Dörrenbach (Ostertal)

Dörrenbach (Ostertal)

49.4342487.2358067Koordinaten: 49° 26′ N, 7° 14′ O

Evangelische Pfarrkirche St. Wendel-Dörrenbach

Dörrenbach ist ein Stadtteil von St. Wendel im Landkreis St. Wendel (Saarland). Mit 540 Einwohnern ist er ländlich geprägt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Dörrenbach liegt im Tal der Oster etwa sieben Kilometer südöstlich von St. Wendel. Zwischen der Kreisstadt und diesem Stadtteil liegt der Staatsforst St. Wendel.

Geschichte

Das Ostertal war Bodenfunden zufolge bereits in prähistorischer und römischer Zeit bewohnt. In der Ortsmitte von Dörrenbach wurde am 11. März 1999 bei Bauarbeiten ein spätantiker Viergötterstein gefunden; er gehörte mutmaßlich zu einer Jupitergigantensäule einer Villa rustica.

In einer Urkunde vom 17. November 880 schenkt Ludwig der Deutsche ein königliches Lehen Osternaha der Frankfurter Salvatorkapelle. Dies ist die erste bekannte Erwähnung des mittleren Ostertals im Mittelalter. Die Anfänge der Besiedlung Dörrenbachs sind nicht klar dokumentiert.

Im 14. Jahrhundert bestand laut kirchlichen Urkunden eine - möglicherweise schon um Jahrhunderte ältere - Kapelle mit massivem romanischem Kirchturm, die gemeinsam mit derjenigen von Werschweiler zur Pfarrei St. Wendel und damit zu Kurtrier gehörte. Im 15. Jahrhundert gab es eine größere Kirche mit Langhaus, die eine eigene Pfarrei konstituierte. Die Baugeschichte weist Parallelen zur ehemaligen Kirche von Fürth im Ostertal auf, von der nur der wehrhafte Turm erhalten ist.

In dieser Zeit war die territoriale Zugehörigkeit der Ostertaler Güter umstritten und wechselte häufig. So erklärt es sich, dass die geografisch eng beieinander liegenden Orte im Ostertal dennoch ihre individuelle Landesgeschichte haben. Spätestens seit 1542 gehörte Dörrenbach wie Fürth zu Nassau-Saarbrücken – im Unterschied zu beispielsweise zum drei Kilometer nördlich gelegenen Niederkirchen, das Pfalz-Zweibrücken durch Erbfall zugefallen war.

1575 wurde in Dörrenbach wie überall in der Grafschaft Nassau-Saarbrücken die Reformation eingeführt.

Im 30-jährigen Krieg wurde das gesamte Ostertal schwer verwüstet und entvölkert. Im 18. Jahrhundert kam es zu einer wirtschaftlichen Erholung unter dem Haus Nassau-Usingen. Die Reformation verblieb.

Nach der Besetzung durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1793 wurde Dörrenbach – wie das gesamte mittlere Ostertal – Teil des Saardepartements. Durch Beschluss des Wiener Kongresses kam der Ort 1815 zum Fürstentum Lichtenberg, 1834 zur preußischen Rheinprovinz und gehörte von 1920 bis 1935 zum Saargebiet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Dörrenbach 1947 zum Saarland. Bei der Kreisreform 1974 wurde die zuvor selbstständige Gemeinde als Stadtteil Sankt Wendel zugeschlagen.

Infrastruktur

Bis 1980 beförderte die 1934 bis 1938 gebaute Ostertalbahn Personen- und Güterverkehr zwischen Ottweiler und Schwarzerden via Dörrenbach. Diese Bahn existiert heute noch und wird u. a. als Museumsbahn betrieben.

Die Bundesstraße 420 verläuft in Nord-Süd-Richtung parallel zum Flusslauf und zu der Bahnlinie.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Das einzige kunsthistorisch relevante Bauwerk des Ortes ist die evangelische Pfarrkirche mit romanischem Wehrturm, deren Obergeschoss und Satteldach im 15. Jh. aufgestockt wurden, und rechteckigem spätgotischem Saalbau, der 1719 erweitert und durch Einbau von Rundbogenfenstern verändert wurde. Die Kanzel aus Rotsandstein, die um 1600 gefertigt wurde, hat Blendmaßwerk auf ihrem ganzen Korb und steht auf einer geriffelten Säule; Parallelen zu St. Martin in Köllerbach sind beschrieben worden.

Im Dorfgemeinschaftshaus, dem ehemaligen Schulgebäude, unterhält der Dörrenbacher Heimatbund ein kleines Heimatkundemuseum mit landwirtschaftlichen Geräten und Dokumentationen zur Ortsgeschichte; es wird über Bergbau und Landwirtschaft, auch über die Zeit des lokalen NS-Reichsarbeitsdienstlagers berichtet. Am alten Bahnhofsgebäude, das jetzt das Vereinsheim des Heimatbundes ist, unterhält der Verein die Natur- und Freizeitanlage Reihersrech. Dort gibt es unter anderem einen Tennisplatz, eine Bogenschießanlage, einen kleinen Kräutergarten sowie Grillplatz mit einer Hütte.

Ab 1818 wurde in der Grube Auguste und ab 1834 in der Grube Haus Sachsen bei Dörrenbach Steinkohle abgebaut. Beide Gruben wurden von den Brüdern Johann Carl Cetto und Johann Phillip Cetto gegründet und gingen 1851 in den Besitz von Carl Philipp Cetto über. Nach seinem Tod wechselten die Gruben mehrmals den Besitzer, bis 1903 die Kohleförderung eingestellt wurde. [1]

Ein Wanderweg führt zur 1953 stillgelegten Kohlegrube Labach, von der das Mundloch erhalten ist.

Lokale Vereine

Dörrenbach unterhält ein Vereinsleben in verschiedenen sozialen Aktivitäten:

  • Dörrenbacher Heimatbund, seit 1973
  • Landfrauenverein, seit 1976
  • Sportfreunde Dörrenbach
  • Gemischter Chor Dörrenbach
  • Angelsportverein Dörrenbach
  • Nahwärme Dörrenbach e.V., seit 2008

Einzelnachweise

  1. R. Benoist: Die Sachsen-Coburgischen Grubenbaue in Dörrenbach. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel. XXV. Ausgabe, 1993/94, S. 147-159.

Literatur

  • Fred Oberhauser: Das Saarland. 4. Auflage. DuMont-Kunstreiseführer, Köln 1995, S. 271
  • Knaurs Kulturführer Saarland. München 1994, S. 162

Weblinks


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