Edmund Raitz von Frentz

Edmund Raitz von Frentz

Edmund Erwin Joseph Hubert Maria Freiherr Raitz von Frentz (* 18. Juli 1887 in Bonn; † 2. November 1964 in Rom) war Jurist, Päpstlicher Geheimkämmerer di spada e cappa, Ehrenritter des souveränen Malteser Ritterordens, Träger des Großkreuzes des Konstantinordens von St. Georg, Schriftsteller und Journalist.

Leben

Edmund Raitz von Frentz wurde 1887 als zweiter Sohn von Josef Raitz von Frentz (1858–1922) und Johanna Edle von Solemacher zu Namedy (1863–1936) geboren, zwei Jahre zuvor bereits Jakob-Maximilian (1885–1967), einige Jahre später folgte noch Josef (1895–1977). Von mütterlicher Seite her stammte Edmund Raitz von Frentz von einem alten kurtrierischen Hof- und Diplomatenadel ab, aus dem ein trierischer Hofkanzler und ein kaiserlicher Gesandter hervorgingen. Von seinem Großvater mütterlicherseits Edmund Ritter und Edler von Solemacher zu Namedy hatte er wohl seinen Rufnamen erhalten, der bis dahin für die Linie Raitz von Frentz eher ungewöhnlich war. Entfernt verwandt war Raitz von Frentz auch mit dem im katholischen Deutschland seiner Zeit bekannten Jesuitengelehrten Emmerich Raitz von Frentz (1889–1968).

Raitz von Frentz studierte Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten von Lausanne, Berlin, Kiel und Münster. Seine Interessenschwerpunkte lagen aber eher bei den geisteswissenschaftlichen Disziplinen, insbesondere der deutschen Literatur galt seine größte Vorliebe, weshalb er literaturwissenschaftliche Vorlesungen sowie Vorlesungen in Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte belegte. Auch hörte er theologische Vorlesungen, wobei er an den Universitäten, an denen er keine katholische theologische Fakultät vorfand, auch bei angesehenen evangelischen Theologen (Adolf von Harnack) hörte.

Nachdem er im Sommer 1912 am Oberlandesgericht in Hamm die erste juristische Prüfung abgelegt hatte, begab er sich nach Breslau, um dort den Doktorgrad der Rechtswissenschaften zu erwerben. Mit einer staatsrechtlich-rechtsgeschichtlichen Arbeit bei den damals bekannten Rechtsgelehrten Siegfried Brie (1838–1931) und Otto Fischer (1853–1929) wurde er 1914 promoviert.

Den sich an die Promotion anschließenden juristischen Vorbereitungsdienst musste Raitz von Frentz im Sommer 1914 wegen des Ersten Weltkriegs unterbrechen. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges vermählte er sich am 29. Juni 1914 mit Martha Bollig (1892–1978), Tochter des Gutsbesitzers und Vorsitzenden des Pferdeausschusses der Rheinischen Landwirtschaftskammer Ökonomierat Joseph Bollig aus seiner ersten Ehe mit Sophie, geb. Stollwerck, die wiederum die Tochter des bekannten rheinischen Großindustriellen Heinrich Stollwerck und seiner Frau Apollonia, geb. Krusius war. Mit Martha war Edmund Raitz von Frentz über fünfzig Jahre verheiratet. Eigene Nachkommen blieben dem Paar aber verwehrt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges vertauschte Raitz von Frentz den erlernten Juristenberuf mit dem des Journalisten.

Edmund Raitz von Frentz, der aus der Redaktion des größten Presseorgans des politischen Katholizismus in Deutschland, der »Kölnischen Volkszeitung«, hervorging, wurde im Jahr 1924 als Auslandskorrespondent eines neu geschaffenen gemeinsamen Blätterringes der wichtigsten der Zentrums- wie der Bayerischen Volkspartei nahestehenden Tageszeitungen nach Rom entsandt und hielt dort bis zum Untergang dieser Blätter während der NS-Zeit ein Monopol auf die katholisch orientierte Rom- und Vatikanberichterstattung für Deutschland und die angrenzenden deutschsprachigen Länder, die in diesen Blättern naturgemäß eine herausragende Rolle spielte. Somit wirkte er als Journalist zwischen 1924 und 1964 an einer Nahtstelle zwischen dem Deutschen Reich, Italien und dem Vatikan während der politisch bewegtesten Epoche des 20. Jahrhunderts. Dabei beobachtete er in seiner effektivsten Arbeitsperiode zwischen 1924 und 1933 das italienische System Mussolinis und nahm ab 1930 den Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung in seinem Heimatland wahr.

Bei seiner Korrespondententätigkeit ragt der erste Abschnitt zwischen 1924 und 1933 besonders hervor, ehe eine freie Berichterstattung in der deutschen Presse der Propagandamaschinerie von Joseph Goebbels zum Opfer fiel. Über das Heranwachsen der deutschen NS-Bewegung bis 1932/33 und die Zukunft der Zentrumspartei in den Monaten vor und nach dem Reichskonkordatsabschluss sprach Raitz von Frentz nicht selten mit Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., für dessen Ansichten er oftmals als Sprachrohr in das deutsche Zentrumsmilieu hinein fungierte, was aber nicht bedeutete, dass er jeden einzelnen Artikel mit Pacelli abzustimmen hatte, sondern er übernahm mehr und mehr dessen politische Leitlinien.

Das Verhältnis des deutschen Katholizismus zum Nationalsozialismus berührt einen wesentlichen Bereich der Zeitgeschichtsforschung. Speziell die Reichskonkordatsproblematik illustriert mit der bekannten »Repgen-Scholder-Kontroverse« aus dem Jahr 1978 einen beachtlichen Streitfall der jüngeren deutschen Geschichte. Im Hinblick auf das deutsche Zentrumsmilieu ist die Frage nach dem Zustandekommen des Reichskonkordates im Juli 1933 von hoher Bedeutung. Für die vatikanische Sicht muß hier Raitz von Frentz als ein vertrauenswürdiger Zeitzeuge angesehen werden. Seine Analysen werden durch zahlreiche Artikel und vertrauliche Briefe dokumentiert. Durch seine jeweils enge Beziehung zu den drei Protagonisten des Vertragswerkes: Eugenio Pacelli, Ludwig Kaas und Franz von Papen sowie aufgrund seines Ranges als Päpstlicher Geheimkämmerer hatte er den Status eines teilnehmenden Beobachters inne.

Die Machtetablierung des NS-Regimes schränkte Raitz von Frentz’ Aktionsradius allmählich bis an die Grenze der eigenen Existenzfähigkeit ein. Nach dem endgültigen Untergang seiner zuletzt noch existierenden Blätter bis 1941 stand seine berufliche Zukunft vor dem Aus, doch gab ihm die Nähe zur römischen Kurie die Möglichkeit, in Rom zu bleiben und die für ihn gefahrvollen Monate der deutschen Besetzung zwischen 1943 und 1944 in der Sicherheit des Campo Santo Teutonico zu überstehen. Obwohl er nach 1949 unermüdlich versuchte, sich in das neu entstehende Pressespektrum der Bundesrepublik einzubringen, scheiterten diese Bemühungen an den veränderten Arbeitsbedingungen und publizistischen Erfordernissen der Nachkriegszeit und der Journalist geriet mehr und mehr in Vergessenheit.

Literatur

  • Andreas Burtscheidt: Edmund Freiherr Raitz von Frentz. Rom-Korrespondent der deutschsprachigen katholischen Presse 1924–1964. Schöningh, 2008, ISBN 3-506-76472-1.
  • Andreas Burtscheidt: Mehr Bewunderung als Kritik? Mussolini und das faschistische Italien in der Analyse von Robert Michels und Edmund Freiherr Raitz von Frentz, in: Zum Ideologieproblem in der Geschichte. Herbert Hömig zum 65. Geburtstag, hrsg. v. Erik Gieseking [u. a.] (Subsidia Academica, Reihe A: Neuere und neueste Geschichte, Bd. 8), Lauf a. d. Pegnitz 2006, S. 405-418. ISBN 3-931070-46-8.

Weblinks


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