Disposition (Medizin)

Disposition (Medizin)

Unter dem Begriff Disposition (lat.: disponere = verteilen, aufteilen) wird im weiteren Sinne häufig eine organische oder psychische, genetisch bedingte oder lebensgeschichtlich erworbene Anfälligkeit für die Ausbildung von Krankheiten verstanden.[1] Eine Disposition zur Erkrankung bestimmter Organe oder Organsysteme nennt man Diathese. Der Begriff Diathese ist – im Hinblick auf die Abgrenzung zum Begriff der Konstitution - synonym mit Disposition im weiteren Sinne. In engerem Sinne sind mit Disposition nur die nicht durch genetische Faktoren bedingten, also lebensgeschichtlich erworbenen Eigenschaften gemeint. Diese Unterscheidung und strengere Abgrenzung ist für die psychotherapeutisch beeinflussbaren Faktoren einer Erkrankung wesentlich.[2] Disposition in engerem Sinne ist also nur auf peristatische Faktoren bezogen.

Eine genetische Disposition bezeichnet die aus der Struktur oder Zusammensetzung von Erbgut bestimmte außergewöhnliche Veranlagung eines Individuums oder der Mitglieder einer Familie (= familiäre Disposition), bestimmte Besonderheiten und Erkrankungen zu vererben bzw. die anlagebedingte Anfälligkeit, bestimmte Erkrankungen zu entwickeln. Auch eine Erkrankung, die nur bestimmte Tiergruppen, Arten oder Rassen betrifft, ist zumeist durch genetische Unterschiede bedingt.

Eine geschlechtliche Disposition trifft zu, wenn die Erkrankung häufiger bei männlichen oder weiblichen Individuen auftritt. Eine Alterdisposition ist zumeist durch altersabhängige Unterschiede in der Immunität bedingt.

Eine erworbene Disposition wird durch längeren oder intensiveren Kontakt mit einem krankheitsauslösenden Stoff oder Erreger oder mit Stressoren (Fehlbelastungen) hervorgerufen. In diese Gruppe fallen beispielsweise alle Berufskrankheiten.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wissenschaftlicher Dienst Hoffmann-La Roche: Roche Lexikon Medizin. Sonderausgabe von Urban & Fischer von Elsevier, München (© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin 5. Auflage) online Stichworteingabe „Disposition“ erforderlich.
  2. Thure von Uexküll: Grundfragen der psychosomatischen Medizin. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1963,
    Teil I. Die Stellung der Psychosomatischen Medizin in der Heilkunde. Kap. 8. Erbmasse und Lebensgeschichte. sowie Kap 9. Disponierende und Auslösende Faktoren. S. 32 ff.;
    Teil II. Die Auseinandersetzung mit der neuen Aufgabe. Kap. 1. Die Psychiatrie und die Psychosomatische Medizin. S. 45, Kap. 3 Disposition, Persönlichkeitsprofil und Krankheitsbereitschaft. S. 49; weitere Stellen: S. 57 f. (spezifischer Konflikt nach Alexander), sowie S. 64, 67 (soziale Faktoren), S. 218 (Medizinsoziologie).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Disposition — (von lat.: dispositio = „Aufteilung“,„Zuweisung“; „Anordnung“, „Verwaltung“, „Verfügung“ [dispositio omnipotens], „Fügung“ [schicksalhaft], „Aufstellung“, „Gliederung“, „Plan“) steht für: Disposition (Medizin), eine Anfälligkeit für die… …   Deutsch Wikipedia

  • Disposition — (lat.), Anordnung, Einteilung, Plan, Entwurf; Verfügung; Anlage, Geneigtheit zu etwas etc. So ist D. in der Rhetorik die logische und sachgemäße Anordnung des Stoffes einer Abhandlung oder Rede. Im militärischen Sinn hieß D. früher der Plan, nach …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Disposition — Dis|positio̱n [von lat. dispositio = Anordnung, Anlage] w; , en: Krankheitsbereitschaft, Veranlagung od. Empfänglichkeit des Organismus für bestimmte Erkrankungen …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Disposition — Verfügungsrecht; Planung; Empfänglichkeit; Anlage (für); Prädisposition (fachsprachlich) * * * Dis|po|si|ti|on [dɪspozi ts̮i̯o:n], die; , en: 1. freie Verfügung; das Verfügenkönnen: es steht ihr im Augenblick nur ein Teil des Geldes zur… …   Universal-Lexikon

  • Abkürzungen in der Medizin — Dies ist eine Liste der Abkürzungen und Akronyme, wie sie in der Medizin verwendet werden. Die Abkürzungen kommen neben der Klinik mit ihren vielfältigen Fachdisziplinen aus den Bereichen Biochemie, Physiologie und Laboratoriumsmedizin. Auch die… …   Deutsch Wikipedia

  • Anamnese (Medizin) — Im Rahmen der Anamnese (von griech. ανάμνησις anamnêsis „Erinnerung“) wird die Vorgeschichte eines Patienten in Bezug auf seine aktuellen Beschwerden erhoben. Die biographische Anamnese ist darüber hinaus erweitert auf die gesamte… …   Deutsch Wikipedia

  • Abhängigkeit (Medizin) — Klassifikation nach ICD 10 F10.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol (Abhängigkeitssyndrom) F11.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Opioide (Abhängigkeitssyndrom) …   Deutsch Wikipedia

  • Genetische Disposition — Unter dem Begriff Disposition (lat.: disponere = verteilen, aufteilen) wird allgemein eine psychische, genetische oder erworbene Anfälligkeit für die Ausbildung von Krankheiten verstanden. Eine Disposition zur Erkrankung bestimmter Organe oder… …   Deutsch Wikipedia

  • Cannabis als Medizin — Blätter der Hanfpflanze Aus verschiedenen Hanfsorten (Gattung Cannabis) können Rauschmittel gewonnen werden, die sich ebenfalls unter der Bezeichnung Cannabis zusammenfassen lassen. Die getrockneten und zerkleinerten harzhaltigen Blüten und… …   Deutsch Wikipedia

  • Krebs (Medizin) — Krebs, Krebsgeschwulst, syn. Malignom bezeichnet in der Medizin einen malignen (bösartigen) Tumor – eine bösartige Gewebeneubildung (Neoplasie). Im engeren Sinn sind die malignen epithelialen Tumoren (Karzinome) und die malignen mesenchymalen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”