Die Ferien des Herrn Hulot

Die Ferien des Herrn Hulot
Filmdaten
Deutscher Titel: Die Ferien des Monsieur Hulot
Originaltitel: Les Vacances de Monsieur Hulot
Produktionsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 1953
Länge: 110 Minuten
Originalsprache: Französisch
Altersfreigabe: FSK 6
Stab
Regie: Jacques Tati
Drehbuch: Jacques Tati, Henri Marquet, Pierre Aubert, Jacques Lagrange
Produktion: Fred Orain
Musik: Alain Romans
Kamera: Jacques Mercaton, Jean Mousselle
Schnitt: Jacques Grassi, Ginou Breton
Besetzung
  • Jacques Tati: Monsieur Hulot
  • Nathalie Pascaud : Martine
  • Michele Rolla : Martines Tante
  • Valentine Camax : die Engländerin
  • Louis Perrault : Monsieur Fred
  • André Dubois : der Kommandant

Die Ferien des Monsieur Hulot aus dem Jahr 1953 ist nach mehreren Kurzfilmen der zweite Spielfilm des französischen Regisseurs Jacques Tati. Das Werk hatte am 25. Februar 1953 in Frankreich Premiere.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In einem kleinen bretonischen Badeort verleben die unterschiedlichsten Menschen ihre Ferien, darunter Engländer und Deutsche. Während die übrigen Gäste ihren Vergnügungen wie Schwimmen, Tennis, Kartenspiel und Gemeinschaftsabenden nachgehen, verursacht ein Gast, Monsieur Hulot, unbeabsichtigt eine Turbulenz nach der nächsten. Mit seiner Vorliebe für Jazz-Musik verstört er die Mitbewohner der Pension und weckt sie nachts mit seinem lauten, alten Wagen. Er tritt ein Ruderboot durch und erweckt am Strand den Eindruck, es handle sich bei ihm um einen Hai.

Bei dem Versuch, ein Bild gerade zu rücken, hinterlässt er ein Zimmer mit einigen demolierten und beschädigten Gegenständen. Ohne praktische Vorkenntnisse im Tennisspiel besiegt er alle Gäste allein mit seinem ungewöhnlichen Aufschlag (dessen Technik er sich während der Qualitätsdemonstration beim Erwerb des Schlägers von der Verkäuferin abgeschaut hat), was die als Schiedsrichterin fungierende Engländerin hellauf begeistert. Er spielt mit einem deutschen Jungen begeistert Tischtennis und bringt bei seiner Suche nach dem verschlagenen Ball durch sein Verschieben von Kartenspielern während des Ausspielens zwei unabhängige Kartenrunden so in Streit, dass es zu Handgreiflichkeiten kommt. Er löst auf seiner Flucht vor ihn verfolgenden Hunden in einer Hütte unbeabsichtigt bereits in der Nacht vor dem Ende der Ferien das hierfür gedachte Feuerwerk aus. Während die anderen Gäste im Radio einer Rede lauschen, tanzt er lieber mit der jungen Martine, die, zusammen mit einer alten Engländerin, einem Schweizer und dem Sohn eines deutschen Ehepaares als einzige für ihn Sympathie empfindet. Als er mit Martine ausreiten möchte, schafft er es jedoch nicht, sein weißes Pferd zu besteigen und dieses sperrt danach beim Ausschlagen einen anderen Gast in dessen Auto ein, so dass Hulot lieber die Flucht ergreift.

Eingebunden sind seine Erlebnisse in eine Reihe von kleinen Szenen, die weniger eine Handlung als Momentaufnahmen liefern: Am Bahnhof, wo die Leute nach unverständlichen Durchsagen stets an den falschen Bahnsteigen auftauchen und die Züge stets an den anderen Gleisen einfahren; der Hund, der auf der Straße schläft und erst nach gutem Zureden Platz macht; Jugendliche, die Duke Ellington hören und englische Zigaretten rauchen; der junge Kommunist, der Martine stets politische Vorträge hält; Kinder, die ihr Brennglas an schlafenden Erwachsenden ausprobieren; die beiden Frauen, die zum Ausflug das gleiche Kleid anziehen und beim Treffen im Flur sofort eine Kehrtwendung zurück ins Zimmer machen; die Hotelangestellten, die alle Gäste misstrauisch beäugen, die ihre Ordnung stören.

Am Ende des Sommers verabschieden sich alle Gäste wortreich voneinander, schneiden jedoch den Kauz Hulot. Nur die alte Engländerin und der ebenso alte Schweizer verabschieden sich von ihm; sie bemerken, dass es trotz der vielen Männer um Martine der liebenswerte Chaot Hulot ist, der Martine am meisten gefallen hat.

Anmerkungen

  • Die Ferien des M. Hulot funktioniert wie ein Stummfilm. Es fallen kaum Worte, die zudem in den verschiedenen Sprachen der Gäste (Französisch, Deutsch und Englisch) gehalten sind. Musikalisch dominiert das entspannte Hauptthema Alain Romans, häufig werden akustische Effekte eingesetzt.
  • Der Film wurde in Farbe gedreht, Tati entschied sich aber, ihn in Schwarzweiß in die Kinos zu bringen. Nur in der letzten Szene wird das Bild für einen Moment farbig.
  • Von dem Film existieren verschieden langen Fassungen. Ursprünglich lief er 114 Minuten.
  • Drehort war Saint-Marc-sur-Mer in Saint-Nazaire, der Strand trägt zwischenzeitlich den Namen "La Plage de Monsieur Hulot" und wird von einer Statue Monsieur Hulots geschmückt.
  • Monsieur Hulot trat noch in weiteren Spielfilmen von Jacques Tati auf: Mein Onkel, Abendschule, Tatis herrliche Zeiten sowie in Trafic.
  • Jean-Claude Carrière verfasste später eine Romanfassung.
  • Der britische Komiker Benny Hill hat einige Sketche von Tati in den 1980er Jahren übernommen: Legendär ist die Szene, in der Hulot (Tati) als Hotelgast beim Abendessen über den Tisch nach dem Salzstreuer langt, just in dem Moment, als sich der Tischnachbar den Mund mit der Serviette abwischen wollte. Der Tischnachbar säuberte somit seinen Mund am Ärmel von Hulot und nicht an der Serviette - die Situationskomik war perfekt. Diese Szene wiederholt sich nach einigen Sekunden nochmals.

Kritiken

  • Wie eine Perlenschnur sind die Gags aufgereiht, verbunden von einer überaus liebenswerten Intelligenz und einem romantischen Charme, der über Chaplins kalkuliertes Spiel weit hinausgeht. Eine zärtlich-erfreuliche Typen-Komödie, die sich gegen jede filmische Einordnung nicht nur im französischen Kino sperrt.“ (Lexikon des internationalen Films)
  • It is not a comedy of hilarity but a comedy of memory, nostalgia, fondness and good cheer. There are some real laughs in it, but ,Mr. Hulot's Holiday‘ gives us something rarer, an amused affection for human nature—so odd, so valuable, so particular.“ (Roger Ebert, Sunday Times)

Auszeichnungen

Der Film gewann 1953 den Louis-Delluc-Preis und nahm am Cannes Film Festival teil, bei dem er mit dem „Preis der internationalen Kritik“ ausgezeichnet wurde. Zudem erhielt er den belgischen Prix Femina. 1956 wurden Tati und Henri Marquet in der Kategorie „Bestes Drehbuch“ für den Oscar nominiert. Neben der Teilnahme am Festival in Cannes nahm der Film auch an der Berlinale 1953 teil.

DVD-Veröffentlichung

  • Die Ferien des Monsieur Hulot. Ufa 2005
  • M. Hulot's Holiday, Criterion Collection (Code 1), USA 2006

Soundtrack

  • Alain Romans: Les Vacances de Monsieur Hulot (Auszüge), auf: Extraits des Bandes Originales des Films de Jacques Tati. Philips / Polygram o. J., Tonträger-Nr. 836 983-2

Literatur

  • Jean-Claude Carrière: Die Ferien des Monsieur Hulot. Roman nach dem Film von Jacques Tati. Alexander-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-89581092-4
  • Jacques Kermabon: Les vacances de Monsieur Hulot de Jacques Tati. Yellow now, Crisnée (Belgien) 1988 (frz. Ausgabe)
  • Ronald M. Hahn, Volker Jansen: Die Ferien des Monsieur Hulot. In dies.: Kultfilme. Von „Metropolis“ bis „Rocky Horror Picture Show“. 2. Auflage. Heyne-Filmbibliothek Nr. 73. Heyne, München 1987, ISBN 3-453-86073-X, S. 135-141
  • Susan Hayward, Ginette Vincendeau: French film, texts and contexts. Routledge, London u.a. 1989, ISBN 0-41500130-7 (engl. Ausgabe)

Weblinks


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