Dietrich Schäfer

Dietrich Schäfer
Dietrich Schäfer, signierte Heliogravüre nach einer Fotografie von Rudolf Dührkoop
Dietrich Schäfers Grab auf dem St.-Annen-Kirchhof in Berlin-Dahlem

Dietrich Schäfer (* 16. Mai 1845 in Bremen; † 12. Januar 1929 in Berlin) war ein deutscher Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Ausbildung

Schäfer war der Sohn eines Hafenarbeiters in Bremen. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. In seinem Buch Mein Leben von 1926 hat er über seine Jugendzeit eindrucksvoll berichtet. Er absolvierte die Volksschule, besuchte dann das Bremer Lehrerseminar und bestand 1865 mit Auszeichnung die 2. Lehrerprüfung. Mit finanzieller Förderung durch den Gründer des Norddeutschen Lloyd, den Reeder H. H. Meier, studierte er seit 1868 vorwiegend Geschichte an der Universität Jena, der Universität Heidelberg und der Universität Göttingen. Am Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 nahm er als Soldat teil. 1872 promovierte er zum Dr. phil. in Göttingen.[1]

Beruf und Berufung

Von 1872 bis 1876 unterrichtete Schäfer an der Hauptschule in Bremen. Seit 1876 gab er für den Hanseatischen Geschichtsverein die Hanserezesse heraus, von denen bis 1913 neun Bände erschienen.

1877 wurde er Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Jena, 1885 an der Universität Breslau, 1888 an der Universität Tübingen, 1896 an der Universität Heidelberg. Er wurde 1903 schließlich an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin berufen, wo er bis 1921 lehrte. 1903 wurde er zudem ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, 1908 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Sein Hauptwerk ist die Deutsche Geschichte in zwei Bänden ab 1904, die, oft nachgedruckt bis in die Zwanziger Jahre, in deutschnational eingestellten bürgerlichen Haushalten häufig gelesen wurde.

Politische Einstellung

Schäfer war ein Schüler von Heinrich von Treitschke, teilte mit diesem antisemitische Auffassungen und verstand sich als Erzieher des deutschen Volkes. Er sympathisierte mit dem Alldeutschen Verband, mit der wilhelminischen Flottenpolitik sowie der Kolonial- und Ostpolitik.[2] Während des Ersten Weltkrieges unterstützte er den uneingeschränkten U-Boot-Krieg publizistisch; für ihn kam nur ein Siegfrieden in Betracht. 1908 verhinderte er mit einem antisemitischen Gutachten die Berufung Georg Simmels an die Heidelberger Universität.[3]

Seine chauvinistischen Auffassungen führten dazu, dass die Nationalsozialisten den 1929 verstorbenen Schäfer als einen ihrer Vorkämpfer betrachteten; z. B. benannten sie die Friedrichstraße in Berlin-Steglitz 1934 in Dietrich-Schäfer-Weg um, was in den 1980er Jahren zu einem jahrelangen (Wieder-)Umbenennungsstreit führte. Der Streit endete erst 1992 mit der Umbenennung in Carl-Heinrich-Becker-Weg.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in der Sowjetischen Besatzungszone der Aufsatzband Preußen, Deutschlands Vergangenheit und Deutschlands Zukunft (4 Aufsätze v. Schäfer u. a.; Hobbing, Berlin 1916) sowie Schäfers Schriften Staat und Welt (Elsner, Berlin 1923) und Osteuropa und wir Deutschen (Elsner, Berlin 1924) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[4][5][6]

Werke (Auswahl)

Er verfasste zahlreiche Werke zur hansischen, zur deutschen und zu Weltgeschichte.

  • Geschichte des siebenjährigen Krieges, 1874
  • Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark, 1879
  • Die Hanse, 1903
  • Deutsche Geschichte, 2 Bde., ab 1904; 10. A. 1932
  • Die deutsche Hanse, 1914
  • Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches[7]
  • Mein Leben, 1926

Literatur

Weblinks

 Commons: Dietrich Schäfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Dietrich Schäfer – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
  2. Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon.
  3. Jürgen Kaube: Je größer die Party, desto tiefer das Dekolleté. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Nr. 10, 9. März 2008, S. 33.
  4. http://www.polunbi.de/bibliothek/1946-nslit-s.html
  5. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-p.html
  6. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-s.html

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