Dürrenäsch

Dürrenäsch
Dürrenäsch
Wappen von Dürrenäsch
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Kulmw
Gemeindenummer: 4134i1f3f4
Postleitzahl: 5724
Koordinaten: (654304 / 241510)47.3222228.156948562Koordinaten: 47° 19′ 20″ N, 8° 9′ 25″ O; CH1903: (654304 / 241510)
Höhe: 562 m ü. M.
Fläche: 5.91 km²
Einwohner: 1146 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.duerrenaesch.ch
Dürrenäsch

Dürrenäsch

Karte
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Dürrenäsch ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Kulm im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt an der Wasserscheide zwischen Wynental und Seetal.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf besitzt eine lockere Siedlungsstruktur mit einigen auseinander liegenden Häusergruppen, die stellenweise mit dem kleinen Zentrum zusammengewachsen sind. Es liegt in einem Sattel des Höhenzugs, der das Wynental vom Seetal trennt. Der weitaus grössere Teil des Gemeindegebiets wird gegen Westen in Richtung Wyna entwässert. Gegen Süden hin steigt das Gelände sanft zur Wandfluh (766 m ü. M.) an; am Hang liegen etwas vom Dorfzentrum versetzt die Weiler Untersädel (610 m ü. M.) und Obersädel (650 m ü. M.). Am nördlichen Ende des Sattels liegt der 630 Meter hohe Bampf. Der östliche und nordöstliche Teil der Gemeinde gehört geographisch zum Seetal, an der Grenze zu Leutwil liegt der Weiler Wolfacher (608 m ü. M.).[2]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 591 Hektaren, davon sind 220 Hektaren bewaldet und 76 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 766 Metern auf dem Gipfel der Wandfluh, der tiefste auf 495 Metern an der Grenze zu Teufenthal.

Nachbargemeinden sind Seon im Norden, Hallwil und Boniswil im Nordosten, Leutwil im Südosten, Zetzwil im Süden, Oberkulm im Südwesten sowie Unterkulm und Teufenthal im Westen.

Geschichte

Gedenkstein für die Opfer des Flugzeugabsturzes vom 4. September 1963

Diverse Einzelfunde belegen eine Besiedlung während der Hallstattzeit und der Römerzeit; auf dem Lindhügel wurden Gräber der Alamannen entdeckt. Die erste Erwähnung von Aske inferior erfolgte im Jahr 893 in einem Zinsrodel des Fraumünsters in Zürich. Der Ortsname geht auf das althochdeutsche (ze) askahe zurück, was «beim Eschengehölz» bedeutet.[3] Im Mittelalter lag das Dorf im Herrschaftsbereich der Grafen von Lenzburg, ab 1173 in jenem der Grafen von Kyburg. Nachdem diese ausgestorben waren, wurden die Habsburger im Jahr 1264 die neuen Landesherren. Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit waren die Herren von Trostburg.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Dürrenäsch gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. 1528 führten die Berner die Reformation ein. Die Herrschaft Trostburg war 1346 in den Besitz der Herren von Rinach gelangt, 1486 an die Hallwyler. Diese verkauften 1616 ihren Besitz an die Stadt Brugg. Bern duldete den Machtzuwachs seiner Untertanenstadt jedoch nicht und zog die Herrschaftsrechte an sich. Dürrenäsch bildete daraufhin einen Teil des Gerichtsbezirks Trostburg innerhalb des Amtes Lenzburg. Ein Brand zerstörte 1782 einen grossen Teil des Dorfes. Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein, entmachteten die «Gnädigen Herren» von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Dürrenäsch gehört seither zum Kanton Aargau.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Baumwollweberei, die später durch die Strohflechterei in Heimarbeit abgelöst wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden aufgrund des Gesetzes zur Bekämpfung der Heimatlosigkeit jenische Familien eingebürgert. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Bevölkerungszahl um über dreissig Prozent zurück. Viele Bewohner waren verarmt und mussten aus ihrer Heimat wegziehen, nicht wenige davon wanderten nach Nordamerika aus. Ab 1863 wurden Zigarren hergestellt, ab 1878 Korkwaren. Diese Industriezweige verschwanden in den 1950er Jahren und machten neuen Unternehmen Platz.

Am 4. September 1963 stürzte eine Caravelle III der Swissair auf dem Weg von Zürich nach Genf bei Dürrenäsch ab. Alle 80 Personen an Bord von Swissair-Flug 306 starben, mehr als die Hälfte der Opfer stammten aus dem Dorf Humlikon im Kanton Zürich. Ein Denkmal am Absturzort erinnert an dieses Unglück.[4][5]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Gelb auf grünem Dreiberg steigender roter Löwe, einen schwarzen Ast haltend.» Das Wappen, welches erstmals 1811 auf dem Gemeindesiegel abgebildet war, ist auf eine unkorrekte Deutung des Namens zurückzuführen. Der Löwe symbolisiert die einstige Herrschaft der Habsburger über das Dorf. Die heutige Variante des Wappens wurde 1952 definitiv eingeführt, zuvor war zeitweise ein Wappen mit gelben Löwen auf blauem Grund verwendet worden.[6]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[7]

Jahr 1764 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 443 1112 766 863 878 899 959 989 1056 1115

Am 31. Dezember 2010 lebten 1146 Menschen in Dürrenäsch, der Ausländeranteil betrug 10,7 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 65,8 % reformiert. 10,8 % römisch-katholisch und 10,3 % moslemisch; 1,8 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 90,7 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,3 % Türkisch, 2,0 % Serbokroatisch, 0,9 % Albanisch.[8]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht in Unterkulm zuständig. Dürrenäsch gehört zum Friedensrichterkreis Leutwil.

Wirtschaft

In Dürrenäsch gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 500 Arbeitsplätze, davon 10 % in der Landwirtschaft, 28 % in der Industrie und 62 % im Dienstleistungsbereich.[9] Zwei Unternehmen prägen heute das wirtschaftliche Leben: Die Logistik- und Transportfirma Bertschi AG mit weltweit rund 1500 Mitarbeitern und 25 Niederlassungen hat ihren Hauptsitz in Dürrenäsch. Aus der ehemaligen Korkwarenfabrik entstand in den 1950er Jahren die Sager AG, die PVC-Profile, Glaswolle und Dämmstoffe herstellt; schweizweit bekannt ist die Firma vor allem für den Schaumpolystyrol Sagex. Zahlreiche Erwerbstätige sind Wegpendler und arbeiten in den grösseren Ortschaften der Umgebung oder in der Region Aarau/Lenzburg.

Verkehr

Das Dorf liegt zwar etwas abseits der Hauptverkehrsachsen, ist aber durch gut ausgebaute Nebenstrassen mit dem Wynental und dem Seetal verbunden. Der Anschluss an das Netz des öffentlichen Verkehrs erfolgt durch die Buslinie TeufenthalSeengenLenzburg der Gesellschaft Regionalbus Lenzburg.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Sämtliche Oberstufen der obligatorischen Volksschule können in Unterkulm, Seon oder Seengen (je nach Wohnort) besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Aarau.

Persönlichkeiten

  • Alexander Aeschbach, Radrennfahrer (* 1974)
  • Friedrich Walti, Schriftsteller, ehemaliger aargauischer Verfassungsrat (* 1927)

Weblinks

 Commons: Dürrenäsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1109, Swisstopo
  3. Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 133–135.
  4. Flugzeugabsturz von Dürrenäsch 1963. Gemeinde Humlikon, abgerufen am 4. Januar 2010.
  5. Lotty Wohlwend: SOS in Dürrenäsch : eine Katastrophe erschüttert die Schweiz. Frauenfeld, 2009. ISBN 978-3-7193-1504-7
  6. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 144.
  7. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Kulm, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau

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