Dükerbau

Dükerbau
Schematische Darstellung eines Dükers
Schleuseneinfahrt mit Unterdükerung und Überlauf in den unten durchlaufenden Graben am Süd-Nord-Kanal
Düker der Schmalen Gera (hinten) unter dem Flutgraben (vorn) von 1895 in Erfurt

Ein Düker (niederdeutsch, entspricht „Taucher”, niederländisch „duiker”) ist die Unterführung eines Rohres, z. B. Abwasser-, Trinkwasserleitung, Grundwasser oder Öl-Pipeline, unter einer Straße, einem Deich, einem Tunnel oder einem Fluss.

Die Flüssigkeit kann so Hindernisse überwinden, ohne dass Pumpen eingesetzt werden müssen. Dabei nutzt man das Prinzip der kommunizierenden Röhren, wonach sich Flüssigkeiten in Röhren, die miteinander verbunden sind, stets auf das gleiche Niveau einpegeln. Fließt nun auf einer Seite immer neue Flüssigkeit hinzu, so erreicht sie auf der anderen Seite dasselbe Höhenniveau und kann fast ohne Höhenverlust dort weitergeleitet werden.

Schon die Römer nutzten Düker aus Bleirohren, um mit Trinkwasserleitungen Schluchten ohne Aquädukt überwinden zu können.

Bei der Unterdükerung eines Flusses (z. B. durch eine Erdölpipeline) muss zunächst ein Graben quer in das Flussbett gebaggert werden. Der Düker wird an Land in kompletter Länge und Form vormontiert und dann entweder auf einen Ponton verladen und an der Einsatzstelle per Kran verlegt oder von Land aus allmählich über den Fluss hinweg geschoben, meist ebenfalls unter Mitwirkung von Pontons. Am Schluss wird der Düker in sein vorbereitetes Bett eingespült, damit er durch diese Erde-Deckschicht gegen Beschädigungen durch Wasserfahrzeuge geschützt ist.

Bei Dükern, die benutzt werden, um Abwasser unter einem Hindernis (Fluss, Tunnel usw.) durchzuleiten, hat der Düker meist einen kleineren Querschnitt (ca. 10-20 %, je nach normalem Rohrquerschnitt) als das am Dükeroberhaupt ankommende bzw. am Dükerunterhaupt abgehende Rohr, um die Fließgeschwindigkeit im Düker zu erhöhen, damit sich in der Dükersohle keine Stoffe absetzen können, welche den Düker verstopfen könnten. Problematisch ist jedoch, wie bei Abwasser häufig der Fall, dass die Mengen um mehr als das hundertfache schwanken. Deshalb werden oft mehrere Röhren parallel verlegt und je nach Abwasseranfall beschickt. Da das System nicht regelbar ist, kommt es, insbesondere bei stark mit Sinkstoff belasteten Abwässern, zu Ablagerungen, die mit hohem Kostenaufwand beseitigt werden müssen.

Es gibt auch Düker, die sich dem Abwasserzufluss anpassen können, um die Fließgeschwindigkeit konstant zu halten. Es handelt sich dabei um s.g. Luftkissendüker. Hierbei ist der Düker ein waagerecht liegendes Rohr, mit senkrechten Zuläufen. Der Zu- bzw. Ablauf des Dükers wird durch einen Siphon begrenzt, sodass in den Düker Luft gepumpt werden kann. Diese Luft kann nicht entweichen und reduziert den Querschnitt des Dükers. Strömt wenig Wasser in den Düker, so handelt es sich um ein großes Luftkissen, das den Querschnitt sehr klein macht, kommt mehr Wasser, so wird die Luftmenge reduziert und der Querschnitt vergrößert. Somit erreicht man eine konstante Fließgeschwindigkeit des Wassers. Nach diesem System arbeitet die Hamburger Stadtentwässerung bei einem Düker, welcher Hamburgs Nordwesten mit dem Klärwerk Köhlbrandhöft Nord, unter der Elbe hindurch, verbindet.

Den weltweit größten Betriebsbereich von minimal 10 l/s und maximal 8.800 l/s also 1:880 weist der Luftkissendüker am Wiener Platz in Dresden auf. Immer wieder taucht die Behauptung auf, dass der Nachteil an diesem System sei, dass das Luftkissen den Düker nach oben drückt (Auftrieb) und der Düker somit sehr schwer sein bzw. schwere Fundamente haben muss, um nicht aufzuschwimmen. Dies stimmt nicht. Richtig ist zwar, dass die Luft tatsächlich Auftrieb erzeugt, dem wirkt jedoch einerseits die Stahlbetonröhre entgegen andererseits aber wird der passive Erddruck aktiviert, sodass keine Zusatzfundamente benötigt werden. Dies würde auch herstellungstechnische Probleme, insbesondere beim Rohrvortrieb, hervorrufen.

Das Gegenstück zum Düker ist der Durchlass. Hier geht der Wasserspiegel frei zur anderen Seite durch. Ein Durchlass läuft leer, wenn von oben kein Wasser mehr nachfließt. Ein Düker liegt tiefer als der Abfluss und muss leergepumpt werden. Als Zwischenlösung gilt der Halbdüker. Dabei wird die Rohrsohle gegenüber dem Zufluss eingetieft, der Rohrscheitel liegt aber immer über der Flüssigkeit. Ein echter Düker ist immer als Druckrohr ausgebildet.

Die immer wieder anzutreffende Schreibweise Dücker ist falsch.

Beispiele

Dükerkanal der Wakenitz in Lübeck

Weblinks


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