Die Höhlenkinder

Die Höhlenkinder

Die Höhlenkinder ist eine Jugendbuch-Trilogie des böhmischen Schriftstellers Alois Tlučhoř, die er unter dem Pseudonym Alois Theodor Sonnleitner schrieb.

Die Trilogie besteht aus den Bänden

Die Höhlenkinder im Heimlichen Grund (1918)
Die Höhlenkinder im Pfahlbau (1919)
Die Höhlenkinder im Steinhaus (1920)

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die dreiteilige Erzählung beginnt 1683, nach dem Dreißigjährigen Krieg. Das dreijährige Waisenkind Eva lebt bei ihrer Großmutter, der „Ahnl“, im Stodertal nördlich des Toten Gebirges. Nach einem Unwetter wird diese der Hexerei verdächtigt und flieht mit dem Mädchen auf den Schultern zu ihrem Bruder Hans, der sein Leben als Köhler im Wald, in einem Seitengraben des Eisacktals fristet. Erneut wird sie als Hexe angeklagt. Der Großonkel (im Buch „Ähnl“ genannt) kennt einen versteckten Platz, zu dem man nur durch eine gefährliche Klamm Zutritt hat und der deswegen von den Menschen gemieden wird, den „Heimlichen Grund“. Dorthin flieht sie allein für einige Monate. Als sie zum Bruder zurückkehrt, bringt sie den unterwegs aufgelesenen Waisenknaben Peter mit, der etwa zwei bis drei Jahre älter ist als Eva und sich mit dieser anfreundet. Die beiden müssen den Pflegeeltern bei der täglichen Arbeit helfen, in Haus und Stall, beim Hüten der Ziegen, beim Sammeln von Beeren, Pilzen und essbaren Wurzeln.

Als sie zehn bzw. dreizehn Jahre alt sind, wird die „Ahnl“ ein drittes Mal als Hexe verdächtigt, und nun fliehen alle vier vor den Häschern der Meraner Gerichtsbarkeit in den „Heimlichen Grund“. Aus den geographischen, geologischen (eine Glimmerschieferhalde, Granitbrocken u. ä.) sowie astronomischen Andeutungen (im Winter geht die Sonne über dem Monte Cristallo auf) lässt sich schließen, dass Sonnleitner seinen „Heimlichen Grund“ in den Sarntaler Alpen gedacht hat.

Der Ähnl wird beim nächtlichen Anstieg durch die Klamm von einer Steinlawine erschlagen, die Ahnl stirbt wenig später an Erschöpfung. Mutterseelenallein, ohne jegliches Werkzeug, von der Außenwelt völlig abgeschnitten, ganz auf sich selbst gestellt, sind die Kinder gezwungen, ihr Leben nach Art der Urmenschen zu fristen.

Anhand der Beschreibung des Lebenslaufs der beiden Kinder lässt Sonnleitner die Entwicklungsgeschichte der Menschheit von der Steinzeit über die Bronzezeit bis zur Eisenzeit an dem jugendlichen Leser im Zeitraffertempo vorüberziehen. Peter und Eva kennen die im täglichen Leben der damaligen Zeit benutzten Geräte und Werkzeuge. Sie wissen, welche wildwachsenden Pflanzen, Beeren und Pilze essbar sind und welche nicht – jetzt müssen sie „lediglich“ versuchen, die zum Überleben notwendigen Geräte, Werkzeuge und Waffen aus den Stoffen, die die Natur ihnen bietet, herzustellen und Essbares in ihrem abgeschlossenen Tal, dem „Heimlichen Grund“, zu finden.

Ihr vorläufiger Unterschlupf ist eine Höhle, ein von einem Blitzschlag getroffener Baum spendet ihnen das erste Feuer. Einige Jahre später gibt es ein extremes Tauwetter und die Wohnhöhle wird überflutet. Sie ziehen zunächst in eine Erdhütte und dann in Pfahlbauten um. Schließlich räuchert Peter eine Bärenhöhle aus, um so die Bären zu töten, die dort wohnen. Vor der Höhle baut er ein Steinhaus auf der sonnigen Leiten, von der der Autor sein Pseudonym ableitet. Außer wenigen Andeutungen verzichtet Sonnleitner, darin den Tabus der vorigen Jahrhundertwende verhaftet, in seiner Zivilisationsparabel auf die Darstellung, ja nur Erwähnung körperlicher Vorgänge. Sie müssen zwar essen, aber niemals ein Bedürfnis verrichten, sie legen nicht (wie hingegen schon die frühesten Familien des Homo sapiens taten) einen Abtritt an. Auch eine glaubwürdige Charakterzeichnung der Heranwachsenden unterbleibt. Die Pubertät kommt nicht vor und bedrängt sie nicht. Erst als sie nach dem bürgerlichem Recht von 1918 volljährig sind, versprechen sie einander in einer Art Ahnenkult-Zeremonie die Ehe. Die Schwangerschaft seiner Eva bemerkt Peter erst, als er von der Jagd ins Steinhaus heimkommt und sie den Sohn Hans geboren hat. Dieser findet schließlich, als er erwachsen ist, einen Weg aus dem Heimlichen Grund und eine Frau. Die Geschichte der Menschheit geht weiter.

Verfilmung

1962 verfilmte der deutsche Regisseur Peter Podehl die Romane für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) als zwölfteilige Fernsehserie in Schwarz-Weiß. Die ersten beiden Folgen wurden nacheinander am 15. November 1962 ausgestrahlt. Die Filmhandlung verlegte er dabei vom Dreißigjährigen Krieg in den Zweiten Weltkrieg. Götz Burger spielte den Peter, Claudia Podehl die Eva; Gernot Duda spielte einen Partisanenführer und Peter Brand einen Feldwebel.

1982 verfilmte der italienische Regisseur Marcello Aliprandi die Geschichten erneut als zehnteilige Serie unter dem Titel I Ragazzi della valle misteriosa, die im Deutschen wieder als Die Höhlenkinder betitelt wurde. Sie liefen erstmals am 3. Januar 1985 im ZDF. Veronica Logan spielte die Eva und Kim Rossi Stuart den Pietro.

Ausgabe

  • Die Höhlenkinder. Im Heimlichen Grund/Im Pfahlbau/Im Steinhaus. 64. Aufl. Kosmos Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-440-10117-7 (illustriert durch Fritz Jaeger und Ludwig Huldribusch).

Weblinks


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