University Press 1990.
  • Voigt, Johannes H: Australia-Germany. Two Hundred Years of Contacts, Relations and Connections. Inter Nationes. Bonn 1987.

Siehe auch


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