Dracontiasis

Dracontiasis
Klassifikation nach ICD-10
B72 Drakunkulose
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Dracontiasis ist eine durch den Medinawurm (Dracunculus medinensis) hervorgerufene Parasitose des Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Pathomechanismus

Befallener Fuß mit heraushängendem Medinawurm

Die Infektion erfolgt vorwiegend während der Trockenzeit, da meist keine geregelte Trinkwasserversorgung besteht und die Bevölkerung auf Wasseransammlungen angewiesen ist. Dort nehmen sie mit dem Trinkwasser die Krebse auf und sorgen gleichzeitig für eine Neuinfektion, wenn sie selbst schon befallen sind.

Die von den Larven des Medinawurms befallenen winzigen Krebse (Hüpferlinge) werden mit ungefiltertem Trinkwasser aufgenommen; die Larven werden dann im Dünndarm freigesetzt. Von dort aus wandern sie durch den Körper und bohren sich in Bauch- und Brustmuskulatur. Hier findet die Paarung statt. Anschließend stirbt das Männchen und wird eingekapselt. Das befruchtete Weibchen wächst weiter, wird bis zu einem Meter lang und wandert durch das Gewebe zu den Extremitäten, meist zu den Unterschenkeln oder Füßen. Dort siedelt es sich im Bindegewebe der Unterhaut an.

Das Kopfende des Wurmes verursacht durch Abscheidungen ein taubeneigroßes Geschwür. Kommt dieses mit Wasser in Berührung, platzt die dünne Haut im Zentrum auf. Gleichzeitig reißt die Haut des dicht darunterliegende Wurms und dessen Uterus, der Tausende von Larven ins Wasser entlässt. Anschließend zieht sich der Uterus wieder ins Geschwür zurück und bei erneuter Wasserbenetzung wiederholt sich der Vorgang. Die Larvenausschüttung beginnt ungefähr ein Jahr nach der Aufnahme der Larve und hält zwei bis drei Wochen an, dann stirbt der Wurm und das Geschwür heilt normalerweise aus.

Schadwirkung

Die Wanderung der Würmer durch das Gewebe und die Geschwürbildung sind mit starken Schmerzen verbunden. Meist heilt das Geschwür ohne Komplikationen aus, es stellt jedoch eine Eintrittspforte für Bakterien dar. Es können sich Abszesse, Gelenkentzündungen oder Versteifung der Gelenke bilden. Es wird keine Immunität aufgebaut und so kommt es bei fortbestehender Exposition immer wieder zur Neuinfektion.

Entfernung des Wurms

Früher wie heute auch noch entfernt man die Weibchen mit einem Stäbchen, mit dem man das Vorderende, welches aus dem Geschwür herausbricht, jeden Tag mehr und mehr herauswickelt. Nach einer Legende geht auf dieses Verfahren das in Mesopotamien entstandene Äskulapstab-Symbol der Medizin hervor. Diese Theorie wurde jedoch 1959 von Lesky in der Medizinischen Wochenschrift widerlegt. Eine medikamentöse Therapie steht nicht zur Verfügung. Der Wurm kann jedoch auch chirurgisch entfernt werden.

Vorbeugung

Durch Aufbereitung des Trinkwassers (beispielsweise Filterung durch ein Tuch) oder durch den Einsatz von Röhrenfiltern kann verhindert werden, dass die Larven in den Körper eindringen.

Ausrottung

Nach Bekämpfungsmaßnahmen, die 1980 begannen, konnte die Anzahl der Neuinfektionen von 3,5 Millionen Fällen pro Jahr auf unter 75.000 im Jahr 2000 gesenkt werden. Im Jahr 2004 gab es noch etwa 16.000 Infizierte, ausschließlich in Afrika. Vorwiegend betroffen sind die Länder Sudan, Nigeria, Mali und Ghana. Die WHO hoffte den Parasiten bis zum Jahr 2009 auszurotten, was jedoch nicht gelang. [1][2] 2009 gab es weltweit noch 3190 registrierte Fälle, welche ausschließlich in den Ländern Sudan, Ghana, Mali und Äthiopien zu finden waren. [3] Das von dem ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter ins Leben gerufene Carter Center nimmt heute eine führende Stellung im Kampf gegen Dracontiasis ein.

Einzelnachweise

  1. * Dracunculiasis Eradication: The final Inch – Artikel von Donald R. Hopkins, bei The American Society of Tropical Medicine and Hygiene, 2005
  2. Michele Barry: The Tail End of Guinea Worm — Global Eradication without a Drug or a Vaccine. In: The New England Journal of Medicine. Vol.356, Nr. 25, 2007, ISSN 1533-4406, S. 2561-2564 (Artikel auf nejm.org)
  3. * Guinea Worm Eradication Program – Status des Programms zur Ausrottung des Wurms

Weblinks

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