Aerosollöschfahrzeug

Aerosollöschfahrzeug

Ein Aerosollöschfahrzeug (auch Abgaslöschfahrzeug, Turbolöscher) ist ein Feuerwehrfahrzeug, das eine Flüssigkeit zerstäubt und in einen Brandherd bläst, um einen Brand zu löschen oder giftige Dämpfe und Brandrauch niederzuschlagen, um Einsatzkräften der Feuerwehr den Zugang zum Einsatzort zu erleichtern. Dabei kann in den Abgasstrahl einer beweglich angeordneten Strahlturbine Löschwasser eingespritzt werden.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

  • schnelle und massive Brandbekämpfung bei Großbränden
  • Brandbekämpfung auf Chemieanlagen (besonders auch Anlagen der Petrochemie)
  • Niederschlagen von giftigen Gasen und Dämpfen
  • Kühlen brandgefährdeter Objekte
  • Belüften von Tunneln

Der erste Turbolöscher wurde in der UdSSR zur Löschung eines Großbrandes im Ural eingesetzt. Dabei wurden Strahltriebwerke auf demilitarisierte Panzer gesetzt und zur Löschung verwendet. Der Erfolg war so beeindruckend, dass daraufhin im gesamten Ostblock ähnliche Fahrzeuge gebaut wurden. Ungarn entwickelte für die Löscharbeiten nach dem Zweiten Golfkrieg einen speziellen fernlenkbaren Typen, der auf einem Panzerfahrgestell zwei Strahltriebwerke trug. Es gelang damit in wesentlich kürzerer Zeit erfolgreich Ölquellen zu löschen als zunächst angenommen wurde.

Beispielfahrzeuge

Turbolöscher BASF

Die Werkfeuerwehr der BASF verfügt seit 1998 ebenfalls über ein Aerosollöschfahrzeug. Es basiert auf einem 18 Tonnen schweren Fahrgestell. Die Druckluft wird von zwei Strahlturbinen des Typs Turbomeca Larzac 04 erzeugt. Dabei wird eine Kompressoräquivalenzleistung von 27 MW erzeugt, die es ermöglicht, 6000 Liter Wasser pro Minute zu zerstäuben und 120 Meter weit zu tragen. Dieses eher experimentelle Fahrzeug wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung entwickelt.

Seit Mai 2005 ist ein neues Fahrzeug im Einsatz, der Turbolöscher II, bei dem die Strahlturbinen auf einem Drehkranz schwenkbar angebracht sind und jetzt einen Winkel von 180° bestreichen können. Das Fahrzeug wurde nach Maßgabe der BASF Werkfeuerwehr von Zikun Fahrzeugtechnik hergestellt. Ausgerüstet mit den gleichen Turbinen ist es jetzt möglich, 8000 Liter Wasser pro Minute zu zerstäuben.

LUF 60 in Aktion, Rechtsstehend der Operator des Fahrzeugs

Löschunterstützungsfahrzeug

Ein Beispiel für ein unbemanntes Fahrzeug wäre das Löschunterstützungsfahrzeug (LUF) 60 des österreichischen Herstellers Rechner. Dieses Aerosollöschfahrzeug besteht aus einem panzerartigen Fahrgestell und einer Turbine, die pro Minute bis zu 3000 Liter in einen feinen Wassernebel verwandelt. Dieser Wassernebel wird bis zu 80 Meter weit zum schwer zugänglichen Brandherd geschossen. Alternativ kann jederzeit auf Schaum mit einem Durchsatz bis zu 3000 Liter pro Minute umgestellt werden. Hier kann eine Reichweite je nach Schaumart von 35 m bis zu 70 m erzielt werden. Einsatzorte sind Tunnel, Tiefgaragen, U-Bahn-Schächte, aber auch Industrieanlagen und Flächenbrände.

Turbolöscher der Vattenfall Europe Mining AG

Abgaslöschfahrzeug Typ W50

Ein Prototyp eines Abgaslöschfahrzeugs wurde 1980 beim Institut der Feuerwehr in Heyrothsberge auf Basis eines IFA W50 aufgebaut. Das Triebwerk wurde auf dem vorhandenen Drehkranz des vorher mit einer Drehleiter versehenen Fahrzeugs montiert.[1] Die Abteilung Betriebsbauten des Gaskombinats Schwarze Pumpe baute von 1982 bis 1984 einen weiteren Turbolöscher, dessen Fahrgestell ebenfalls ein W50 bildete, dieses Mal jedoch ursprünglich ein allradgetriebener Autodrehkran war. Hier wurde das Triebwerk ebenfalls auf dem Drehkranz montiert.[2] Als Strahlerzeuger dienten hierbei durchweg Klimow WK-1-Triebwerke. Die dort eingesetzte Löscheinrichtung ist heute noch im Einsatz bei der Hauptfeuerwache der Werkfeuerwehr von Vattenfall Europe in Schwarze Pumpe, nachdem diese 1993 auf ein MAN-Fahrgestell gesetzt wurde. Es wurde in der Vergangenheit bei Waldbränden in Brandenburg eingesetzt. Weitere Abgaslöschfahrzeuge wurden ab 1984 durch die damalige Spezialwehr des Gaskombinates Schwarze Pumpe zum Aufbau vorbereitet, jedoch nicht fertiggestellt. Die bereits dafür vorhandene Technik wurde nach 1989 verschrottet. Das betrifft Fahrzeuglafetten (Typ KrAZ) als auch die Triebwerke „WK-1“.

Abgaslöschfahrzeug "Hurricane"

AGLF "Hurricane" des Deutschen Feuerwehrmuseums Fulda

In der Ausstellung des Feuerwehrmuseums Fulda befindet sich wohl das leistungsstärkste Abgaslöschgerät, das Abgaslöschfahrzeug "Hurricane". Ein Strahltriebwerk vom Typ Tumanski R-13-300, wie es bspw. in einer MIG 21MF Verwendung findet, ist schwenkbar auf einem T-55A-Ketten-Fahrgestell montiert. Das Fahrzeug wiegt 27 Tonnen[3] und entstand unter Mithilfe des Bundesministerium für Bildung und Forschung zwischen Mai 1991 und Juli 1993 in Neubrandenburg. Es wurde eine Fördersumme von 750.000 €, die an die Erdöl-Erdgas Gommern GmbH gezahlt wurde, aufgewendet.[4] Es war ebenfalls für die Brandbekämpfung im Irak vorgesehen. Bis zur Fertigstellung des Fahrzeuges waren die Brände jedoch durch die ungarischen Turbolöschfahrzeuge bereits gelöscht. Das Fahrzeug kam experimentell zum Einsatz und zeigte gute Resultate. Trotzdem wurde es nicht weiter verwendet.

Siehe auch

Feuerwehrfahrzeuge in Deutschland

Ähnliche Fahrzeuge: Flugfeldlöschfahrzeug, Löschpanzer

Literatur

  • Walter Hamilton, Ulrich Kortt, Rolf Schmid: Hamilton Handbuch für den Feuerwehrmann. Boorberg-Verlag, ISBN 3-415-01705-2

Einzelnachweise

  1. Dirk Wieczorek: Fahrzeuge deutscher Werk- und Betriebsfeuerwehren. Podszun 2005, ISBN 3-86133-389-9. S. 151.
  2. Ralf Kunkel: DDR-Feuerwehrfahrzeuge 1945–1990. Motobuch-Verlag 2010, ISBN 978-3-613-03159-3. S. 65.
  3. http://www.blaulichtfotograf.de/rss.php?action=images&cat_id=330
  4. http://www.go.dlr.de/UF-Praesentation/LPSystematik/LPSKB.php?FKZ=01RG9115/5&EVB=J

Weblinks


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