Aegir

Aegir

Ägir oder Ægir (Hlér, anord. „Meer”) ist neben Wate in der germanischen bzw. nordischen Mythologie ein Name für den Riesen der See und des Bieres (Schilderung nach der Prosa-Edda).

Ägir ist ein Meeresriese, der den Asen nahesteht, aber dem älteren Geschlecht der Jötunn angehört, und in der nordischen Mythologie die Züge eines Meeresgotts annimmt. Er ist der Sohn des Miskorblindi bzw. Fornjótr. Seine beiden Brüder sind Logi, das Feuer, und Kari, der Wind. Er ist Vater von neun Töchtern, den Ägirstöchtern (Angeyja, Atla, Eistla, Eyrgjafa, Gjálp, Greip, Imðr, Járnsaxa und Úlfrún), die verschiedene Arten von Meereswellen darstellen (neben diesen Namen nennt Snorri aber andere: Bára, Blóðughadda, Bylgja, Dúfa, Hefring, Himinglæva, Hrönn, Kolga und Uðr). Seine Gattin ist die Meeresgöttin Rán. Er wohnt auf der Insel, die Hlésey genannt wird und ist sehr weise.

Ägir wurde von Thor aufgetragen, für die Götter Bier zu brauen, aber er gab vor keinen Kessel zu haben, der dafür groß genug sei. In Wirklichkeit wollte er sich aber nur keinen Befehl von Thor geben lassen. Thor allerdings besorgte sich einen riesigen Kessel vom Reifriesen Hymir. So musste der gedemütigte Ägir doch noch das Bier für Asgard, den Wohnsitz der Götter, brauen. Um sich für diese Niederlage zu rächen, vergällte er das Bier mit Hopfen, so dass es wohl noch trinkbar, aber nicht mehr genießbar war. Bei einem Gelage der Asen lässt er Gold in die Halle tragen, so dass diese hell erleuchtet wird wie von einem Feuer. Dieses Gold ist das Leuchten des windstillen Meeres. Da die Menschen glaubten, dass Ägir sein Unterwasserreich nur verließ, um Schiffe und ihre Besatzung zu vernichten, wurden ihm vor Antritt einer Seereise Gefangene geopfert, um eine sichere Überfahrt zu gewährleisten.

Ägir findet sich häufig in den Erzählungen der Edda, die kurz nach der Christianisierung Islands geschrieben wurde. Er tritt hier immer wieder als Freund der Götter und als Wirt in Erscheinung. Auch im restlichen Skandinavien ist er fester Bestandteil des Kultes. [Keningar, Egill, Sonatorrek (8), Grm (45), Skaldsk (1)(23) usw.] In den Texten zur norwegischen Urgeschichte wird Ägir/Hlér beispielsweise als Sohn des Fornjótr bezeichnet und gibt uns ein gutes Exempel, dass es eben nicht nur eine „Nordische“ Mythologie gibt. Man darf nicht vergessen, dass die frühen Runenzeichen Privileg der Priester und Adeligen waren und diese wohl nicht daran interessiert waren, dass das gemeine Volk sich schriftlich mitteilen konnte. Obendrein galten die einzelnen Runen als heilig und wurden nicht "einfach so" verwendet. So wurden diese Sagen seit ihrer Entstehung bis zum Tag, an dem sie aufgeschrieben wurden - dies konnten hunderte Jahre sein - nur mündlich weitererzählt, wodurch natürlicherweise viele Versionen entstanden.

Heute weiß man: Ägir bedeutet im Altnordischen sowohl den Meerriesen, wie häufig (aber sekundär) das Meer selbst. Der Name Ägir hängt mit dem germanischen ahwo, lat. aqua Wasser zusammen, bedeutet also Wassermann (Vgl. Ägir => Aquarius). Es ist aber möglich, dass es sich bei Ägir Meerriesen und ägir/ägi Meer um zwei verschiedene Wörter handelt.

Männlicher Vorname

Ægir ist ein männlicher Vorname in Dänemark, Norwegen, Island und auf den Färöern. In Schweden verwendet man die Form Ägir oder Aegir.


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