Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband

Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband
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Der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband (DHV) war eine völkisch-antisemitische Angestelltengewerkschaft, die von 1893 bis 1933 bestand.

1893 konstituierte sich der DHV in Hamburg als ständische Interessenvertretungsorganisation kaufmännischer Angestellter. Die Gründung geschah auf Initiative evangelischer Jünglingsvereine, die Anhänger des Hofpredigers Adolf Stoecker und seiner christlich-Sozialen Bewegung waren. Der DHV dokumentierte durch seine Namenswahl und Satzung seine Zugehörigkeit zur völkischen und antisemitischen Bewegung und seine Nähe zu den damaligen völkischen Parteien. Der Verein selbst beschrieb sich als "aus dem Antisemitismus heraus geboren". So nahm er keine Juden als Mitglieder auf. Frauen wurde ebenfalls die Mitgliedschaft verweigert, die in der Kaiserzeit zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen in Angestelltenberufen wurde als "Schmutzkonkurrenz" bezeichnet und als Bedrohung empfunden, der DHV unterstützte aktiv antifeministische Vereinigungen wie den Deutschen Bund gegen die Frauenemanzipation. Politisch positionierte sich der DHV gegen die damals dominierenden liberalen Angestelltenverbände (wie den 58er-Verein und den Leipziger Verband), die als "antinational" bezeichnete Sozialdemokratie und das "jüdisch" genannte Großkapital. Neben dieser politischen Tätigkeit setzte sich der Verband für umfassende sozialpolitische Maßnahmen ein, so gründete er beispielsweise eine eigene Krankenkasse. Sonntagsruhe, Versicherungswesen und Lehrlingsschutz nahmen vor allem während und nach dem Ersten Weltkrieg in seiner Tätitkeit einen mindestens ebenso hohen Stellenwert wie antisemititsche Agitation ein. Besonders erfolgreich erwies sich der Verband durch sein umfassendes Pressewesen und flächendeckende Organisation mit Ortsgruppen im gesamten Deutschen Reich und im Ausland.

Nach der Jahrhundertwende war der Verein soweit erstarkt, dass er antisemitische Parteien und andere Vereine personell und finanziell unterstützen konnte. 1905 war der DHV mit 75.000 Mitgliedern zur zahlenmäßig stärksten Angestelltengewerkschaft angewachsen, 1913 zählte er knapp 150.000 Mitglieder.

1919 beteiligte der DHV sich an den Berliner Angestelltenstreiks und schloss sich mit einigen kleineren Verbänden zum Gesamtverband deutscher Angestelltengewerkschaften (Gedag) zusammen, der sich wiederum an die mehrheitlich nicht völkischen, sondern an der katholischen Soziallehre orientierten, christlichen Gewerkschaften anlehnte. Die im Gedag zusammengeschlossenen Verbände wuchsen bis 1930 auf 592.000 Mitglieder an, was ca. 40% der organisierten Angestellten entsprach. Im Gedag spielte der DHV die führende Rolle. Seit 1926 war der Gedag der stärkste und einflussreichste Zusammenschluss von Angestellten in der Weimarer Republik. Politisch lehnte sich der DHV zunächst primär an die DNVP, im geringeren Maße auch an DVP, Zentrum, DDP oder völkische Splittergruppen an. Nach 1930 orientierte sich eine Mehrheit der Mitglieder auf die NSDAP. 1933 ließ sich der DHV freiwillig gleichschalten und wurde wenig später in die Deutsche Arbeitsfront aufgelöst.

Nach 1945 schlossen sich einige der ehemaligen DHV-Mitglieder der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) an, andere gründeten 1950 den Deutschen Handlungsgehilfenverband, welcher sich 1956 in Deutscher Handels- und Industrieangestellten-Verband umbenannte.

Literatur

  • Iris Hamel: Völkischer Verband und nationale Gewerkschaft: der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband 1893 - 1933. Frankfurt am Main 1967.

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