Dinotherium

Dinotherium
Deinotherien
Zeitraum
Frühes Miozän bis frühes Pleistozän
20 bis 1 Mio. Jahre
Fossilfundorte
Systematik
Säugetiere (Mammalia)
Höhere Säugetiere (Eutheria)
Afrotheria
Rüsseltiere (Proboscidea)
Wissenschaftlicher Name
Deinotheriidae
Bonaparte, 1845
Untertaxa

Deinotherien (auch Dinotherien („Schreckenstiere“) oder „Hauerelefanten“, Deinotheriidae) stellen den frühesten erfolgreichen Zweig der fossilen Rüsseltiere (Proboscidea) dar. Zu den Rüsseltieren zählen auch die heute lebenden Elefanten.

Aus einer sehr frühen Abspaltung im Rüsseltierstammbaum im Oligozän entstanden die Deinotherien-Arten, deren Fossilien auch in Deutschland und Österreich gefunden wurden. Bei diesen Tieren befanden sich die Stoßzähne im Unterkiefer und waren abwärts gebogen. Aus diesem Grund bekamen die Tiere auch den deutschen Namen „Hauerelefanten“. Die Stoßzähne dienten wahrscheinlich als Grabwerkzeuge in sumpfigen Wäldern.

Die Stoßzähne des Oberkiefers, die sowohl bei den Mastodonten als auch bei den Echten Elefanten (Mammut und heutige Elefanten) besonders ausgeprägt waren, fehlten. Deinotherien konnten bis zu fünf Meter hoch werden und übertreffen damit alle Elefanten. Die imposanten Hauer konnten bis zu 1,5 Meter Länge erreichen. Sie lebten in Europa und Asien bis zum späten Pliozän, in Afrika bis zum Pleistozän.

Der französische Wirbeltierpaläontologe Georges Cuvier glaubte anfangs die Überreste eines Riesentapirs vor sich zu haben, als ihm im frühen 19. Jahrhundert Funde von Deinotherien-Backenzähnen vorgelegt wurden. Johann Jakob Kaup vom Großherzoglichen Museum in Darmstadt rekonstruierte 1829 als erster einen Unterkiefer mit Stoßzähnen und gab der neuen Gattung den Namen Deinotherium („Schreckenstier“). Dass die Stoßzähne beim lebenden Tier nicht nach oben, sondern wie Hauer nach unten gebogen waren, wurde Kaup erst nach der Auffindung eines besser erhaltenen Schädels in den Sandgruben von Eppelsheim im Bereich des Mainzer Beckens in Rheinhessen klar. In diesen Dinotheriensanden gelangen zahlreiche weitere Nachweise der Gattung. Die Funde führten schließlich zur Einordnung der Deinotherien unter die Rüsseltiere.

Stammesgeschichte

Schädel von Deinotherium

Der Ursprung der Rüsseltiere liegt in Afrika, sie differenzierten sich zu einer Zeit, als dieser Kontinent nicht durch Landbrücken mit anderen Kontinenten verbunden war. Das älteste bekannte Rüsseltier-Fossil stammt aus dem Eozän vor etwa 50 Mio. Jahren. Moeritherium war etwa so groß wie ein Tapir und besaß einen schweineähnlichen Kopf mit einer verlängerten Nasen-Oberlippe (Rüssel) sowie leicht verlängerten Schneidezähnen im Ober- und Unterkiefer. Neben Elefantenmerkmalen trug der Schädel auch gemeinsame Merkmale mit dem der Seekühe. Neben diesen sind wohl die Schliefer, kleine murmeltierähnliche Säuger mit Hufen, die nächsten Verwandten der Rüsseltiere.

Auch Deinotherium hatte sich, neueren fossilen Funden aus Äthiopien zufolge, schon vor der Entstehung einer Landverbindung nach Eurasien in Afrika herausgebildet. Von dort aus wanderte es in Europa und Asien ein und dürfte auch in Deutschland und Österreich häufig gewesen sein. Knochenfunde bestätigen, dass die Gattung Prodeinotherium in Europa während des frühen Miozäns existierte und von der Gattung Deinotherium vor dem späten Miozän ersetzt wurde. Die Deinotherien starben im Mittelpleistozän aus.

Literatur

Deinotherium aus der Süßwassermolasse bei Langenau. Skelettrekonstruktion im Stuttgarter Museum am Löwentor
  • Ernst Probst: Der Ur-Rhein. Rheinhessen vor zehn Millionen Jahren. GRIN, München 2009

Weblinks


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  • dinothérium — [ dinɔterjɔm ] n. m. • 1837; lat. sc., du gr. deinos « terrible » et thêrion « animal » ♦ Paléont. Genre de mammifères fossiles (proboscidiens), sortes d éléphants à grandes défenses tournées vers le bas, localisés dans le miocène, en Europe et… …   Encyclopédie Universelle

  • Dinotherium —   [zu griechisch deinós »gewaltig«, »furchtbar« und thēríon »Tier«] das, s/...ri|en, Gattung fossiler Rüsseltiere, vom unteren Miozän bis zum oberen Pliozän in Europa und Asien und bis zum Pleistozän in Afrika; bis fast 4 m hoch (Dinotherium… …   Universal-Lexikon

  • Dinotherĭum — (Riesenthier), urweltliches, fossil gefundenes, zu den Flossenfüßlern (Cetaceen) gehörendes aber vierbeiniges Säugethier, hat nach unten gerichtete Hauzähne in der 3 Schuh langen Unterkinnlade, Backenzähne mit großen Querleisten, in jedem Kiefer… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Dinotherĭum — Dinotherĭum, Säugetier des Miocäns, wahrscheinlich zur Ordnung der Rüsseltiere gehörig, ist ausgezeichnet durch die äußerst kräftigen, hakenförmig nach abwärts gerichteten Stoßzähne im Unterkiefer und die großen Backenzähne; wahrscheinlich war es …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Dinotherium — Dinotherĭum, ein zu den Rüsseltieren (Elefanten) gehörendes, gegen 4 m langes, pflanzenfressendes Säugetier des obersten Tertiärs (Pliozäns), mit nach abwärts gerichteten Stoßzähnen im Unterkiefer …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Dinotherium — Dinotherium, eine merkwürdige Gattung fossiler Säugethiere, die Riesentapire Cuviers, von Kaup aber als eigene Gattung D. unter die Zahnarmen gestellt, ohne Schneidezähne in dem zu einem Rüssel verlängerten Oberkiefer, im Unterkiefer die… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Dinotherium — Dinothere Di no*there, ||Dinotherium Di no*the ri*um, n. [NL. dinotherium, fr. Gr. deino s terrible + qhri on beast.] (Paleon.) A large extinct proboscidean mammal from the miocene beds of Europe and Asia. It is remarkable for a pair of tusks… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • dinotherium — ˌdīnəˈthirēəm synonym of deinotherium * * * dinotherium ● dino …   Useful english dictionary

  • Dinotherium-Museum — Das Dinotherium Museum in Eppelsheim zeigt Originalfunde und Kopien fossiler Säugetiere aus Ablagerungen des Ur Rheins, der im oberen Miozän vor etwa zehn Millionen Jahren aus dem Raum Worms kommend quer durch Rheinhessen zur Binger Pforte floss …   Deutsch Wikipedia

  • DINOTHERIUM — n. m. T. de Zoologie Grand mammifère pachyderme fossile …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 8eme edition (1935)

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