Deutsche National-Sozialistische Arbeiterpartei

Deutsche National-Sozialistische Arbeiterpartei

Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei (DNSAP) war eine österreichische und sudetendeutsche protofaschistische Partei, in der gewisse nationalsozialistische Elemente vorhanden waren.

Geschichte

Hervorgegangen war die DNSAP am 5. Mai 1918 durch Umbenennung aus der 1903 in Böhmen (damals Teil Österreich-Ungarns) gegründeten Deutschen Arbeiterpartei. Diese war durch Anhänger der Alldeutschen Bewegung als Interessenvertretung der Deutschösterreicher in Böhmen geschaffen worden und gelangte 1911 mit drei Sitzen in den österreichischen Reichsrat. Politisch war sie eindeutig großdeutsch eingestellt.

Zunächst war die Partei in Deutschösterreich und in Böhmen sowohl organisatorisch als auch personell eine Einheit. Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie zerfiel die DNSAP 1918 in zwei Hauptströmungen:

  1. Die in Deutschösterreich verbliebenen Anhänger der Partei bildeten die DNSAP Deutschösterreichs unter Führung von Walter Riehl. Ab 1920/21 arbeitete die Partei eng mit der reichsdeutschen NSDAP Adolf Hitlers zusammen. Nach der Spaltung 1923 übernahm erst Karl Schulz den Vorsitz der Partei, bevor sich ihre Splittergruppen 1925/26 der NSDAP in Österreich anschlossen.
  2. Die nun in der Tschechoslowakei lebenden Parteianhänger organisierten sich unter ihrem Vorsitzenden Hans Knirsch.

Während die österreichische Partei nie ein bedeutendes politisches Gewicht gewann, erlangte die DNSAP in der Ersten Tschechoslowakischen Republik eine gewisse Bedeutung. Gemeinsam mit der Deutschen Nationalpartei (DNP) Rudolf Lodgmans von Auen vertrat sie den Teil der sudetendeutschen Bevölkerung, der der Gründung der Tschechoslowakei prinzipiell ablehnend gegenüberstand (vergleiche Negativismus) und den Anschluss der deutschsprachigen Gebiete an das Deutsche Reich bzw. an Österreich forderten.

Bei den ersten Wahlen zum tschechoslowakischen Parlament im April 1920 ging die DNSAP ein Wahlbündnis mit der DNP mit dem Namen „Deutsche Wählergemeinschaft“ ein. Diese erreichte 5,3 % der Stimmen und 15 der 300 zu vergebenden Mandate; die DNSAP entsandte 5 Abgeordnete ins Prager Abgeordnetenhaus; insgesamt entsandten die deutschen Parteien 72 Abgeordnete ins Parlament.

Im Zuge der politischen Stabilisierung der Tschechoslowakischen Republik im Verlauf der zwanziger Jahre konnte unter der sudetendeutschen Bevölkerung die kompromisslose Ablehnung des neuen Staates keine Popularität gewinnen. Der von den negativistischen Parteien bei den nächsten Parlamentswahlen im November 1925 erhoffte Stimmenzuwachs blieb aus. Die DNP errang 3,4 % der Stimmen (10 Mandate), die DNSAP 2,4 % (7 Mandate). Die Vorsitzenden beider Parteien, Lodgman und Knirsch, traten zurück.

Im Jahre 1926 übernahmen Rudolf Jung und Hans Krebs die Parteiführung. Unter ihnen lehnte sich die Partei immer stärker an die NSDAP im Deutschen Reich an. Bei den Parlamentswahlen im Oktober 1929 änderte das am Ergebnis der Partei wenig; sie errang 2,8 % der Stimmen und 8 Mandate.

In den zunehmenden Wahlerfolgen der NSDAP im Deutschen Reich, der sich im Sudetenland besonders stark auswirkenden Weltwirtschaftskrise und den damit wieder zunehmenden deutsch-nationalen Bestrebungen sah die tschechoslowakische Regierung eine ernste Bedrohung für ihren Staat. Die zunehmende paramilitärische Ausrichtung der DNSAP mit der Schaffung eines „Verbund Volkssport“ (vergleichbar der SA) nahmen die Behörden zum Anlass, die Partei zu verbieten. Diesem Verbot kam die DNSAP am 3. Oktober 1933 durch Selbstauflösung zuvor.

Die Vertretung der national gesinnten Deutschen in der Tschechoslowakischen Republik übernahm die am 1. Oktober 1933 gegründete Sudetendeutsche Heimatfront (SHF) Konrad Henleins. Über die Frage, ob die Sudetendeutsche Heimatfront eine direkte Nachfolgerin der verbotenen DNSAP war, wurde in der historischen Forschung lange heftig debattiert. Da sich die oberste Führung der SHF in den ersten Jahren primär aus Mitgliedern des Deutschen Turnverbandes um Konrad Henlein zusammensetzte, wird die SHF in den meisten neueren Forschungsarbeiten nicht als direkte Nachfolgerin der DNSAP bezeichnet.

Siehe auch

Literatur

  • Rudolf Jung: Der nationale Sozialismus (2. Auflage 1922)
  • Hans Knirsch: Geschichte der DNSAP (1933)
  • Wladika, Michael: Hitlers Vätergeneration. Die Ursprünge des Nationalsozialismus in der k.u.k.-Monarchie" (2005)
  • Luh, Andreas: Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei im Sudetenland. Völkische Arbeiterpartei und faschistische Bewegung, in: Bohemia 32 (1991), S. 23-38.
  • Smelser, Ronald M.: Hitler and the DNSAP. Between Democracy and Gleichschaltung, in: Bohemia 20 (1979), S. 137-155.
  • Ders.: Nazis without Hitler. The DNSAP and the first Czechoslovak Republic, in: East Central Europe 4 (1977), S. 1-19.

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