Agnes von Courtenay

Agnes von Courtenay

Agnes von Edessa oder Agnes von Courtenay († um 1184) war die Mutter von Balduin IV. König von Jerusalem und spielte im Herrschaftsgebiet ihres Sohnes eine wichtige Rolle.

Sie war die Tochter von Joscelin II. von Courtenay, Graf von Edessa, und die Schwester von Joscelin III. Ihr erster Ehemann war Rainald von Marasch, nach dessen Tod (1149) sie sich mit Hugo von Ibelin verlobte, dann aber 1157 Amalrich Graf von Jaffa und Askalon heiratete, nachdem Hugo in einer Schlacht von den Muslimen gefangen genommen worden war. Der Patriarch Fulko widersetzte sich dieser Ehe so sehr, dass Amalrich 1162 gezwungen war, sie zu annullieren, um König werden zu können. Die Gründe für den Widerstand wurden oft in der nahen Verwandtschaft der beiden gesehen, es ist aber auch möglich, dass viele Adlige eine derart rachsüchtige und habgierige Frau nicht als Königin haben wollten. Agnes und Amalrich waren die Eltern von Sibylle und Balduin IV., die trotz der Annullierung der Ehe ehelich blieben. Wenig später heiratete Agnes doch Hugo von Ibelin, der 1169 starb. Ihr vierter Ehemann wurde Rainald von Sidon.

Während Amalrichs Regierung hatte sie wenig Einfluss im Königreich, was sich mit der Thronbesteigung Balduins IV. 1174 änderte, vor allem, nachdem Raimund III. von Tripolis als Regent abgelöst war. 1176 löste sie ihren Bruder Joscelin III. aus muslimischer Gefangenschaft aus und machte ihn zum Seneschall von Jerusalem. Auch ernannte sie Amalrich von Lusignan zum Konstabler des Reiches, als Humfried II. von Toron 1179 starb – begleitet von Gerüchten, dass sie eine Affäre mit ihm habe. Sie stand in Opposition zu Wilhelm von Tyrus, und ihr hat Heraclius es zu verdanken, dass er Erzbischof von Caesarea und 1180 Lateinischer Patriarch von Jerusalem wurde, obwohl Wilhelm der beliebtere Kandidat war – die Gerüchte hielten sich, dass sie auch mit Heraclius eine Affäre habe.

Mittlerweile war sie eine der Anführer der Hofpartei geworden, die im Gegensatz zur konservativeren und weniger abenteuerlustigen Adelspartei stand. 1180 unterstützte sie die Heirat ihrer Tochter Sibylle mit Guido von Lusignan, obwohl Guido noch nicht lange im Land war, jedenfalls nicht zu einer der etablierten Familien gehörte. Als Gegnerin von Raimund III. überzeugte sie Balduin IV. 1182, ihm die Einreise ins Königreich zu verweigern. 1183 half sie vermutlich, die Hochzeit zwischen Humfried IV. von Toron und Isabella von Jerusalem zu arrangieren; eine Bestimmung des Ehevertrag sah vor, dass Toron eine königliche Domäne werden solle – die Agnes 1184 dann für sich beanspruchte.

Ihr genaues Todesdatum ist unbekannt, es ist jedoch wahrscheinlich, dass sie noch im Jahr 1184 starb.



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