Die Harald-Schmidt-Show

Die Harald-Schmidt-Show
Showdaten
Titel: Die Harald Schmidt Show
Produktionsland:

Deutschland

Produktionsjahr:

1995 bis 2003

Produktions-
unternehmen:

Bonito TV

Länge pro Sendung: etwa 43 Minuten
Genre:

Late-Night-Show

Erstausstrahlung: 5. Dezember 1995
auf Sat.1
Moderation:

Harald Schmidt

Die Harald Schmidt Show war eine von Harald Schmidt moderierte Unterhaltungssendung im Programm des Privatsenders Sat.1. Die täglich von Dienstag bis Freitag gegen 23:15 Uhr gesendete Late-Night-Show wurde am 5. Dezember 1995 erstmals ausgestrahlt, in der Anfangszeit sogar auch am Samstag und an diesem Tag sogar komplett live, statt wie sonst im Live-On-Tape-Verfahren. Vom 30. Juni 2003 bis zum Beginn der Kreativpause am 23. Dezember 2003 lief die Show außerdem auch montags.

Die Sendung wurde von der Bonito-TV-Produktionsgesellschaft produziert, deren Geschäftsführer Harald Schmidt war. Die Aufzeichnung erfolgte seit August 1998 im Studio 449 in der Schanzenstraße 39 in Köln-Mülheim. Zuvor wurde die Show von Jörg Grabosch und seiner Firma Brainpool im Kölner Capitol produziert.

Inhaltsverzeichnis

Protagonisten

Zu den Protagonisten der Show gehörten unter anderem:

Über die Jahre wechselten sich in der Show mehr oder weniger bekannte Charaktere (u. a. Mitarbeiter der Show) ab, so zum Beispiel:

  • Reporter Kai Edel als selbstverliebte Ausgabe von Kai Ebel, dargestellt von Autor Peter Rütten
  • Dr. Udo Brömme, imaginärer CDU-Politiker, dargestellt von Autor Ralf Kabelka
  • Li und Wang, zwei chinesische Restaurantbesitzer in unmittelbarer Nähe des Capitols
  • Frau Asenbaum, spielte oft Harald Schmidts Mutter Waltraut Schmidt, u. a. erfand sie beim Untersuchen der defekten Wohnzimmer-Steckdose den Rap.
  • Herr Lüdemann als Opa Lüdemann oder Fatter Teresa
  • Schmidts türkischer Chauffeur Üzgür
  • Jörg Grabosch, der echte Produzent der Harald Schmidt Show spielte sich selbst im Capitol Clan
  • Maria Merzedes Smeralda de Santiago Escordial, sie spielte die Rolle von Harald Schmidts Freundin Inge im Capitol Clan
  • Sven Olaf Schmidt, brachte Harald Schmidt das Deutsche Wasser
  • Postbote Letterman (Peter Helf) brachte Schmidt ausgewählte Zuschauerpost an seinen Schreibtisch, nachdem der Spruch „Briefe bringt bei uns nicht irgendwer, Briefe bringt bei uns der – Letterman!“ vom Publikum zu Ende gerufen war.
  • Tee, ein Mitarbeiter im Kostüm eines Teebeutels
  • Pam als gelungene Einbeziehung von Pamela Anderson in die Show, verkörpert vom deutschen Pamela-Double Ina Werner
  • Bimmel und Bommel, possierliche Stoff-Geschöpfe der Liebe mit einem klar formulierten Bildungsauftrag auf dem Gebiete der Alphabetisierung
  • Unser Ossi, dargestellt von Bernd Zeller, einem der Gagschreiber der Harald Schmidt Show
  • Horst, der unsichtbar ist und vor Manuel Andrack als eine Art Sidekick fungierte.

Die Helmut Zerlett Band

Damalige Begleitband der Schmidt Show bei Sat.1.

Mitglieder:

Inhalte

Jede Show begann mit Schmidts 5- bis 10-minütigem Monolog, einem Stand-Up-Teil, worin er in zynischer Manier auf Hintergründe zum aktuellen Tagesgeschehen einging. Hier etablierten sich Redewendungen wie „Eine tolle Sache!“, „Wenn Sie folgenden Satz schon einmal von mir gehört haben, meine Damen und Herrn: …“, und „Heute morgen um 4 Uhr 11, als ich von den Wiesen zurück kam, wo ich den Tau aufgelesen habe, …“. Letztere wurde ebenso wie „Ich sage ja zu deutschem Wasser.“ mit einem prickelnden Sound von Helmut Zerlett zum bejubelten Highlight aufgewertet.

Nach exklusiver Ansage seiner Band („Los Zerlettos!“) nahm Schmidt an seinem Schreibtisch Platz und moderierte von dort aus weiter. Bis zum Talk mit geladenen Gästen im letzten Drittel der Show sorgte der Mittelteil mit diversen Einspielern, Show-Einlagen und Studio-Aktionen für bunte Abwechslung:

  • Zeitteufel (aus der Anfangszeit der Show)
  • Die dicken Kinder von Landau: Low-Budget-Ankündigungs-Serie nie gedrehter Folgen („Demnächst in Sat.1: …“) mit kraftvoll untergelegtem Peter-Gunn-Theme
  • Weisheiten des Konfuzius: Deutsche Volksweisen – vorgetragen von Li und Wang
  • Foto-Quiz: Schmidt zeigte eine Collage aus vier Fotos und fragt das Publikum, was die gezeigten Motive gemeinsam haben.
  • Bilderrätsel war eine kreative Aneinanderreihung von Bildern mit Gegenständen, deren Namen hintereinander gelesen eine Wortgruppe oder einen Satz ergeben.
  • Was sehen wir hier?“ fragte Schmidt während der Einblendung eines Standbildes und erheiterte das Publikum mit drei witzigen Antwortvorschlägen. Oft lautete die Frage auch „Was denken diese Menschen?“ oder „Was denkt er/sie?“
  • Todesfalle Haushalt war eine von Peter Rütten gesprochene "Rubrik", in der immer ein Prolet, ein älterer Herr und eine ältere Frau skurrile Haushaltsunfälle hatten. Die ältere Frau und der Prolet wurden zwar immer von denselben Darstellern gespielt trugen aber nicht immer dieselben Namen. Die Geschichte um den älteren Mann war am Anfang immer die Gleiche: "Wie noch jeden Tag sitzt Anton Hänseler in seinem Sessel im Wohnzimmer und denkt an seine Zeit bei der Wehrmacht..."
  • 1000 Meisterwerke
  • Das Alphabet mit Bimmel und Bommel: Die beiden Unverschämten erklärten „den Kindern“ in jeder Folge einen Buchstaben aus dem Alphabet und zählten daraufhin mehrere obszöne Beispielwörter auf, die mit diesem Buchstaben beginnen. Am Ende landeten sie aber immer beim „Guten A“.
  • Staatsbürgerkunde erklärte Begriffe aus Politik und Wirtschaft auf leichtverständlichste Art. Beim Begriff „Geheime Wahl“ z. B. versteckte sich Schmidt mit seinem Telefon unter dem Schreibtisch oder demonstrierte den Begriff „Fiskus“ mit einem Kuss, während Helmut Zerlett ein Fis spielt.
  • Die Serie „Der Capitol-Clan“ hielt den Zuschauer über vermeintliche Intrigen und üble Machenschaften im Team der Show auf dem Laufenden. Neben Randszenen, die u. a. belegen, dass Schmidt für ein Zubrot seine Mutter Waltraut auf den Strich schickt, geht es vornehmlich darum, wie einzelne Mitarbeiter versuchen, Schmidt den Rang abzulaufen und dafür sogar Schläger oder Auftragskiller gegen Unterbezahlung anheuern. Vorlagen sind hier Der Denver-Clan und Dallas.
  • In Haralds Humorschule führte Peter Rütten vor, wie man scheinbar hoffnungslose Situationen mit Humor doch noch zu seinem Vorteil umbiegen kann.
  • Fatter Teresa: Herr Lüdemann gab sich als Mutter Teresas nacheifernden Zwillingsbruder, vollbrachte jedoch nie irgend eine selbstlose Handlung. Jede Folge begann mit dem Vorspann: „Er ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten, er ist ihr eineiiger Zwillingsbruder, und er trägt ihre alten Sachen auf, er ist – Fatter Teresa.“ Durch die Straßen ziehend wird er zumeist von einer attraktiven Passantin angesprochen und um eine kleine Hilfe gebeten, z. B. beim Verladen am Auto. Fatter Teresa begegnet dieser Bitte zuversichtlich: „Aber sicher, ich helfe immer wo ich kann.“ Beim ersten Ansetzen zur Tat allerdings scheitert er sofort mit den Worten: „Oh, das ist ja scheiße schwer. Aber ich hab es wenigstens versucht“, woraufhin er sich weiter auf den Weg begibt.
  • Schmidt telefoniert: Nach obligatorischem „Ich höre ein Amt!“ überfiel Schmidt ahnungslose Gesprächsteilnehmer. Meldete er sich unter falschem Namen, konnte sich der Angerufene dennoch relativ schnell von der Verbindung zu Schmidt und seinem Publikum überzeugen.
  • Die Live-Zuschaltung eines Prominenten zeigte prinzipiell nur dessen Porträt, in das der Mund des eigentlichen, meist imitierenden Gesprächspartners aus dem Team eingeblendet wurde.
  • Hitler-Parodien gab Schmidt meist mit im Bild eingeblendetem schwarzen Rechteck als 2D-Schnurrbart.
  • Außenexperimente auf dem Studiogelände, z. B. Crash einer Melone
  • Ab und zu wurden Kinder aus der Initiative Jugend forscht mit ihren originellen Erfindungen in die Sendung eingeladen.
  • Nachgespielte Szenen aus Geschichte und aktuellem Zeitgeschehen mit Figuren in z. T. aufwändig gebauten Modellen oder mit dem Publikum nahmen oft den gesamten Mittelteil der Show in Anspruch.
  • Mit Playmobil-Figuren wurden in liebevoll ausgestatteten Spiel-Landschaften Ereignisse der Weltgeschichte, Lebensläufe von Prominenten oder Romaninhalte nachgestellt und von Schmidt kommentiert.
  • Diverse Requisiten boten sich hin und wieder für kleine Jokes an. Mit seinem Handstaubsauger beispielsweise reinigte Harald Schmidt gelegentlich noch schnell den Sessel für den nächsten Gast oder benutzte ihn auf dem Schreibtisch kurzerhand nach einem Niesen.
  • Am Adventskalender gab es in jeder Dezember-Sendung ein Türchen mit besonderer Überraschung zu öffnen.
  • Gesangsdarbietungen von Schmidt selbst, z. B. als Freddie Mercury. Auch Peter Rütten sang.
  • Gast-Auftritte: Viele Künstler und Bands konnten in der Harald-Schmidt-Show ihre neue CD oder Single einem breiten Publikum vorstellen.
  • Phantastische Paralipomena: Zum besinnlichen Ausklang der Show wurde das Zitat eines Philosophen rezitiert und mit eindrucksvollen Landschaftsbildern und Richard WagnersTannhäuser“ untermalt.

Legendäre Sendungen

Harald Schmidt hatte nahezu völlige Freiheit bezüglich der Show-Gestaltung. Nur als er anlässlich der Fusion von ProSieben und Sat.1 den Sender Sat.1 als heruntergekommene Braut darstellte, gab es ein Gespräch mit den Sendervorständen. Es gibt einige mittlerweile legendär gewordene Sendungen, für die er teilweise Preise erhalten hat, z. B. eine am 28. Mai 2002 komplett in französischer Sprache produzierte Show (mit Untertitel nur während des Anfangsmonologs), für die er den Deutsch-Französischen Journalistenpreis erhielt. In einer anderen Sendung ließ er für 20 Minuten das Licht ausschalten und saß die ganze Zeit über schweigend an seinem Show-Schreibtisch. Anlässlich eines „Miles-Davis-Abends“ moderierte er am 22. November 2002 die gesamte Sendung mit dem Rücken zum Publikum. Schmidt nahm sich hier den Jazz-Musiker Davis zum Vorbild, welcher ebenfalls bei fast all seinen Auftritten, seine Jazztrompete abgewandt vom Publikum spielt. Auch die vierstündige Übertragung mit Anke Engelke, Bastian Pastewka und Olli Dittrich von einer Schiffstour auf dem Rhein von Bingen nach Boppard am 18. September 2003 gilt als legendär. Wegen einiger Längen der Sendung hagelte es aber auch Kritik. Schmidt selbst zeigte sich später unzufrieden über den Sendeablauf.

Kreative Pause

Am 8. Dezember 2003 kündigte Schmidt überraschend an, ab Beginn des Jahres 2004 eine „kreative Pause“ einlegen zu wollen. Die letzte Show wurde am 23. Dezember 2003 ausgestrahlt. Es folgten ein Jahresrückblick am 29. Dezember sowie eine Sondersendung zum 20. Geburtstag von Sat.1 (siehe auch: Privatfernsehen) am 8. Januar 2004. Ein direkter Zusammenhang mit der Entlassung des Sat.1-Geschäftsführers Martin Hoffmann wurde vermutet, da Hoffmann als enger Freund Harald Schmidts gilt. Ein offizieller Grund für das Ende der Show wurde jedoch nie bekanntgegeben. In der Nachfolgeshow (Harald Schmidt in der ARD) witzelte Schmidt in der ersten Sendung, er habe noch 52 Wochen Urlaub gehabt, die er abfeiern musste. Der Schreibtisch aus der Sendung befindet sich seit dem Ende der Show im Haus der Geschichte in Bonn.

Medienberichten zufolge belief sich das Budget der Show zuletzt auf 100.000 € pro Sendung, von denen 40.000 € direkt als Honorar an Schmidt und 60.000 € an Bonito für die Produktion gingen.

Nachfolge

Am 17. Mai 2004 startete Anke Engelke auf dem ehemaligen Sendeplatz der Harald Schmidt Show eine eigene Late-Night-Show mit dem Titel Anke Late Night, die jedoch bereits im Oktober 2004 wieder abgesetzt wurde.

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