Diffusionskoeffizient

Diffusionskoeffizient

Der Diffusionskoeffizient (oder Diffusionskonstante) dient in den Fickschen Gesetzen zur Berechnung des thermisch bedingten Transports eines Stoffes aufgrund der zufälligen Bewegung der Teilchen. Dabei kann es sich um einzelne Atome in einem Feststoff oder um Teilchen in einem Gas oder einer Flüssigkeit handeln. Der Diffusionskoeffizient ist daher ein Maß für die Beweglichkeit der Teilchen und lässt sich aus der in einer bestimmten Zeit zurückgelegten Wegstrecke ermitteln.

Zur Angabe des Diffusionskoeffizienten gehört immer die Angabe, welcher Stoff in welchem Stoff diffundiert sowie als wichtigste Einflussgröße die Temperatur. Die SI-Einheit des Diffusionskoeffizienten ist m2s−1.

Inhaltsverzeichnis

Diffusionskoeffizienten in Gasen

Beispiele für Diffusionskoeffizienten in Gasen (bei 1 atm)
System Temperatur in °C Diffusionskoeffizient in m2s−1
LuftSauerstoff 0 1,76 × 10−5
Luft – Kohlendioxid 8,9 1,48 × 10−5
44,1 1,77 × 10−5
Wasserstoff - Stickstoff 24,1 7,79 × 10−5

Diffusionskoeffizienten in Gasen[1] sind stark abhängig von Temperatur und Druck. In erster Näherung gilt, dass eine Verdopplung des Druckes zur Halbierung des Diffusionskoeffizienten führt.

Der Diffusionskoeffizient folgt gemäß der Chapman-Enskog-Theorie der Gesetzmäßigkeit[1]

D=\frac{1{,}86 \cdot 10^{-3}T^{3/2}\sqrt{1/M_1+1/M_2}}{p\sigma_{12}^2\Omega}
  • D – Diffusionskoeffizient (cm2/s)
  • T – Temperatur (K)
  • M – molare Masse (g/mol)
  • p – Druck (atm)
  • \sigma_{12}=\frac{1}{2}(\sigma_1+\sigma_2) – (mittlerer) Kollisionsdurchmesser (Werte tabelliert[2]) (Å)
  • Ω – Kollisionsintegral abhängig von der Temperatur (Werte tabelliert[2]) (−)

für zwei gasförmige Stoffe (Indizes 1 und 2).

Dieser Zusammenhang vereinfacht sich für die Selbstdiffusion (d.h. im Falle dass nur eine Teilchensorte vorhanden ist) zu [3]

D = \frac{1}{3} \bar v l = \frac{2}{3} \frac{1}{nd^2}\sqrt{\frac{k_\mathrm{B} T}{\pi^3m}}
  • \bar v – mittlere thermische Geschwindigkeit der Teilchen (m·s−1)
  • lmittlere freie Weglänge (m)
  • n – Teilchenzahldichte (1/m3)
  • d – Teilchendurchmesser (m)
  • kBBoltzmann-Konstante (J·K−1)
  • T – Temperatur (K)
  • πPi
  • m - Molekülmasse (kg).

Empirische Näherungsformeln zur Berechnung von Diffusionskoeffizienten in Gasen finden sich in entsprechenden Standardwerken.

Diffusionskoeffizienten in Flüssigkeiten

Beispiele für Diffusionskoeffizienten in Wasser (bei unendlicher Verdünnung und 25 °C)
Stoff Diffusionskoeffizient in m2s−1
Sauerstoff 2,1 × 10−9
Schwefelsäure 1,73 × 10−9
Ethanol 0,84 × 10−9

Diffusionskoeffizienten in Flüssigkeiten[1] betragen i. d. R. etwa ein Zehntausendstel von Diffusionskoeffizienten in Gasen. Sie werden durch die Stokes-Einstein-Gleichung[4] beschrieben:

D = \frac{k_\mathrm{B} T}{6\pi \eta R_0}

Auf dieser Gleichung basieren viele empirische Korrelationen.

Da die Viskosität des Lösungsmittels eine Funktion der Temperatur ist, ist die Abhängigkeit des Diffusionskoeffizienten von der Temperatur nichtlinear.

Diffusionskoeffizient in Feststoffen

Beispiele für Diffusionskoeffizienten in Feststoffen
System Temperatur in °C Diffusionskoeffizient in m2s−1
Wasserstoff in Eisen 10 1,66 × 10−13
50 11,4 × 10−13
100 124 × 10−13
Kohlenstoff in Eisen 800 15 × 10−13
1100 450 × 10−13
Gold in Blei 285 0,46 × 10−13

Diffusionskoeffizienten in Feststoffen[1] sind i. d. R. mehrere tausend Mal kleiner als Diffusionskoeffizienten in Flüssigkeiten.

Für die Diffusion in Festkörpern sind Sprünge zwischen verschiedenen Gitterplätzen erforderlich. Dabei müssen die Teilchen eine Energiebarriere E überwinden, was bei höherer Temperatur leichter möglich ist als bei niedrigerer. Dies wird durch den Zusammenhang[5]:

D = D_0 \cdot \exp\left(-\frac{E}{RT}\right)

beschrieben.

D0 lässt sich näherungsweise berechnen als:

D_0=\alpha_0^2N\omega
  • α0 – Abstand der Atome (m)
  • N – Anteil der vakanten Gitterplätze (-)
  • ω – Sprungfrequenz (s−1)

Allerdings empfiehlt es sich insbesondere bei Diffusionskoeffizienten in Feststoffen, diese experimentell zu bestimmen.

Effektiver Diffusionskoeffizient

Der effektive Diffusionskoeffizient[6] beschreibt Diffusion durch den Porenraum poröser Medien. Er ist eine makroskopische Größe, da er nicht einzelne Poren sondern den gesamten Porenraum betrachtet. Der Porenraum wird dabei durch die für den Transport verfügbare Porosität, die Tortuosität ("Gewundenheit") und die Konstriktivität beschrieben:

D_e=\frac{D\varepsilon_t\delta}{\tau}
  • D – Diffusionskoeffizient in Gas oder Flüssigkeit (m2·s−1)
  • εt – Porosität, die für den Transport zur Verfügung steht (-)
  • δ – Konstriktivität (-)
  • τ – Tortuosität (-)

Die für den Transport zur Verfügung stehende Porosität entspricht der Gesamtporosität abzüglich Poren, die aufgrund ihrer Größe für die diffundierenden Teilchen nicht zugänglich sind, und abzüglich Sackgassen- und blinder Poren (Poren ohne Verbindung zum restlichen Porensystem). Die Konstriktivität beschreibt die Verlangsamung der Diffusion durch eine Erhöhung der Viskosität in engen Poren als Folge der größeren durchschnittlichen Nähe zur Porenwand. Sie ist eine Funktion von Porendurchmesser und Größe der diffundierenden Teilchen.

Scheinbarer Diffusionskoeffizient

Der scheinbare (apparente) Diffusionskoeffizient[6] erweitert den effektiven Diffusionskoeffizienten um den Einfluss der Sorption. Bei nichtlinearer Sorptionsisotherme ist der scheinbare Diffusionskoeffizient stets eine Funktion der Konzentration, was die Berechnung der Diffusion erheblich erschwert. Für lineare Sorption berechnet er sich zu

D_a = \frac{D_e}{1+\frac{K_d\rho}{\epsilon}}
  • De – effektiver Diffusionskoeffizient (m2·s−1)
  • ε – Porosität (-)
  • Kd – linearer Sorptionskoeffizient (m3·kg−1)
  • ρRohdichte (kg·m−3)

Literatur

  1. a b c d E. L. Cussler: Diffusion - Mass Transfer in Fluid Systems. Cambridge University Press, Cambridge/New York, 1997, ISBN 0-521-56477-8
  2. a b J. Hirschfelder, C. F. Curtiss, R. B. Bird: Molecular Theory of Gases and Liquids. Wiley, New York, 1954, ISBN 0471400653
  3. Franz Durst: Grundlagen der Strömungsmechanik: Eine Einführung in die Theorie der Strömung von Fluiden. Springer, Berlin, 2006, ISBN 3540313230
  4. A. Einstein, Annalen der Physik. 17, 1905, S. 549ff. http://www.physik.uni-augsburg.de/annalen/history/papers/1905_17_549-560.pdf
  5. W. Jost: Diffusion in solids, liquids and gases. Academic Press Inc., New York, 1960
  6. a b P. Grathwohl: Diffusion in natural porous media: Contaminant transport, sorption/desorption and dissolution kinetics. Kluwer Academic Publishers, 1998, ISBN 0-7923-8102-5

Siehe auch


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Diffusionskoeffizient — difuzijos koeficientas statusas T sritis Standartizacija ir metrologija apibrėžtis Dydis, skaitine verte lygus difunduojančių dalelių srauto tankiui, kai jų tankio gradientas lygus 1. atitikmenys: angl. diffusion coefficient vok.… …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Diffusionskoeffizient — difuzijos koeficientas statusas T sritis Standartizacija ir metrologija priedas( ai) Grafinis formatas atitikmenys: angl. diffusion coefficient vok. Diffusionskoeffizient, m; Diffusionskonstante, f rus. коэффициент диффузии, m pranc. coefficient… …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Diffusionskoeffizient — difuzijos koeficientas statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. diffusion coefficient; diffusion constant; diffusivity vok. Diffusionskoeffizient, m; Diffusionskonstante, f rus. коэффициент диффузии, m; постоянная диффузии, f pranc.… …   Fizikos terminų žodynas

  • Diffusionskoeffizient von Ladungsträgern — krūvininkų difuzijos koeficientas statusas T sritis radioelektronika atitikmenys: angl. diffusion coefficient of charge carriers vok. Diffusionskoeffizient von Ladungsträgern, m rus. коэффициент диффузии носителей заряда, m pranc. constante de… …   Radioelektronikos terminų žodynas

  • Diffusionskoeffizient für Neutronenflussdichte — neutronų įtėkio spartos difuzijos koeficientas statusas T sritis Standartizacija ir metrologija apibrėžtis Apibrėžtį žr. priede. priedas( ai) Grafinis formatas atitikmenys: angl. diffusion coefficient for neutron fluence rate; diffusion… …   Penkiakalbis aiškinamasis metrologijos terminų žodynas

  • Diffusionskoeffizient für Neutronenflußdichte — neutronų įtėkio spartos difuzijos koeficientas statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. diffusion coefficient for neutron fluence rate; diffusion coefficient for neutron flux density vok. Diffusionskoeffizient für Neutronenflußdichte, m rus.… …   Fizikos terminų žodynas

  • Diffusionskoeffizient für Neutronenflußdichte — neutronų difuzijos koeficientas statusas T sritis fizika atitikmenys: angl. diffusion coefficient for neutron number density vok. Diffusionskoeffizient für Neutronenflußdichte, m rus. коэффициент диффузии для плотности нейтронов, m pranc.… …   Fizikos terminų žodynas

  • Apparenter Diffusionskoeffizient — Der Diffusionskoeffizient (oder Diffusionskonstante) dient in den Fickschen Gesetzen zur Berechnung des thermisch bedingten Transports eines Stoffes aufgrund der zufälligen Bewegung der Teilchen. Dabei kann es sich um einzelne Atome in einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Effektiver Diffusionskoeffizient — Der Diffusionskoeffizient (oder Diffusionskonstante) dient in den Fickschen Gesetzen zur Berechnung des thermisch bedingten Transports eines Stoffes aufgrund der zufälligen Bewegung der Teilchen. Dabei kann es sich um einzelne Atome in einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Scheinbarer Diffusionskoeffizient — Der Diffusionskoeffizient (oder Diffusionskonstante) dient in den Fickschen Gesetzen zur Berechnung des thermisch bedingten Transports eines Stoffes aufgrund der zufälligen Bewegung der Teilchen. Dabei kann es sich um einzelne Atome in einem… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”