Eisenbahnnetz (Oberberg)

Eisenbahnnetz (Oberberg)
Das Eisenbahnnetz im Bergischen Land mit den für den Personenverkehr betriebenen und stillgelegten Strecken

Das Eisenbahnnetz im Oberbergischen Land (und Umgebung) bestand früher aus einer Vielzahl einzelner Eisenbahnstrecken, von denen heute nur noch die Aggertalbahn, Volmetalbahn und die Bahnstrecke Meinerzhagen–Krummenerl in Betrieb durch die Deutsche Bahn sind.

Die Wiehltalbahn wird teilweise im Touristik- und Güterverkehr von einer Privatbahn betrieben und soll durch die Wissertalbahn erweitert werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Eisenbahnzeitalter im Oberbergischen begann mit der schmalspurigen Eisenbahnstrecke von Hennef nach Waldbröl.

Mit den Nebenbahnen Aggertalbahn und Volmetalbahn bekam die vorher doch eher abgeschiedene Region dann ihre ersten normalspurigen Bahnstrecken. Um diese herum entwickelte sich ein Netz von Nebenbahnen, in den meisten Fällen gebaut, um die Industrie zu erschließen. Zudem gab es ein eigenes regionales Bahnbetriebswerk in Gummersbach-Dieringhausen, um die Strecken der Umgebung versorgen zu können.

Die neugebauten Eisenbahnstrecken wurden allerdings nur als Nebenbahn oder als Schmalspurbahn ausgeführt, um die Baukosten in erträglichen Grenzen zu halten. Diese einfachst ausgeführten Eisenbahnstrecken lieferten später neben anderen Gründen die offizielle Begründung zu ihrer Stilllegung, so dass der Oberbergische Kreis heute weitestgehend ohne Eisenbahn existieren muss. Dieses einst so dichte Netz schrumpfte ab den 1950ern. Einsparungen der Bundesbahn und ein Rückgang der Fahrgastzahlen und Gütermengen führten zu immer weiteren Rationalisierungen und Stilllegungen. Nach und nach wurde der Personenverkehr eingestellt.

Das Bahnbetriebswerk Dieringhausen existiert seit den 1980ern als Eisenbahnmuseum weiter.

Der Güterverkehr konnte sich auf einigen Strecken noch etwas länger halten. Heute ist das Oberbergische Land seit 1997 frei von planmäßigem Güterverkehr der Deutschen Bahn AG. Nur der Bedarfsgüterverkehr der Wiehltalbahn etablierte sich nach der Jahrtausendwende wieder.

Derzeit wird diskutiert, die durch den Kreis führende Eisenbahnverbindung von Köln nach Hagen auf ihrer ganzen Länge zu reaktivieren. Zur Zeit enden die Züge in Marienheide und Brügge.

Betriebene Strecken

  • Die Aggertalbahn wird von der Oberbergischen Bahn (RB 25) befahren, die von Köln Hansaring nach Dieringhausen und ab dort auf der Volmetalbahn nach Marienheide weiterfährt.
  • Die Streckenabschnitte KölnBergisch Gladbach und RösrathHoffnungsthal (Aggertalbahn) der Sülztalbahn. Ersterer wird von der S 11 befahren, der Abschnitt von Rösrath nach Hoffnungsthal ist heute Teil der Aggertalbahn, auf der die Oberbergische Bahn verkehrt. Auf der Sülztalbahn nach Bergisch Gladbach gibt es auch Güterverkehr zu einer Papierfabrik am alten Abzweig nach Bensberg.
  • Die Wiehltalbahn diente hauptsächlich zur Erschließung der Steinbrüche und Industrie im Wiehltal. Sie verlor ihren Personenverkehr 1965. Bis 1994 betrieb die Deutsche Bahn hier noch Güterverkehr, dann folgte die Stilllegung. Ein Verein übernahm die Strecke. Sie wird nun seit 1999 im Tourismus- und Bedarfsgüterverkehr von Dieringhausen bzw. Osberghausen bis Remperg/Mühlenau befahren. Der restliche Abschnitt bis Waldbröl soll ab 2009 befahren werden, die in Hermesdorf abzweigende Wissertalbahn später.
  • Die Bahnstrecke Meinerzhagen–Krummenerl nördlich des Oberbergischen Kreises sollte eigentlich weiter bis nach Olpe führen. Dieses Projekt wurde jedoch nicht mehr vollendet. Somit war sie bis heute stets nur eine recht kurze Stichbahn, deren Personenverkehr schon 1955 eingestellt wurde. Sie wird bis heute täglich im Güterverkehr genutzt.

Stillgelegte Strecken

  • Die Aggertalbahn im Abschnitt Siegburg-Overath/„Luhmer Grietche“ ist zwischen Lohmar und Overath abgebaut. Zwischen Siegburg und Lohmar sind nur noch Reste vorhanden. 1956 wurde der Personenverkehr beendet, 1962 die Gesamtstrecke Lohmar-Overath außer Betrieb genommen und im gleichen Jahr abgerissen. 1988 folgte die Einstellung des Güterverkehrs zwischen Siegburg-Siegwerk und Lohmar (1993 Stilllegung). Der Abschnitt Siegburg-Siegwerk wird heute noch im Güterverkehr befahren.
  • Die Aggertalbahn ist im historischen östlichen Abschnitt zwischen Dieringhausen und Olpe seit 1979 im Personenverkehr stillgelegt. Bis 1997 folgte schrittweise der Güterverkehr in Teilabschnitten. Die Strecke ist heute von zahlreichen Bebauungen unterbrochen, einige Bauwerke sind bereits abgerissen.
  • Die Bahnstrecke Brüchermühle–Wildbergerhütte (auch Hütter Bahn genannt) war eine Stichstrecke der Wiehltalbahn, die 1953 im Personenverkehr und 1959 im Güterverkehr stillgelegt wurde. Sie hatte einen schlechten Stand, weil sie ursprünglich bis zur Biggetalbahn verlängert werden sollte, was nicht mehr geschah. Sie wurde 1960 abgebaut und ist nur noch in wenigen Überresten zu sehen.
  • Die Leppetalbahn (Engelskirchen – Marienheide) war eine schmalspurige Kleinbahn, die hauptsächlich dem Güterverkehr diente. Sie wurde 1949 im Personenverkehr und 1958 im Güterverkehr stillgelegt und ist nur noch anhand der ehemaligen Trasse zu erahnen.
  • Die Sülztalbahn (Köln – Bergisch Gladbach – BensbergRösrath – Hoffnungsthal – Lindlar ist heute ab Bergisch Gladbach über Bensberg bis Rösrath und von Hoffnungsthal bis Lindlar demontiert. Der Personen- und der Güterverkehr wurden in den 1960ern stillgelegt. Zum befahrenen Teil siehe unter Betriebene Strecken.
  • Die Kleinbahn Bielstein–Waldbröl zweigte in Normalspur von der Wiehltalbahn ab. Sie verband Dörfer im Bröltal und wurde hauptsächlich für die Industrie gebaut. 1957 wurde der Personenverkehr eingestellt, 1966 der Güterverkehr. Eine Woche später wurde die Strecke bereits abgerissen. Heute erinnert nur noch die wiederaufbearbeitete Dampflokomotive „Waldbröl“, die hier und auf der Wiehltalbahn ihren Dienst tat, an die Strecke.
  • Die Gummersbacher Kleinbahnen waren eine Güter- und Straßenbahn in Normalspur, die von der Gummersbacher Innenstadt über Niederseßmar und Derschlag nach Dümmlinghausen verlief. Sie wurde Anfang der 1950er stillgelegt und durch eine 9 Jahre existierende Oberleitungsbus-Linie ersetzt. Diese wurde dann wiederum durch Omnibusse ersetzt. Heute existieren nur noch Reste in Form eines Bahndamms an der Agger in Dümmlinghausen und einer Bahnbrücke in Derschlag.
  • Die Wippertalbahn war eine normalspurige, nicht elektrifizierte Bahnstrecke von Remscheid-Lennep über Bergisch Born, Hückeswagen und Wipperfürth nach Marienheide. 1985 wurde der Güter- und Personenverkehr zwischen Wipperfürth-Ost und Marienheide eingestellt. 1986 folgte für den verbliebenen Restabschnitt zunächst der Personenverkehr. Bis 1995 fand noch Güterverkehr zwischen Bergisch Born und Wipperfürth statt. Die Strecke ist heute zum größten Teil abgebaut.
  • Die Wissertalbahn bestand eigentlich aus zwei Bahnstrecken. Die zuerst gebaute Strecke führte von Morsbach nach Wissen (Sieg), die zweite von Hermesdorf an der Wiehltalbahn nach Morsbach. Dort vereinigten sich beide Strecken in einem Kopfbahnhof. Der Abschnitt von Morsbach-Volperhausen nach Wissen wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und nicht wiederaufgebaut. Von Volperhausen nach Morsbach gab es bis 1954 noch Personenverkehr, bis 1960 Güterverkehr, dann wurde auch dieser Restabschnitt abgebaut. Der Abschnitt von Hermesdorf nach Morsbach verlor den Personenverkehr gleichzeitig mit der Wiehltalbahn 1965, bis 1994 betrieb die Deutsche Bahn noch Güterverkehr. Heute wird die Strecke zwischen Hermesdorf und Morsbach von den Wiehltalbahnern wieder instand gesetzt, um reaktiviert zu werden.
  • Die Wuppertalbahn von Oberbarmen über Radevormwald, Anschlag, Halver nach Oberbrügge bzw. Wipperfürth  nach Anschlag war überwiegend eingleisig und nicht elektrifiziert. Auf ihr fand eines der größten Eisenbahnunglücke der deutschen Nachkriegsgeschichte statt, siehe Trivia. Sie wurde schrittweise ab den 1950ern, der Rest in den 1980ern im Zuge des Baus der Wuppertalsperre und der Einsparungen der Deutschen Bundesbahn stillgelegt. Sie wird heute nur noch auf wenigen Teilabschnitten (außerhalb des Oberbergischen) befahren, teilweise im Museumsbahnbetrieb.
  • Die Bröltalbahn von Waldbröl nach Hennef) war die erste öffentliche Schmalspurbahn in Deutschland und ein Teil eines größeren Privatbahnnetzes südlich von Waldbröl. Sie wurde 1956 im Personenverkehr stillgelegt, weil Omnibusse wirtschaftlicher zu betreiben waren. Im Jahr 1967 fuhr der letzte Güterzug. Von der Strecke sind heute nur noch ein paar Bauwerke und Fahrzeuge zu sehen.

Bahnlinien

  • Oberbergische Bahn (RB 25) auf der Aggertalbahn und Volmetalbahn von Köln nach Marienheide
  • Volmetal-Bahn (RB 52) auf der nördlichen Volmetalbahn von Hagen nach Lüdenscheid
  • S-Bahn S 11 von Düsseldorf-Wehrhahn über Köln nach Bergisch Gladbach auf der Sülztalbahn
Die Oberbergische Bahn im Bahnhof Overath

Museen

Im Eisenbahnmuseum Dieringhausen (ehem. Bw Dieringhausen) werden in Sonderausstellungen Aspekte der regionalen und überregionalen Verkehrsgeschichte beleuchtet und Sonderfahrten u. a. auf die Wiehltalbahn angeboten.

Sonstiges

  • Das Zugunglück von Dahlerau war eines der schwersten Eisenbahnunglücke in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Am 27. Mai 1971 kollidierten auf der Wuppertalbahn zwei Züge im Radevormwalder Ortsteil Dahlerau. Dabei starben 46 Fahrgäste, davon waren 41 Personen Schüler der Radevormwalder Geschwister-Scholl-Schule.
  • Der Zug der Erinnerung machte im Oberbergischen einzig auf der sonst nur im Tourismus- und Güterverkehr genutzten Wiehltalbahn im Bahnhof Wiehl Station.
  • Den östlichen Teil der Aggertalbahn und die daran anschließende Biggetalbahn und Asdorftalbahn kann man heute in einer Erweiterung für den Microsoft Train Simulator in der Zeit der 1960er/1970er nachspielen.

Literatur

  • Sascha Koch, Horst Kowalski u. a.: Eisenbahnen im Oberbergischen und die Geschichte des Bahnbetriebswerkes Dieringhausen. Galunder Verlag Nümbrecht 2005. ISBN 3-89909-050-0

Siehe auch

Weblinks


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