Die Päpstin

Die Päpstin

Die Päpstin (Pope Joan) ist ein historischer Roman der amerikanischen Schriftstellerin Donna Woolfolk Cross aus dem Jahr 1996. Die Autorin verarbeitet darin den literarischen Stoff der Geschichte der legendären Päpstin Johanna. Teilweise hält sie sich an Rahmendaten der heterogen überlieferten Legende. Der Großteil des Romans besteht jedoch aus einer erfundenen Geschichte über eine modern anmutende junge Frau, deren Bildungsdrang in einer patriarchalen Gesellschaft sie dazu zwingt, sich ihr Leben lang zu verstellen, da sie sich als Mann verkleiden muss. Eine Verkettung von Zufällen führt letzten Endes dazu, dass sie sich auf dem Papstthron wiederfindet.

Der Anhang enthält eine populärwissenschaftliche Diskussion über die Legende mit zahlreichen Quellenangaben. Die deutschsprachige Übersetzung, die von Wolfgang Neuhaus stammt, erschien erstmals 1996 im Verlag Rütten und Loening, Berlin. Diese Übertragung wird seither auch für die weiteren Auflagen des Bestsellers verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Johanna kommt im Jahr 814 als Tochter des Dorfpriesters und seiner heidnischen sächsischen Frau Gudrun zur Welt. Ihr Bruder Matthias lehrt Johanna das Lesen, doch kurz bevor der Vater dies entdeckt, stirbt Matthias am Fieber. Dies ist für den Vater einer der schlimmsten Schläge, da er nun nur noch einen jüngeren Sohn hat, der aber bei weitem nicht so gebildet ist wie Matthias, und sein, wie er meint, Teufelskind Johanna. Als Matthias stirbt, schreit der Vater: „Warum, Gott, nimmst du mir das falsche Kind und lässt diese Satanskinder leben?“

Ein griechischer Gelehrter namens Aeskulapius erweitert die Denkweise der wissbegierigen Johanna und – vom Vater erzwungen – des widerstrebenden Bruders Johannes. Der Unterricht ist in Latein und Griechisch sowie in antiker Philosophie. Als Aeskulapius zurück nach Griechenland muss, schenkt er Johanna zum Abschied ein Buch in griechischer Sprache und lateinischer Übersetzung. Nachts liest Johanna das verbotene Buch und wird von ihrem Vater entdeckt. Als Strafe für ihr Vergehen soll sie die Seiten des Buches mit einem Messer von den Buchstaben reinigen, um somit das Pergament weiter nutzen zu können. Diese Strafe lehnt sie ab und wird deswegen von ihrem Vater fast zu Tode geprügelt. Doch durch die Fürsorge der Mutter kommt sie wieder zu sich. Bereits hier werden ihr erste Grenzen des Lebens als Frau deutlich.

Wochen später kommt ein Bote von der Scola bei Dorstadt und soll Johanna mitnehmen, damit sie dort ihre Studien aufnehmen kann. Der Vater ist entsetzt, will Johannes schicken, ihre Mutter, Johanna schützend, ist der gleichen Meinung. Johannas verzweifelte Versuche, dem Boten klarzumachen, dass sie gemeint ist, scheitern. So nimmt der Bote Johannes mit. In derselben Nacht noch flieht Johanna und sieht ihre geliebte Mutter nie wieder. Johanna holt die anderen Boten ein und reitet mit ihrem Bruder zusammen nach Dorstadt. Der Bischof ist begeistert von ihrem Wissen, und da Johannes nicht nach Hause zurückkehren kann, genießen beide eine hervorragende Ausbildung. Da es Johanna als Mädchen nicht gestattet ist, in der Domschule zu leben, wird sie auf dem Gut von Markgraf Gerold untergebracht. Er lebt mit seiner Frau Richild und zwei Töchtern auf dem Gut. Johanna und Gerold entwickeln eine wunderbare Freundschaft, die immer tiefer geht bis zum ersten Kuss für Johanna. Richild bekommt davon Wind und lässt eine Zwangsheirat zwischen Johanna und dem Sohn des Dorfschmieds anordnen, während Gerold weg ist. Während eines Überfalls von Normannen bei der Hochzeit, bei der fast alle Menschen, unter anderem ihr Bruder, ermordet werden, kann Johanna abermals fliehen und begibt sich als „Bruder Johannes Anglicus“ in das Kloster Fulda.

Im Kloster bleibt Johanna viele Jahre, wird mit der Medizin vertraut, für die sie viel Interesse zeigt, und wird später wegen ihres großartigen Wissens zum Priester geweiht. Beim Besuch ihres Vaters erfährt sie, dass ihre Mutter bei der Geburt ihres vierten Kindes gestorben ist, welches auch nicht überlebte. Im Laufe des Gesprächs wird sie von ihrem Vater erkannt, welcher überzeugt war, dass Johanna eigentlich ihr verstorbener Bruder Johannes sei, worauf er einen Anfall bekommt und stirbt, kurz bevor er ihr Geheimnis offenbaren kann. Als die Pest Fulda erreicht, erkrankt sie ebenfalls und flieht, um nicht als Frau bei der Behandlung erkannt zu werden. Nach ihrer Genesung bei alten Freunden geht sie als Pilger nach Rom.

Durch ihr breites Fachwissen wird sie auch in Rom bald ein angesehener Mediziner. Kurz nach ihrer Ankunft wird sie zum Papst Sergius gerufen und wird, da sie ihn heilt, zum Leibarzt des Papstes ernannt. Sergius leidet unter häufigen Anfällen der Gicht und verstirbt eines Tages daran. Der neue Papst wird Leo, ein junger Mann, der sich voller Tatendrang für die Stadt einsetzt und die römische Mauer zum Schutz der Petrikirche erweitern lässt. Sein Erzfeind, der Kardinal Anastasius, lässt Leo nach kurzer Amtszeit vergiften. Johanna wird überraschend sein "Nachfolger".

Als sich Johanna bei einer Rettungsaktion bei Hochwasser mit Gerold vor einer Flutwelle in ein leerstehendes Haus retten kann, wird sie von ihm schwanger. Sie versucht, das Kind abzutreiben, doch es gelingt ihr nicht. Während der österlichen Prozession wird Gerold bei einer Messerstecherei tödlich verletzt und stirbt schließlich in Johannas Armen. Plötzlich setzen bei ihr die Wehen ein, und sie bringt eine Frühgeburt zur Welt. Dabei kommt Johanna ums Leben.

Wissenswertes

  • Die Päpstin steht laut einer Umfrage des ZDF auf Platz 10 der Lieblingsbücher der Deutschen.[1]
  • Im Jahr 2004 wurde Die Päpstin als 308-minütiges Hörbuch („Audiobook“) auf vier CDs veröffentlicht. Als Leserin wurde die Schauspielerin Barbara Rudnik verpflichtet.

Verfilmung

Der Roman wurde von Sönke Wortmann unter dem Titel Pope Joan bzw. Die Päpstin (2009) als deutsch-britische Produktion verfilmt.

Musical

Die deutschsprachigen Bühnenrechte zum Roman von Donna Woolfolk Cross sicherte sich die spotlight Musicalproduktion GmbH aus Fulda. Die Päpstin wurde am 3. Juni 2011 als Musical in Fulda uraufgeführt.[2][3][4] Sabrina Weckerlin ist die Hauptdarstellerin des Musicals Die Päpstin – Das Musical, das vom 3. Juni bis zum 14. August 2011 im Schlosstheater Fulda aufgeführt wurde.[5][6]

Literatur

  • Donna Woolfolk Cross: Die Päpstin. Aufbau Tb, 1998, ISBN 3-7466-1400-7
  • Christer Petersen: Platz 10. Donna W. Cross: Die Päpstin. In: Christoph Jürgensen (Hrsg.): Die Lieblingsbücher der Deutschen. Verlag Ludwig, Kiel 2006, S. 126–147, ISBN 3-937719-34-2.

Einzelnachweise

  1. zdf.de: Die 50 Lieblingsbücher der Deutschen, abgerufen am 17. Mai 2010.
  2. fuldaerzeitung.de: spotlight inszeniert „Die Päpstin“ als Musical, abgerufen am 16. Mai 2010.
  3. hr-online.de: "Die Päpstin" kommt nach Fulda, abgerufen am 17. Mai 2010.
  4. musicalzentrale.de: Spotlight plant "Die Päpstin" als Musical für 2011, abgerufen am 17. Mai 2010.
  5. osthessen-news.de: Musical-Star WECKERLIN ist "DIE PÄPSTIN" - Weltpremiere 2011, abgerufen am 1. September 2010.
  6. spotlight-musical.de: „Die Päpstin" als Musical - Welturaufführung 2011 in Fulda, abgerufen am 13. Juli 2010.

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