E. O. Wilson

E. O. Wilson
Edward Osborne Wilson

Edward Osborne Wilson oder kurz E. O. Wilson (* 10. Juni 1929 in Birmingham, Alabama) ist ein US-amerikanischer Insektenkundler und Biologe, der für seine Beiträge zur Evolutionstheorie und Soziobiologie bekannt ist.

Wilsons Spezialgebiet sind Ameisen, insbesondere ihre Kommunikation mittels Pheromonen.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Bereits vor seinem High School-Abschluss (1946) legte sich E. O. Wilson darauf fest, Ameisen zu untersuchen, und tatsächlich veröffentlichte er drei Jahre später an der University of Alabama seine erste wissenschaftliche Studie über Feuerameisen.

1955 wurde er an der Harvard University im Fachgebiet Biologie promoviert, stieg dort allmählich auf der akademischen Stufenleiter empor und wurde schließlich in Harvard Professor für Zoologie (1964–1976). Seine Feldforschungen machten ihn auch zu einem Experten auf dem Gebiet der Biogeographie.

In Zusammenarbeit mit Robert MacArthur entwickelte Wilson 1963 in einem Aufsatz und 1967 in The Theory of Island Biogeography die erste Theorie, die das Gleichgewicht der Arten in der Natur beschrieb. 1971 veröffentlichte er mit The Insect Societies einen umfassenden Überblick zu sozialen Insekten. 1975 prägte er in Sociobiology: The New Synthesis den Begriff Soziobiologie. 1996 zählte ihn das Nachrichtenmagazin „TIME“ zu den 25 einflussreichsten Personen Nordamerikas.

E. O. Wilson ist eine von nur zwei Personen, die sowohl die höchste US-amerikanische Auszeichnung für Wissenschaftler erhielt (die National Medal of Science, 1976) als auch, und dies gleich zweifach, den höchsten Literaturpreis seines Landes, den Pulitzer-Preis für die Sachbücher On Human Nature (1979) und The Ants (1991). Am 17. Oktober 2007 bekam er die Addison Emery Verrill Medaille, die höchste Auszeichnung des Peabody Museums für Naturkunde an der Yale University.

Leistungen

Edward Osborne Wilson bekommt zusammen mit Peter Hamilton Raven die Addison Emery Verrill Medaille

Weite Bekanntheit erlangte E. O. Wilson 1975 nach der Veröffentlichung von Sociobiology: The New Synthesis. Seine Thesen zum Wechselspiel zwischen Evolution und sozialen Verhaltensweisen bei Tieren und Menschen waren sowohl einflussreich als auch umstritten. Insbesondere das letzte Kapitel, in dem er seine Überlegungen auf den Menschen und sein Verhalten anwendet, hat zu andauernder und intensiver Kritik geführt. Gleichzeitig hat Wilson mit diesem Buch und dem 1983 erschienenen Promethean Fire den Begriff und das Fach Soziobiologie begründet.

Daneben vertritt Wilson die Ansicht, dass in der Evolution Gene und nicht Individuen im Mittelpunkt stehen. Dieses Thema wurde von Richard Dawkins in dessen Buch The Selfish Gene aufgegriffen und detailliert betrachtet.

Ein weiteres Arbeitsgebiet Wilsons sind die Massenaussterben vieler Arten in der Erdgeschichte. In Diversity of Life argumentiert er, dass die Menschheit durch die Zerstörung der Umwelt derzeit ein sechstes Massensterben einleite. Er spricht sich entschieden gegen die Vorstellung aus, dass der Schutz einiger Gebiete ausreiche, das Netz von untereinander abhängigen Arten zu erhalten. Für seine Ideen und Beiträge auf diesem Gebiet wurde er auch "Vater der Biodiversität" genannt.

Mit der von ihm 1984 formulierten Biophilie-Hypothese ist die Grundlage für eine anthropozentrische Umwelt- und Naturschutzethik gegeben, die aus dem Eigeninteresse des Menschen heraus die biologische Vielfalt bewahren möchte.

Im Jahre 2007 war er einer der Initiatoren der Encyclopedia of Life, einer Internet-Enzyklopädie, in der Informationen über 1,8 Millionen Lebewesen gespeichert werden sollen.

Kritik

Aufgrund der soziobiologischen Vorstellung, dass menschliches Verhalten im Zusammenhang mit der Evolution des Menschen zu sehen sei, wird Wilson von Kritikern eine Nähe zu Rassismus und Sozialdarwinismus vorgeworfen.[1] Allerdings hat Wilson derartige Vorstellungen weder unterstützt, noch sind sie aus der Soziobiologie ableitbar. Seine Theorie stellte keinerlei ethische Ansprüche, was seine Kritiker in besonderem Maße beanstanden. Wilson selbst ist der Ansicht, dass „moralisches Denken auf jeder Ebene naturwissenschaftlich erklärbar ist.“[2]

Schriften (Auswahl)

Wissenschaftliche Veröffentlichungen

  • The Theory of Island Biogeography, 1967
  • Insect Societies, 1971
  • Sociobiology: The New Synthesis, 1975
  • On Human Nature, 1978 (mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet)
  • Promethean Fire, 1983
  • Biophilia, 1984
  • The Ants, 1990 gemeinsam mit Bert Hölldobler (mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet)
    • deutsche Ausgabe: Ameisen. Birkhäuser Verlag, Basel 1995. ISBN 3-7643-5152-7
  • The Diversity of Life, 1992
  • Consilience: The Unity of Knowledge, 1998 (dt. Die Einheit des Wissens. Siedler, Berlin 1998, Goldmann, München 2000 (Taschenbuch). ISBN 3-442-15079-5)
  • Darwins Würfel. München 2000. [Rezension: Ulrich Woelk in: SZ, 18.10.2000]
  • The Future of Life, 2002 (dt. Die Zukunft des Lebens. Siedler, Berlin 2002, Goldmann, München 2004 (Taschenbuch). ISBN 3-442-15282-8)
  • The Creation: An Appeal to Save Life on Earth, 2006

Autobiographie

  • Naturalist 1995 (dt.: Des Lebens ganze Fülle. Eine Liebeserklärung an die Wunder der Natur. Claassen (Econ & List), München 1999. ISBN 3-546-00159-1)

Literatur

  • H. Breuer: Die Biosoziotheologie. Ein Gespräch mit dem Soziobiologen Edward O. Wilson, der Natur- und Geisteswissenschaften zu einer "Einheit des Wissens" verschmelzen möchte. In: Die Zeit, 27. August 1998.
  • H. Meyer: Edward Wilson in München: Was schon 1998 wunderbar einleuchtend war, ist nun nahtlos vernäht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Juli 2000.

Einzelnachweise

  1. Ed Douglas: The Guardian Profile: Edward O Wilson: Darwin's natural heir. The Guardian, Samstag, 17. Februar 2001
  2. Edward O. Wilson: Die Einheit des Wissens. (Consilience. The Unity of Knowledge. Alfred A. Knopf, New York 1998). Aus dem Amerikanischen von Yvonne Badal. Wolf Jobst Siedler Verlag, Berlin 1998. S. 317-332.

Weblinks


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