Dietrich I. (Liesgau)

Dietrich I. (Liesgau)

Dietrich I. gilt heute als der Ahnherr der Wettiner im 10. Jahrhundert, seine Abstammung und seine Lebensdaten sind allerdings hoch spekulativ.

Dietrich I. wird vom Chronisten Thietmar von Merseburg († 1018) als Vater von Dedo I., Graf von Wettin erwähnt. Seine Stammes- bzw. Adelsgeschlechtszugehörigkeit wird von dieser Quelle mit "Sed si te lectorem audire delectat, unde is fuerit, de tribu, quae Buzici dicitue, et de patre Thiedrico originem duxisse accipies." angegeben. Der Meißner Markgraf Rikdag († 985) wäre dabei ein agnatsicher Verwandter: "Hic Rigdago marchioni, agnato suimet, ab infancia serviebat [...]". Während Thietmar als zeitgenössiger Chronist diese Angabe (Buzici) offenbar noch für ausreichend hielt, wusste man im 13. Jh. damit schon nichts mehr anzufangen. August der Starke bevorzugte dann eine Abstammung vom legendären Sachsen-Herzog Widukind (8./9. Jh.).

Es ist denkbar, dass Dietrich I. noch vor 976/77 starb, denn in dem Jahr brachte sein Sohn Dedo I. seine eigene Mutter als Gefangene einer Fehde nach Böhmen, auch wuchs Dedo im Gefolge des Markgrafen Rikdag auf.

Heute gibt es im wesentlichen drei Theorien über Dietrichs Abstammung, von denen sich aber keine über das Stadium der Spekulation hinaus erhebt. Sie basieren darauf, dass sich bei Adelsfamilien bestimmte Namen über Generationen erhielten, etwa der Name Burchard (Burcharden = Buzici?), dass sich Ämter mitunter „vererbten“ und dass sich Übereinstimmungen mit Personen anderer Quellen ergeben. So findet sich in der Auflistung der Gefallenen der Schlacht am Kap Colonna gegen die Sarazenen (13. Juli 982) auch ein Dedi (*nicht unbedingt mit Dietrich gleichzusetzender Name), gefolgt von einem Burchard, sicherlich dessen Bruder.

Eine erste Theorie, veröffentlicht bereits in einer Festschrift zum 800. Jubiliäum der Wettiner 1889, lässt Dietrich I. von den Burcharden abstammen, Gefolgsleuten der Karolinger seit Karl dem Großen. Die beiden 982 gegen die Araber gefallenen Adligen Dedi und Burchard werden dabei als Brüder Dietrich I. eingestuft und Dedi I., Graf im Hassegau († 14. März 957) als dessen Vater. Gleichzeitig rechnet diese Version einen 908 gegen die Ungarn gefallenen Markgrafen der Sorbenmark namens Burchard zu Dietrichs Vorfahren. Eine zweite Theorie benennt Dietrich als Sohn des schwäbischen Herzogs Burchard III. († 973), der nach 926 einige Zeit in „Sachsen“ verbrachte, und einer Immedingerin. Dieses Geschlecht wird als rätische Burchardinger bezeichnet. Für sie scheint u.a. die Einordnung des Sachsenspiegels zu sprechen, der die Wettiner zu den schwäbischen Geschlechtern zählte, aber erst im 13. Jh. entstand. Eine dritte Theorie macht Dietrich zum Sohn des Harzgau-Grafen Volkmar (Folcmar, um 945). Für die Theorie spricht, dass der agnatische Verwandte Rikdag als Angehöriger der Harzgaugrafen gilt, einer Sippe, die sich bis ins 9. Jh. zurückverfolgen lässt.

Dietrich hatte die Söhne:

Literatur

  • Posse, Otto: Die Markgrafen von Meissen und das Haus Wettin bis zu Konrad dem Grossen. Leipzig 1881
  • Kaemmel, Otto: Festschrift zur 800 jaehr. Jubelfeier des Hauses Wettin. Reprint d. Ausg. Dresden Hoffmann, 1889
  • Schwarz Hilmar: Die Wettiner des Mittelalters und ihre Bedeutung für Thüringen. Leipzig 1994
  • Albert, Herzog zu Sachsen: Die Wettiner in Lebensbildern. Graz, Wien, Köln 1995

Weblinks


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