Differenzielle Objektmarkierung

Differenzielle Objektmarkierung

Unter dem Begriff differenzielle Objektmarkierung (DOM) versteht man das Phänomen, dass viele Sprachen der Welt direkte Objekte bzw. den Akkusativ nur unter bestimmten Bedingungen formal (morphologisch) kennzeichnen.

Dazu gehören u. a. einige romanische Sprachen, wie z. B. das Spanische (hier betrifft es den Marker a). Sprachen ohne eine solche Differenzierung sind – unter den Sprachen, die überhaupt direkte Objekte markieren – weltweit sogar in der Minderheit.

Sprachen ohne DOM, wie z. B. Latein oder Altgriechisch, müssen hingegen den Akkusativ beim direkten Objekt obligatorisch anwenden.

Semantische bzw. pragmatische Merkmale der betreffenden Substantive, wie Belebtheit und Definitheit, aber auch Merkmale des Verbs, wie z. B. der Aspekt, können je nach Sprache dieses Phänomen bedingen.

Als Beispiel seien die folgenden Sätze aus dem Iwrit angeführt, wo der Objekt-Marker et nur bei definiten Substantiven gesetzt wird:[1]

  • ani xotev mixtav „ich schreibe (einen) Brief“
  • ani xotev et ha-mixtav „ich schreibe MARKER den Brief“

Einzelnachweise

  1. aus Heinrich Simon: Lehrbuch der modernen hebräischen Sprache. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1970, S. 31.

Literatur

  • Judith Aissen: Differential object marking: iconicity vs. economy. In: Natural Language and Linguistic Theory. Bd. 21, 2003, S. 435–448.
  • Barry J. Blake: Case. 2. Auflage. Cambridge University Press, 2001.
  • Georg Bossong: Empirische Universalienforschung. Differentielle Objektmarkierung in den neuiranischen Sprachen. Narr, Tübingen 1985.
  • Georg Bossong: Markierung von Aktantenfunktionen im Guaraní. Zur Frage der differentiellen Objektmarkierung in nicht-akkusativischen Sprachen. In: Frans Plank (Hrsg.): Relational typology. Mouton, Berlin 1985, S. 1–29.
  • Georg Bossong: Differential object marking in Romance and beyond. In: Dieter Wanner u. Douglas A. Kibbee (Hrsg.): New analyses in Romance linguistics. Benjamins, Amsterdam u. Philadelphia 1991, S. 143–170.
  • Georg Bossong: Le marquage différentiel de l’objet dans les langues d’Europe. In: Jack Feuillet (Hrsg.): Actance et valence dans les langues de l’Europe. Mouton de Gruyter, Berlin u. New York 1998, S. 193–258.
  • Bernard Comrie: Subjects and direct objects in Uralic languages. A functional explanation of case-marking systems. In: Études finno-ougriennes. Bd. 12 (1975), 1977, S. 5–17.
  • Bernard Comrie: Definite and animate direct objects: a natural class. In: Linguistica Silesiana. Bd. 3, 1979, S. 13–21.

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