Deutsches Alpenkorps

Deutsches Alpenkorps
Edelweiß Zeichen der Gebirgstruppen

Das Deutsche Alpenkorps war ein Großverband des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg und gilt als Vorläufer der deutschen Gebirgstruppe. Während des Ersten Weltkrieges wurde es im Mai 1915 zunächst zu dem Zweck aufgestellt, Österreich-Ungarn bei der Verteidigung seiner Grenze zu Italien zu unterstützen.

Inhaltsverzeichnis

Vorläufer

Deutschland verfügte bis zum Ersten Weltkrieg über keine Gebirgstruppen. Dennoch wurde bereits 1892 bei den Goslarer und auch den Schlettstadter Jägern auf Befehl des preußischen Kriegsministeriums Skiausbildung durchgeführt. Allerdings wurde der militärische Wert der Skiausbildung von ziviler Seite her viel deutlicher erkannt und vehement propagiert. So lud der Skiclub Schwarzwald bereits 1896 die Schlettstadter Jäger zu Rennen ein, führte 1902 den Patrouillenlauf ein und gab 1905 bei Gründung des Deutschen Skiverbandes (DSV) die Anregung, dass dieser es als seine Hauptaufgabe betrachte, brauchbare Skiläufer für das Heer heranzubilden.

Erst nachdem man im Ersten Weltkrieg zu Beginn des Winters 1914/15 in den Vogesen auf die gut ausgebildeten skibeweglichen französischen Alpenjäger getroffen war, ging man an die Aufstellung eigener deutscher Schneeschuhbataillone. Am 14. Oktober 1914 erließ der „DSV-Ausschuss zur Bildung des Deutschen freiwilligen Skikorps“ einen Aufruf „an die Skiläufer Deutschlands“, der sie zum Eintritt in die Schneeschuhtruppe aufforderte. Am 21. November 1914 trat in München das „Königlich Bayerische 1. Schneeschuhbataillon“ zusammen. Kurz darauf folgten die Württembergische Schneeschuhkompanie Nr. 1 sowie die Preußischen Schneeschuhbataillone Nr. 2 und Nr. 3.

Gründung

Mit der Kriegserklärung Italiens im Mai 1915 entstand eine für Österreich-Ungarn bedrohliche Lage: Außer den Besatzungen von Festungswerken befanden sich die aktiven Truppen, die zur Verteidigung im Hochgebirge vorgesehenen Kaiserjäger-Regimenter, an der Ostfront in Galizien. Die Donaumonarchie musste zunächst eine Verteidigungslinie aus Standschützen und anderen improvisierten Formationen organisieren. Die deutsche Oberste Heeresleitung war sich bewusst, dass bei den geringen Kräften, die Österreich-Ungarn zur Verteidigung der Tiroler Grenze jetzt stellen konnte, die Gefahr für Süddeutschland sehr groß werden konnte. Die beste Sicherung Bayerns war also die Tirols. Bereits im Frühjahr 1915 hatte man begonnen, aus bewährten deutschen Einheiten um einen bayerischen Kern das Alpenkorps – eine verstärkte Infanteriedivision – zusammenzustellen. Entsprechend seiner künftigen Verwendung auch im Hochgebirge sollte das Alpenkorps Gebirgsausrüstung erhalten (z. B. Schneeschuhe, Eispickel, Bergschuhe usw). Da das Alpenkorps auch Korpstruppen für die Auftragserfüllung benötigte, wurde dieser militärische Verband, trotz der Mannschaftsstärke einer Division als Korps bezeichnet.

Es bestand aus der 1. Kgl. Bay. Jägerbrigade (Generalmajor Ludwig von Tutschek) und der 2. Jägerbrigade (Oberst Ernst von Below). Zur ersteren gehörten das Bayerische Infanterie-Leib-Regiment und das 1. Bayerische Jäger-Regiment. Zur 2. Jägerbrigade gehörten das Jägerregiment 2 (preußisches Jägerbataillon 10, preußisches Reserve-Jägerbataillon 10 und mecklenburgisches Reserve-Jägerbataillon 14) und das Jägerregiment 3, bestehend aus den früheren vier Schneeschuhbataillonen. Außerdem gehörten dazu: 6 Radfahrkompanien, 7 Maschinengewehrabteilungen (Gebirgsmaschinengewehrabteilungen), 48 Feld- und Gebirgsgeschütze und je eine Batterie 10 cm-Kanonen und 15 cm-Haubitzen, ferner Minenwerferabteilungen, Pionierkompanien, Nachrichtentruppen usw. und zeitweise auch die Kgl. Bay. Feld-Fliegerabteilung 9 b.

Dolomiten-Front

Generalleutnant Konrad Krafft von Dellmensingen wurde zum Kommandeur des Deutschen Alpenkorps ernannt. Er war ein besonders bergkundiger Mann. Vor ihm und seinem Alpenkorps standen schwierige Aufgaben: eine teils hochalpine Front und ein zahlenmäßig überlegener Gegner, der über bestens ausgebildete Gebirgstruppen, die Alpini verfügte. Das Problem war, die eigenen Leute auf den Gebirgskrieg vorzubereiten.

Im folgenden knappen halben Jahr halfen diese deutschen Truppen den einheimischen und k.u.k. Kräften bei der Verteidigung der Front gegen Italien. Es wurde eine Verteidigungslinie mit zugehöriger Infrastruktur aufgebaut. Wertvolle Erfahrungen im Gebirgskampf konnten gesammelt werden, und das Alpenkorps wurde allmählich zu einer gefestigten Truppe. Die Gefechtstätigkeit beschränkte sich auf Schwerpunktbildung, hauptsächlich die Jäger-Bataillone kamen zum Kampfeinsatz. Da das Deutsche Reich noch nicht im offiziellen Kriegszustand mit den Italienern stand, durfte das Alpenkorps nicht in Angriffsunternehmen auf italienischem Gebiet eingesetzt werden. Zu beachten ist hierbei, dass die deutschen Kräfte insgesamt eher zurückhaltend eingesetzt wurden. Die Verlegung des Alpenkorps diente in erster Linie dazu, dem österreichisch-ungarischen Verbündeten politisch und moralisch den Rücken zu stärken. Erst ab August 1916 befand sich das Deutsche Reich offiziell mit Italien im Kriegszustand. Das deutsche Alpenkorps kämpfte an den Brennpunkten in den Dolomiten so z.B. am Col di Lana, am Kreuzbergsattel, in den Sextener Dolomiten und an den Tofanen.

Ohne die Mitwirkung des Deutschen Alpenkorps wäre ein italienischer Durchbruch im Dolomiten-Raum möglich gewesen. Das Deutsche Alpenkorps rückte im Herbst 1915 zum Einsatz in Serbien ab. Das Edelweiß, das 1906 von der österreichisch-ungarischen Armee als Emblem für Ihre Gebirgstruppen eingeführt worden war - ursprünglich am Uniformkragen zu tragen - wurde von den Österreichern später als Dank für die Hilfe dem Deutschen Alpenkorps übertragen.

Für die von der Ostfront in die Dolomiten verlegten österreich-ungarischen Verbände ließ das Deutsche Alpenkorps eine gut ausgebaute hochalpine Abwehrstellung mit Kavernen, Seilbahnen, Unterkünften und ausgebildeten Standschützen zurück. Sie konnte von den nunmehr allein zuständigen k.u.k.-Truppen übernommen werden.

Weitere Verwendung

1916 war das Alpenkorps in der Schlacht von Verdun im Bereich des Dorfes Fleury und dem Zwischenwerk Thiaumont eingesetzt. Fleury, Thiaumont sowie die Munitionsräume bei Fleury (Poudriere de Fleury) wurden im Rahmen von zwei Großangriffen am 23. Juni und 11. Juli 1916 eingenommen. Ein kleiner Stoßtrupp des bayerischen Infanterie-Leibregimentes erreichte sogar die sogenannte „Filzlausstellung“ (Ouvrage de Morpion) und erzielte damit kurzfristig den weitesten Vorstoß deutscher Truppen vor Verdun. 1916/17 kämpfte es in Siebenbürgen und Rumänien. Im Herbst 1917 kehrte es als Teil der deutschen 14. Armee nochmals an die österreich-ungarische Gebirgsfront zurück und wurde mit sieben anderen deutschen Divisionen während der 12. Isonzoschlacht im Schwerpunkt eingesetzt. So stürmte das Alpenkorps den Kolovrat Kamm unter Oberleutnant Schörner. Zwei berühmte deutsche Generalfeldmarschälle des Zweiten Weltkriegs verdienten sich hier die ersten Orden, Erwin Rommel und Ferdinand Schörner. Chef des Stabes dieser Armee war der ehemalige Kommandeur des Alpenkorps.

Das Kriegsende erlebte das Alpenkorps 1918 an der mazedonischen Front.

Kommandeure

Generalleutnant Konrad Krafft von Dellmensingen --- 21. Mai 1915 bis 28. Februar 1917
Generalleutnant Leo Sonntag --- 1. März bis 4. September 1917
Generalmajor Ludwig Ritter von Tutschek --- 5. September 1917 bis 2. Dezember 1918

Edelweißabzeichen

Das vom Alpenkorps getragene Edelweißabzeichen war österreich-ungarischen Ursprungs. Für Hilfe in höchster Not, als nach dem italienischen Kriegseintritt die Grenzen zur k.u.k. Monarchie nahezu entblößt waren und deutsche Truppen zur Hilfe abgestellt wurden, bis die Front durch herangeführte Verstärkungen stabilisiert war. Aus Dankbarkeit für diese Hilfe verlieh das k.u.k. Oberkommando den deutschen Truppen das Edelweiß der k.k. Gebirgstruppe - wie es übrigens heute noch von den Gebirgsjägern der Bundeswehr getragen wird.

Literatur

  • Heinz von Lichem: Der Einsame Krieg. Athesia Verlag Bozen
  • Heinz von Lichem: Gebirgskrieg 1915–1918. Band 2, 1981, Verlagsanstalt Athesia Bozen, ISBN 88-7014-236-1
  • Konrad Krafft von Dellmensingen (General der Artillerie): Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914–1918. Band 1 und 2, Stuttgart 1930
  • Günther Hebert: Das Alpenkorps: Aufbau, Organisation und Einsatz einer Gebirgstruppe im Ersten Weltkrieg. Boppard 1988, ISBN 3-7646-1860-4
  • Walther Schaumann: Führer zu den Schauplätzen des Dolomitenkrieges. Band 1, 1973, Verlag Foto Ghedina Cortina d’Ampezzo
  • Reinhard Kastner: Bayerische Flieger im Hochgebirge. Die bayerische Feld-Flieger-Abteilung 9 im Alpenkrieg. Gröbenzell, 1998
  • Breitenacher Martin: Das Alpenkorps 1914- 1918. Vorhut Verlag, Berlin, 1939
  • Kaltenegger Roland: Das deutsche Alpenkorps. Leopold Stocker Verlag, 1995
  • Feldzeitung des Deutschen Alpenkorps. 1918 (LLB Detmold)

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