Digamma

Digamma
Digamma
Pamphylianisches Digamma

Das Digamma (griechisch δίγαμμα, Majuskel Ϝ/Ͷ, Minuskel ϝ/ͷ) war ursprünglich der sechste Buchstabe des griechischen Alphabets und hatte den Lautwert [w]. Es stammt vom phönizischen Buchstaben „Waw“ ab. Die schon altgriechische deskriptive Bezeichnung Digamma („doppeltes Gamma“) beruht auf seiner F-förmigen Form (zwei ineinander verschlungene rechtsgedrehte „Galgen“ ergeben mit gemeinsamem hochkantem Strich ein F) und deutet darauf hin, dass der ursprünglich dargestellte Laut schon in einigen Dialekten der klassischen griechischen Antike nicht mehr vorkam, v.a. im attisch-ionischen, während die dorischen Dialekte diesen Laut länger bewahrten. Als Zahlzeichen verwendet hat es einen numerischen Wert von 6.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Das Digamma stammt ebenso wie das Ypsilon vom phönizischen Buchstaben Waw (Waw) für [w] ab. Bei der Übernahme des phönizischen Alphabets entwickelte man aus dem phönizischen Waw das konsonantische Digamma (Ϝ) für [w] und das vokalische Ypsilon (Υ), das ursprünglich den Lautwert [u] hatte. Das Digamma stand in der alphabetischen Reihenfolge an derselben Stelle wie das phönizische Waw, nämlich an sechster Stelle zwischen Epsilon und Zeta, das Ypsilon wurde am Ende des Alphabets angehängt. Die ursprüngliche Bezeichnung des Digammas ist unbekannt, aber in Analogie zur Entwicklung des Namens des Buchstabens Tau (phönizisch taw → griechisch tau) kann man davon ausgehen, dass sie ϝαῦ waú (wegen phönizisch waw) lautete.

Verwendung als Buchstabe

Die archaische Inschrift [...]Σ ϜΑΝΑΚΤΣ ([...]s wanakts) auf diesem Keramikfragment entspricht dem Wort ἄναξ (ánax, „Fürst“) im klassischen Griechischen.

Das Griechische hatte ursprünglich den [w]-Laut aus dem Urindogermanischen übernommen. Dem Digamma entspricht in verwandten deutschen Wörtern ein w (das aber den Lautwert v hat), und in lateinischen Wörtern ein v (Lautwert w; vgl. gr. οἶνος oínos, früher ϝοῖνος woínos, mit dt. Wein und lat. vinum oder gr. εἰδέναι eidénai, früher ϝειδέναι weidénai, mit dt. wissen und lat. videre).

In einigen Dialekten, unter anderem dem Attischen, der klassischen Form des Altgriechischen, fiel dieser Laut schon früh aus. Daher gab es auch keine Verwendung für den Buchstaben Digamma. Als in Athen 403 v. Chr. das milesische Alphabet eingeführt wurde, schaffte man das überflüssig gewordene Digamma ab.

In denjenigen Dialekten, die den [w]-Laut noch besaßen, ist der Gebrauch des Digamma durch Inschriften belegt. Auch in der Dichtung, insbesondere bei Homer, Sappho und Alkman gibt es Hinweise auf das Vorhandensein des Digamma.

Das Digamma wurde von Richard Bentley (1662–1742) wiederentdeckt, als er versuchte, die Metrik in Homers Epen zu rekonstruieren. Worte, die ursprünglich mit Digamma begannen, kommen bei Homer teilweise an Stellen vor, an denen ein konsonantisch anlautendes Wort zu erwarten wäre. Zu Homers Zeiten wurde das Digamma wohl nicht mehr gesprochen, wirkte aber in mündlich überlieferten Versen teilweise noch nach.

Verwendung als Zahlzeichen

Es wurde daraufhin nur noch als Zahlzeichen (6) benutzt, wobei aber oft eine andere Form, das Stigma (ϛ), eine Ligatur aus Sigma und Tau, oder die Wort-End-Form des Sigma (ς) oder auch Sigma-Tau (στ) als zwei getrennte Buchstaben, geschrieben wird. Der ursprüngliche Buchstabenname „Wau“ ging verloren und wurde durch Digamma ersetzt.

Abkömmlinge

Das Digamma wurde, als es noch generell verwandt wurde, in das altitalische Alphabet entlehnt. Da es im Etruskischen auch den im klassischen Griechischen nicht vorhandenen Laut [f] gab (das Phi wurde ursprünglich [] ausgesprochen, erst später wurde [f] daraus) wurde es zusammen mit einem archaischen H für ebendiesen verwandt. Da jedoch auch das archaische U ebenfalls (außer für [u]) für [w] benutzt wurde, was die Römer, als sie das Alphabet ebenfalls übernahmen, als redundant empfanden, deuteten sie diesen Buchstaben wegen seiner Verwendung in der Kombination „FH“ für [f] und machten so das heutige F daraus.

Weblinks

  • Thesaurus Linguae Graecae [1] (engl.)

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