Dieter Dierks

Dieter Dierks
Dieter Dierks

Dieter Dierks (* 9. Februar 1943 in Pulheim) ist ein deutscher Soundingenieur und Plattenproduzent. In den 1970er Jahren mischte er zahlreiche Krautrock-Alben, später war er u. a. Produzent der Scorpions. Heute besitzt er mehrere Medienunternehmen, die „Dierks Studios“ und ist Patentinhaber der DVDplus.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und erste Werke

Er begann seine Karriere als Schauspieler und Regieassistent am Kölner Theater, wechselte aber relativ früh in die Musikbranche. Er tingelte eine Zeit als Gitarrist von Kneipe zu Kneipe und begann Kontakte zu knüpfen und alle möglichen gebrauchten Verstärker und Aufnahmegeräte zu sammeln. Ende der 1960er Jahre eröffnete er zusammen mit dem Band-Kollegen Charly Normann mit gebrauchtem Equipment ein eigenes Tonstudio im heimischen Stommeln.

Die Krautrock-Jahre

In kurzer Zeit wurde Dierks' Studio eine der ersten Adressen für ambitionierte und mitunter auch experimentelle Aufnahmen, speziell innerhalb der damaligen Krautrock-Szene. Anfang der 1970er Jahre entstanden dort Alben von Wallenstein, Embryo, Tangerine Dream, Witthüser & Westrupp, Ash Ra Tempel, Hoelderlin, Jeronimo und anderen. Die Bands schätzten Dierks wegen seines Könnens und seiner Musikalität, aber auch die familiäre Atmosphäre im Studio wurde gelobt, denn Mutter Dierks bekochte oft die Musiker. Das Studio bestach auch durch exquisite Technik, so dass oftmals auch andere Musiker und Tontechniker das Studio nutzten, z. B. Can 1975 für die Produktion ihrer LP Landed.

Dieter Dierks, der zeitweilig Musiker bei der Kölner Beatband „The Candidates“ war, wirkte mitunter auch als Gitarrist und Bassist bei Aufnahmen in seinem und anderen Studios mit. 1973 war er als Toningenieur und Musiker bei den von Rolf-Ulrich Kaiser initiierten LSD-lastigen Aufnahmesessions mit Timothy Leary, Sergius Golowin, Klaus Schulze und anderen in der Schweiz beteiligt wie Thomas Fortmann, als deren Resultat mehrere später unter dem Bandnamen „Cosmic Jokers“ veröffentlichte Platten entstehen sollten. Auch auf Alben von Nektar und Hush ist er zu hören. Die Rechte an vielen Aufnahmen aus den 1970er Jahren, die auf den Labels Ohr, Pilz und Kosmische Kuriere, oftmals unter seiner Mithilfe, erschienen waren, erwarb Dierks in den 1990er Jahren. Die Alben wurden vom ZYX-Label als CDs neu aufgelegt. 1973-75 produzierte Dierks die deutsche Rockformation Atlantis, sowie danach eine Solo-LP deren Sängerin Inga Rumpf mit dem Titel "Second hand Mädchen", bei der er mit der Big Band von Peter Herbolzheimer zusammenarbeitete. In dieser Zeit produzierte er auch noch zwei LPs der Schweizer Rockband Tea, deren Sänger Mark Storace später zu Krokus stieß.

Scorpions

1975 kamen Dieter Dierks und seine damalige Frau, Corina Fortmann, in Kontakt mit der zu dem Zeitpunkt noch relativ unbekannten Band Scorpions. Deren drittes Album In Trance wurde in Stommeln eingespielt und begründete den Ruhm der Scorpions, die im Gespann mit Produzent Dieter Dierks zu einer erfolgreichen deutschen Rockband wurden. Für Alben wie Virgin Killer, Tokyo Tapes, Black-Out, Taken by Force, Love Drive,Animal Magnetism, Love at first sting wurde Dierks mehrere Male mit Gold und Platin ausgezeichnet. Die Zusammenarbeit dauerte bis 1988 an. In Folge des Erfolgs mit den Scorpions fanden sich auch weitere Hardrock- und Metalbands in Stommeln ein, u.a. Rory Gallagher (1981) und die Plasmatics (1982). Jahrelange Arbeit und mehrere Alben mit der deutschen Metalband Accept, die Dieter Dierks für seine Produktionsfirma BREEZE MUSIC unter Vertrag genommen hatte,folgten. Ihr Album "Metal Heart" (1985) war eines der ersten Alben, das in 32-Spur-Digitaltechnik produziert wurde. Dierks war technisch weltweit führend. Im Jahr 1986 produzierte er die amerikanische Band Twisted Sister. Auch die Toten Hosen, Böhse Onkelz, Michael Jackson, Tina Turner und viele andere nahmen Dierks' Dienste in Anspruch. 1987 war er zudem Werbeträger in Zeitschriften für das Unternehmen Grundig AG u.a. für Cassetten-Autoradios.

Dierks Studios

Die Studios verfügen über 7 verschiedene Produktionsräume unterschiedlicher Größe. Das Studio 3 ist mit einem 32-in/64-out HD-PRO TOOLS System mit D-command Controller ausgestattet.

Studio 1: In diesem Studio entstanden die ersten Alben der Gruppe Scorpions.
Studio 2-7: Mitte 80er Jahre wurden die Studios durch weitere Produktionsräume erweitert. Darunter auch das Studio 3. Dieses Studio wurde von bekannten Interpreten wie Scorpions, Die Toten Hosen, Harry Belafonte, Michael Jackson zur Produktion vieler ihrer Aufnahmen genutzt.

Der Erfolg ermöglichte es Dierks, sein Tonstudio seit den 1980er Jahren zu einem Medienkonzern auszubauen. Neben dem Tonstudio entstanden zwei Videoproduktions-Studios mit einer 180° Greenbox, der Musikverlag Breeze Music und die Filmproduktionsfirma Breeze TV GmbH. Zum Equipment gehören auch vier mobile Sende- und Produktionsanlagen. Die Breeze-Mediengruppe wurde zu einem wichtigen Kooperationspartner des Schlecker-Konzerns. Man produziert dessen Werbespots und auch eine Vielzahl der in den Filialen zum Kauf angebotenen CDs und DVDs.

Das mobile Tonstudio (Dirksmobil) realisierte die Stereoübertragungen der ersten 5 Rockpalast-Nächte. Das Dirksmobil ermöglichte es, die Gesamtbreite der Ton-Liveaufnahmen auf die Sendemöglichkeiten des WDR zuzuschneiden. Damals wurde der Stereoton mit über das Radio gesendet.
Mitte der 90er ließ Dieter Dierks den ersten HDTV-Übertragungswagen bauen.

Als Geschäftsführer eines Medienunternehmens blieb ab ihm Mitte der 90er weniger Zeit für Studioarbeit. Zu seinen neueren Eigenproduktionen zählte zuletzt 2005 das Album If You Want To Be Mine der Künstlerin Nisha Kataria.

Erfindung der DVD-Plus

Dieter Dierks hat Ende der 90er Jahre ein doppelseitiges Datenträgerformat mit einer CD- und einer DVD-Seite entwickelt. Seit dem Jahr 2000 hält er auch die Lizenzrechte an diesem Format. Seine „DVDplus“ genannte Firma entwickelte das Format nun unter diesem Begriff weiter und hält die weltweiten Patente. Inzwischen sind zahlreiche Tonträger als DVDplus erschienen, an denen Dierks als Lizenzgeber des Datenträgerformats beteiligt ist. Die Dualdisc der Firma Sony wird unter Lizenz von Dierks Patent hergestellt.

Privatleben

Dieter Dierks war zweimal verheiratet und hat vier Kinder. Seine älteste Tochter ist TV- und Musik-Promoterin, sein Sohn Michael Dierks ist Schauspieler. Eine weitere Tochter lebt in Los Angeles, der jüngste Sohn ist Schüler. Dieter Dierks' Mutter Ursula, die den Charakter des Studio Dierks mitgeprägt hatte, ist 1991 verstorben.

Alben mit Dieter Dierks als Produzent oder Tontechniker (Auszug)

  • 1969 - Ihre Kinder, Ihre Kinder
  • 1969 - Various Artists, Atlantic Jazz Fusion
  • 1970 - Orange Peel, Orange Peel
  • 1970 - Hairy Chapter, Eyes
  • 1971 - Hairy Chapter, Can't get Through
  • 1971 - Dull Knife, Electric Indian
  • 1971 - Embryo, Embryo's Rache
  • 1971 - Epsilon, Move On
  • 1971 - Frame, Frame of Mind
  • 1971 - Gila, Free Electric Sound
  • 1971 - Rufus Zuphall, Phallobst
  • 1971 - Tangerine Dream, Alpha Centauri
  • 1971 - Witthüser & Westrupp, Trips und Träume
  • 1971 - Wallenstein, Blitzkrieg
  • 1972 - Message, The Dawn Anew is Coming
  • 1972 - Emtidi, Saat
  • 1972 - Ash Ra Tempel, Schwingungen
  • 1972 - Ash Ra Tempel , Seven Up
  • 1972 - Wallenstein, Mother Universe
  • 1972 - Demon Thor, Anno 1972
  • 1972 - Hoelderlin, Hoelderlins Traum
  • 1972 - Jeronimo, Time Ride
  • 1972 - Jerry Berkers, Unterwegs
  • 1972 - Nektar, A Tab in the Ocean
  • 1972 - Nektar, Journey to the Centre of the Eye
  • 1972 - Midnight Circus, Midnight Circus
  • 1972 - Pell Mell, Marburg
  • 1972 - Tangerine Dream, Zeit
  • 1972 - 2066 and then, Reflections of the Future
  • 1972 - Walpurgis, Queen of Saba
  • 1972 - Wind, Morning
  • 1972 - Witthüser & Westrupp, Bauer Plath
  • 1972 - Electric Sandwich, Electric Sandwich
  • 1973 - Tangerine Dream, Atem
  • 1973 - Wallenstein, Stories, Songs & Symphonies
  • 1973 - Ash Ra Tempel, Join Inn
  • 1973 - Ash Ra Tempel, Starring Rosi
  • 1973 - Embryo, Rocksession
  • 1973 - Floh de Cologne, Geier Symphonie
  • 1973 - Jane, Here we are
  • 1973 - Lily, V.C.U
  • 1973 - Message, From Books and Dreams
  • 1973 - Nektar, ...Sounds like this
  • 1973 - Passport, Handmade
  • 1973 - Walter Wegmüller, Tarot
  • 1974 - Birth Control, Live
  • 1974 - Cosmic Jokers, Cosmic Jokers
  • 1974 - Cosmic Jokers, Planeten Sit-In
  • 1974 - Cosmic Jokers, Galactic Supermarket
  • 1974 - Cosmic Jokers, Sci-Fi Party
  • 1974 - Demon Thor, Written in the sky
  • 1974 - Eric Burdon, Sun Secrets
  • 1974 - Sergius Golowin, Lord Krishna von Goloka
  • 1974 - Grobschnitt, Ballermann
  • 1974 - Passport, Looking Thru
  • 1974 - Passport, Cross-Collateral
  • 1974 - Popol Vuh, Seligpreisung
  • 1974 - Santiago, New Guitar
  • 1975 - Omega, Omega
  • 1975 - Tea, The Ship
  • 1975 - Eric Burdon, Stop
  • 1975 - Scorpions, In Trance
  • 1976 - Scorpions, Virgin Killer
  • 1976 - Schicke Führs Fröhling, Symphonic Pictures
  • 1976 - Jackie Carter, Treat me Like a Woman
  • 1976 - Lady, Lady
  • 1976 - Passport, Infinity Machine
  • 1976 - Tea, Tax Exile
  • 1977 - Schicke Führs Fröhling, Sunburst
  • 1977- Scorpions, Taken by Force
  • 1978 - Nektar, Down the Ears
  • 1978 - Galaxy, Nature's Clear Well
  • 1978 - Schicke Führs Fröhling, Ticket to Everywhere
  • 1978 - Scorpions, Tokyo Tapes
  • 1978 - Rory Gallagher, Photo - Finish
  • 1979 - Scorpions, Lovedrive
  • 1980 - Scorpions, Animal Magnetism
  • 1981 - Rory Gallagher, Jinx
  • 1982 - Plasmatics, Coup d'Etat
  • 1982 - Revolver, First Shot
  • 1982 - Scorpions, Black Out
  • 1983 - Accept, Balls to the Wall
  • 1984 - Scorpions, Love at First Sting
  • 1984 - Black'N Blue, Black'N Blue
  • 1984 - Scorpions, Living for Tomorrow, Bad Boys Running Wild
  • 1985 - Accept, Metal Heart
  • 1985 - Scorpions, World Wide Live
  • 1985 - Twisted Sister, Come Out and Play
  • 1988 - Scorpions, Savage Amusement
  • 1989 - Accept, Eat the Heat
  • 1990 - New Legend, New Legend
  • 1996 - Various Artists, Bordello of Blood (Soundtrack)
  • 1997 - Scorpions, Deadly Sting: The Mercury Years
  • 1998 - Klaus Doldinger, Cross Collateral
  • 1999 - Various Artists, Jawbreaker (Soundtrack)
  • 2000 - Michael Schenker, Into the Arena 1972-1995 (Highlights & Overtures),
  • 2001 - Black'N Blue, Ultimate Collection
  • 2005 - Nisha Kataria, If You Want to Be Mine
  • 2007 - Tommy Fortmann, "Krieger der Nacht"
  • 2007 - Wolf Maahn, "Direkt ins Blut 2 - (Un)plugged"

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Dieter Dierks — (born February 9, 1943 in Stommeln near Cologne) is a German record producer mostly known for his collaboration with the rock band Scorpions. Dieter Dierks Contents 1 Youth …   Wikipedia

  • Dieter Dierks — (né à Stommeln près de Cologne) est un producteur de musique allemand principalement connu pour sa collaboration avec le groupe de rock Scorpions. Sommaire 1 Carrière …   Wikipédia en Français

  • Dierks — ist der Familienname folgender Personen: Christian Dierks (* 1960), deutscher Rechtsanwalt und Hochschullehrer Dieter Dierks (* 1943), deutscher Tontechniker und Plattenproduzent Klaus Dierks (1936–2005), namibischer Politiker, Verkehrsplaner und …   Deutsch Wikipedia

  • Dierks — may refer to: Dierks, Arkansas, a city in Howard County, Arkansas Dierks Lake, a body of water near Dierks, AR Dierks Bentley (born 1975), an American musician Dierks Bentley (album), released in 2003 Dieter Dierks (born 1943), a German record… …   Wikipedia

  • Michael Dierks — (born 21 July 1970) is a German actor from Cologne. Contents 1 Biography 2 Acting career 3 Music productions 4 Other information …   Wikipedia

  • Michael Dierks — (* 21. Juli 1970 in Köln) ist ein deutscher Schauspieler. Dierks’ Vater ist der Schallplattenproduzent Dieter Dierks. Michael Dierks zog mit 18 Jahren nach Los Angeles, um an der University of California, Los Angeles Schauspiel, Tanz, Gesang und… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Di — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Scorpions — Pour les articles homonymes, voir Scorpion (homonymie). Scorpions …   Wikipédia en Français

  • Scorpions (musique) — Scorpions Pour les articles homonymes, voir Scorpion (homonymie). Scorpions …   Wikipédia en Français

  • The Scorpions — Scorpions Pour les articles homonymes, voir Scorpion (homonymie). Scorpions …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”