Edward Schewardnadse

Edward Schewardnadse
Eduard Schewardnadse

Eduard Schewardnadse (georgisch ედუარდ შევარდნაძე; russisch Эдуард Амвросиевич Шеварднадзе/Eduard Amrossjewitsch Schewardnadse, * 25. Januar 1928 in Mamati, Transkaukasische SFSR) ist ein georgischer Politiker. Er war von 1985 bis 1990 Außenminister der Sowjetunion und von 1995 bis 2003 Präsident Georgiens.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde als Sohn eines Lehrers geboren, hatte eine Schwester und drei Brüder. Der Vater wurde während der Großen Säuberung 1937 verhaftet, kam jedoch mit Hilfe eines früheren Schülers frei, der beim Geheimdienst NKWD arbeitete.

1946 trat er der staatlichen Jugendorganisation Komsomol und 1948 der KPdSU bei, besuchte bis 1951 die Parteischule, wurde Funktionär der sowjetischen Staatsjugendorganisation Komsomol. 1957 bis 1961 war er Erster Sekretär des Komsomol der Georgischen SSR. 1958 wurde er Mitglied des Zentralkomitees der georgischen KP.

1959 wurde er Mitglied des Obersten Sowjets der Georgischen SSR und war von 1965 bis 1972 georgischer Innenminister sowie von 1972 bis 1985 Erster Sekretär der KPdSU in der Georgischen SSR. 1985 wurde er überraschend Außenminister der Sowjetunion, was er bis 1990 blieb. Er leitete mit Michail Gorbatschow eine außenpolitische Wende ein. Er unterstützte den Prozess der deutschen Wiedervereinigung und die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen. Er befürwortet die NATO und die Europäische Union.

Schewardnadse war der zweite Präsident Georgiens nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. 1992 wurde der georgische Präsident Swiad Gamsachurdia durch einen Putsch der Nationalgarde abgelöst. Die Putschisten riefen Schewardnadse ins Land und ernannten ihn zum Vorsitzenden des georgischen Staatsrates. Er trat das Amt am 7. März 1992 an. „Ich wusste, dass ich nicht legitimiert war, das Amt des Staatschefs zu übernehmen“, sagte Schewardnadse später: „Aber ich war mir sicher, dass nur ich Georgien aus Chaos und Krise herausholen und zur Demokratie würde führen können.“

Auf Eduard Schewardnadse wurden drei Attentate verübt. Das erste Attentat wurde von russischen Militärs am 3. Oktober 1992 in Abchasien (Georgien) verübt. Am 29. August 1995 wurde er bei einem Bombenanschlag in Tiflis leicht verletzt. Im November 1995 wurde Schewardnadse mit 70 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Am 9. Februar 1998 wurde er erneut Opfer eines Anschlags, bei dem sein gepanzerter Dienstwagen mit Maschinengewehren und einem Granatwerfer angegriffen wurde. Bei den Präsidentschaftswahlen 2000 wurde er in seinem Amt bestätigt.

Seit Mitte der 1990er Jahre versuchte Schewardnadse, politischen Nachwuchs heranzuziehen. Er holte junge engagierte Leute, die im Ausland studiert hatten, zurück nach Georgien. Der Nachwuchs wollte die überkommene Bestechungs- und Clankultur in Georgien nicht länger hinnehmen und geriet in Konflikt mit dem Präsidenten. Zu ihnen zählten Micheil Saakaschwili, Surab Schwania und Nino Burdschanadse, die bald die Opposition gegen ihn anführten.

Schewardnadses Block „Für ein neues Georgien“ ging aus der Parlamentswahl vom 2. November 2003 offiziell als Sieger hervor. Opposition und internationale Wahlbeobachter warfen dem Präsidenten und seiner Partei jedoch vor, die Wahlen gefälscht zu haben.

Mit Demonstrationen und Aufrufen zum zivilen Ungehorsam erzwang die Opposition in der Rosenrevolution den Rücktritt Schewardnadses. Nachdem oppositionelle Demonstranten am 22. November 2003 das Parlamentsgebäude und die Staatskanzlei gestürmt hatten, reichte Schewardnadse am 23. November seinen Rücktritt ein. Obgleich er noch am Abend zuvor den Ausnahmezustand ausgerufen hatte, verzichtete er darauf, die Armee gegen die Demonstranten einzusetzen.

Mit der neuen georgischen Regierung zeigte er sich ein Jahr nach dem Machtwechsel versöhnt. Er bezeichnete sie als „sehr junge talentierte Leute“, die „Erfolg haben“ werden. Im April 2004 bat die UNO Schewardnadse, Berater von Generalsekretär Kofi Annan zu werden.

Der Nachname Schewardnadse heißt ins Deutsche übersetzt „Sohn des Falken“. Wegen seiner politischen Fähigkeiten bekam er in Georgien den Spitznamen Tetri Melia (dt. „Weißer Fuchs“). Er war mit der Journalistin Nanuli Zagareischwili-Schewardnadse verheiratet. Sie starb am 20. Oktober 2004 in Tiflis an einem Herzinfarkt.

Er hat eine Tochter und einen Sohn. Tochter Manana ist Direktorin der Georgischen Fernsehfilm-Studios. Sohn Paata ist Chef des UNESCO-Büros in Tiflis.

Auszeichnungen

1993 erhielt er den Immanuel-Kant-Preis der Hamburger Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. 1999 wurde er mit dem W. Averell Harriman Democracy Award des US-amerikanischen National Democratic Institute (NDI) wie auch am 15. Oktober desselben Jahres mit dem Ehrendoktor der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgezeichnet. Er ist Ehrenmitglied des Club of Rome.

Schriften

  • Sovetskaja Gruzija. Izdatel'stvo Političeskoj Literatury, Moskva 1982
  • Der Frieden ist sicherer geworden. Nowosti, Moskau 1989
  • Die sowjetische Haltung zur Europäischen Einigung. in: Europa-Archiv, Bonn. Jg. 45 (1990), S. D127 – D136
  • Europa. Zeit der Wandlungen. APN, Moskau 1990
  • Deutsche Neuordnung. Fromm, Osnabrück 1990
  • Revolution in Moskau. Der Putsch und das Ende der Sowjetunion. Rowohlt, Hamburg 1991, ISBN 3-499-13122-6 (mit Andrej Gurkow, Wolfgang Eichwede [Hrsg.])
  • Die Zukunft gehört der Freiheit. Rowohlt, Hamburg 1991, ISBN 3-498-06255-7
  • Georgien, ein Paradies in Trümmern. Aufbau, Berlin 1993, ISBN 374660155X (mit Naira Gelaschwili)
  • Die neue Seidenstraße. Verkehrsweg ins 21. Jahrhundert. Econ, München 1999, ISBN 3-430-17955-6
  • Pikri Tsarsulsa da Momawalze - Memuarebi [dt. Gedanken über die Vergangenheit und die Zukunft]. Tbilisi 2006
  • Als der Eiserne Vorhang zerriss - Begegnungen und Erinnerungen. Metzler, Duisburg 2007, [Aktualisierte, neu konzipierte und ergänzte Ausgabe von Pikri Tsarsulsa da Momawalze - Memuarebi] ISBN 978-3-936283-10-5

Literatur

  • Reinhard Bettzuege: Hans-Dietrich Genscher – Eduard Schewardnadse. Das Prinzip Menschlichkeit. Lübbe, Bergisch-Gladbach 1994, ISBN 3-404-65101-4
  • Georg Machnik: Eduard Schewardnadse – Baumeister eines menschlichen Europas der Zukunft. Friedrich-Schiller-Universität, Jena 2003, ISBN 3-932218-12-4
  • Nicolas Jallot: Chevardnadzé: le renard blanc du Caucase. Belfond, Paris 2005, ISBN 2714440479
  • John VanOudenaren: The role of Shevardnadze and the Ministry of Foreign Affairs in the making of Soviet defense and arms control policy. Rand, Santa Monica 1990, ISBN 0-8330-1076-X
  • Carolyn McGiffert Ekedahl, Melvin A. Goodman: The wars of Eduard Shevardnadse. Pennsylvania State University Press, University Park 1997, ISBN 0-271-01604-3
  • R. B. Dobson: Georgians fast losing faith in Shevardnadze and their democracy. Office of Research, Department of State, Washington D.C. 2001

Weblinks



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