Earle Brown (Komponist)

Earle Brown (Komponist)

Earle Brown (* 26. Dezember, 1926 in Lunenburg, Massachusetts; † 2. Juli 2002 Rye, New York[1]) war ein US-amerikanischer Komponist.

In den 1950er Jahren traf er John Cage,[2] der ihn bewegte, nach New York zu ziehen. Dort galt er dann mit Morton Feldman, David Tudor und Christian Wolff (Komponist) als Mitglied der sogenannten New York School von Komponisten[3].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Brown widmet sich zuerst dem Jazz. Zunächst studierte er nicht Musik, sondern Ingenieurwissenschaften und Mathematik (Northeastern University, 1944–45). Zwischen 1946 und 1950 war er dann Student an der Joseph Schillinger School of Music in Boston.[4] Brown hatte privaten Trompeten- und Kompositionsunterricht. Als wesentliche Einflüsse gab er die Künstler der sogenannten New York School an, beispielsweise Jackson Pollock und Alexander Calder. John Cage lud ihn nach New York ein, und so verliess Brown Denver, um an Cages Project for Music for Magnetic Tape teilzunehmen. Brown arbeitete auch als Tonmeister für Capitol Records (1955–60) und als Produzent für Mainstream-Time Records (1960–73).

Browns Kontakt zu Cage führte dazu, dass David Tudor Browns frühe Klavierwerke kennenlernte und in Darmstadt and Donaueschingen aufführte. Daraufhin setzten sich Komponisten wie Pierre Boulez and Bruno Maderna für ihn ein, so dass seine Partituren gekauft und seine Werke gespielt wurden.

Brown starb 2002 an Lungenkrebs.

Musik

Das Brown zugerechnete neue Notationsprinzip der sogenannten „offenen Form“ war sein wichtigster Beitrag zur Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts[5].

Dieses Prinzip beeinflusste nicht nur seine Freunde und Kollegen im New York der 1950er und 1960er Jahre, sondern hatte auch später großen Einfluss auf jüngere europäische und US-amerikanische Komponisten: John Zorn und (in einigen früheren Werken) Karlheinz Stockhausen sind wohl die bekanntesten Komponisten, die auf diese Idee zurückgriffen[6].

Sein bekanntestes Werk ist December 1952, das mit seiner streng geometrisch-grafischen Notation Aufsehen erregte. Available Forms ist das meistgespielte Orchesterwerk Browns.


Werke (Auswahl)

  • Home Burial (1949), für Klavier
  • Three Pieces for Piano (1951)
  • Music for Violin, Cello & Klavier (1952)
  • Twenty-Five Pages (1953), für 1-25 Klavier(e)
  • Octet I (1953), für 8 Lautsprecher
  • Indices (1954), für Kammerorchester
  • Folio and 4 Systems (1954), für variable Instrumentation
  • Indices [Klavierfassung] (1954)
  • Octet II (1954), für 8 Lautsprecher
  • Music for Cello and Piano (1955)
  • Four More (1956), für Klavier
  • Hodograph I (1959), für Kammerensemble
  • Available Forms I (1961), für Kammerorchester
  • Available Forms II (1962), für zwei Orchester
  • Times Five (1963), für Kammerensemble
  • Corroboree (1964), für 3 oder 2 Klaviere
  • Nine Rarebits (1965), für 1 Cemablo oder 2 Cembali
  • String Quartet (1965)
  • Calder Piece (1966), für Perkussionisten und Mobile
  • Module I (1966), für Orchester
  • Module II (1966), für Orchester
  • Event: Synergy II (1967), für Kammerensemble
  • Module III (1969), für Orchester
  • Small Pieces for Large Chorus (1969)
  • Time Spans (1972), für Orchester
  • Centering (1973), for Solovioline und Ensemble
  • Cross Sections and Color Fields (1975), für Orchester
  • Folio II (1982), für variable Instrumentation
  • Tracking Pierrot (1992), für Kammerensemble
  • Summer Suite '95 (1995), für Klavier
  • Special Events (1999), für Kammerensemble

Weiterführende Literatur

  • J.P. Welsh. Open Form and Earle Brown’s Modules I and II (1967), in: Perspectives of New Music, xxxii/1 (1994), S. 254–290.
  • Sabine Feißt, Der Begriff "Improvisation" in der neuen Musik, Sinzig (Studio, Verl. Schewe), 1997, S. 97-100 (zur offenen Form und Earle Brown).
  • Clemens Gresser, Eintrag zu "Earle Brown" in: Lexikon des Klaviers, hrsg. von Christoph Kammertöns und Siegfried Mauser, Laaber (Laaber), 2006, S. 130-131.
  • Dan Albertson (ed.). Earle Brown: From Motets to Mathematics, in: Contemporary Music Review, Vol. 26 Issue 3 & 4 (2007), Routledge (Onlinezugang erfordert Subskription).

Quellen

  1. https://www.edition-peters.de/cms/deutsch/general/komponist.html?composer_id=3632 , C.F. Peters Webseite, Komponisten von A–Z, abgerufen am 15. April 2011
  2. http://www.earle-brown.org/history_current/memorial.html Memorial (englisch), abgerufen 16. April 2011
  3. David Nicholls, [unbetitelte Rezension mehrerer Bücher], in: Music & Letters, Jg. 76, Nr. 1 (Februar 1995), S. 128-131, hier S. 129.
  4. Eleanor Dubinets, "Between Mobility and Stability: Earle Brown's Compositional Process", in Contemporary Music Review, Bd. 26, Nr. 3 & 4, 2007, S. 419-420.
  5. John P. Welsh, Open Form and Earle Brown's Modules I and II (1967), in: Perspectives of New Music, Jg. 32, Nr. 1 (Winter 1994), S. 254-290, besonders S. 257. Siehe auch die kritischere Auseinandersetzung mit diesem Konzept in Clemens Gresser, Earle Brown's 'Creative Ambiguity' and Ideas of Co-creatorship in Selected Works, in: Contemporary Music Review, Jg. 26, Nr. 3, S. 377-394.
  6. Robert P. Morgan, Stockhausen's Writings on Music, in: The Musical Quarterly, Jg. 61, Nr. 1 (Januar 1975), S. 1-16, besonders S. 15.

Weblinks


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