Dreikräfteprinzip

Dreikräfteprinzip
Rückenorthese bei Scheuermann-Krankheit
Orthesenschuhe

Eine Orthese (Kurzwort aus orthopädisch und Prothese) ist ein industriell oder durch Orthopädietechniker hergestelltes medizinisches Hilfsmittel, das zur Unterstützung von eingeschränkt funktionstüchtigen Körperteilen zum Einsatz gebracht wird. Medizinische Hilfsmittel werden bei Notwendigkeit vom Arzt verordnet.

Es gibt Orthesen zur Fixation z. B. bei Formfehlern oder Deformationen, die im wesentlichen nicht reversibel sind. Orthesen werden ebenfalls zur Korrektur von Fehlstellungen verwendet, soweit es sich um Haltungsfehler oder Stellungsfehler handelt, die reversibel sind oder wo weitgehender bzw. zumindest teilweiser Funktionsersatz erreicht werden kann. Dazu gehören schlaffe Lähmungen, die meist von Muskeldystrophie begleitet sind und funktionale Beinlängendifferenzen. Der Übergang von einer Orthese zu einer Prothese kann hierbei fließend sein, da das Ausgleichen der Längendifferenz schon dem Ersatz eines fehlenden Teiles einer Gliedmaße gleichkommt.

Bei Sportverletzungen werden Orthesen zur Gelenkstabilisierung (beispielsweise nach einer Kreuzbandplastik) eingesetzt. Auch bei den Volkskrankheiten Arthrose und Osteoporose werden Orthesen vielfältig eingesetzt und sind anerkannte medizinische Hilfsmittel.

Nicht reversible Veränderungen sind spastische Lähmungen oder Kontrakturen in den Gelenken. Einlagen in Schuhen z. B. können eine Funktion zur Reklination haben. Das bedeutet bei Schwächung z. B. der Muskulatur bei ansonsten funktionstüchtigen Körperteilen eine Hilfe, die zum Training betreffender Muskelgruppen und damit deren Kräftigung dient, um künftig wieder voll funktionstüchtig zu sein.

Weiterhin gibt es Orthesen, die zur zeitweiligen Ruhigstellung von Körperteilen eingesetzt werden. Dazu zählen u. a. Halskrausen. Andere haben die Aufgabe Entlastung vorzunehmen wie Einlagen, Stützapparate u. a. bei Morbus Perthes und anderen degenerativen Erkrankungen und verschiedene Arten von Korsetts. Orthopädische Korsette werden als Rumpf- bzw. Rückenorthesen bezeichnet. Man unterscheidet passive und aktive Rumpforthesen. Passive Rumpforthesen sind sogenannte Stützkorsetts, die vorrangig die Aufgabe der Entlastung, Unterstützung und Bettung vorwiegend bei Schmerzpatienten und Patienten mit instabilen Wirbelsäulen haben. Die aktiven Rückenorthesen sollen zur aktiven Korrektur der Fehlstatik der Wirbelsäule z. B. bei Skoliose, Kyphose, Morbus Scheuermann, Hyperlordose und Osteoporose animieren. Dies geschieht am wirksamsten zur Wachstumslenkung bei Kindern und Jugendlichen. Aber auch Erwachsene können mit aktiven Rumpforthesen Haltungsverbesserung und Schmerzlinderung bei Wirbelsäulenproblemen erreichen. Passive Stützkorsette sind zwar bequemer, können jedoch eine Schwächung der Rückenmuskulatur und damit eine gewisse Abhängigkeit verursachen. Manche Rumpforthesen dienen der Streckung Extension, Reklination Aufrichtung der Wirbelsäule oder auch deren Entdrehung=Derotation (z. B. Derotierende Rumpforthese nach Dr. Chêneau und Dr. Rigo gegen Skoliose).

Zumeist beruht der Einsatz von Orthesen mit Korrekturfunktion auf der Anwendung des „Dreikräfteprinzips“ (Zwei Ansatzhauptpunkte und einen entgegengesetzt wirkenden Druckpunkt). Zum Beispiel bei Nachtschienen zur Korrektur von Fehlstellungen im Kniegelenk bei Kleinkindern macht man sich das zunutze, weil durch das Wachstum die Aussichten auf die Korrektur der Fehlstellung am besten sind.

siehe: Schweizer Sperre

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