Agrotis infusa

Agrotis infusa
Agrotis infusa
Agrotis infusa ("Bogong-Falter")

Agrotis infusa ("Bogong-Falter")

Systematik
Familie: Eulenfalter (Noctuidae)
Unterfamilie: Noctuinae
Tribus: Agrotini
Untertribus: Agrotina
Gattung: Agrotis
Art: Agrotis infusa
Wissenschaftlicher Name
Agrotis infusa
Boisduval, 1832

Agrotis infusa, gelegentlich auch Bogong-Falter genannt, ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Eulenfalter (Noctuidae), der in Australien vorkommt. Die Art hat einen komplizierten Lebenszyklus. Der größte Teil der im australischen Frühjahr schlüpfenden Falter wandert vom ursprünglichen Brutgebiet über 1000 Kilometer in die Australischen Alpen, hält dort eine Sommerruhe und kehrt im australischen Herbst zum Brutgebiet zurück. Dieser Teil der Population bildet nur eine Generation pro Jahr. Ein kleinerer Teil bleibt im Brutgebiet zurück und bildet dort mehrere Generationen.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Flügelspannweite der Falter beträgt 30 bis 50 Millimeter[1]. Die Vorderflügel sind in der Grundfarbe braun bis schwarz. Ring- und Nierenmakel sind relativ groß, hell und dunkel umrandet.Die Hinterflügel sind hellgrau bis hellbraun.

Das Ei ist zunächst weißlich, halbkugelig gewölbt und misst 0,5 Millimeter im Durchmesser. Es wird später rötlich und kurz vor dem Schlüpfen der Eiraupe schwärzlich-grau.[2][1]

Die Raupen sind hell mit braunem Kopf. Sie werden grün, wenn sie anfangen zu fressen. Die Farbe kann sich zu Braun ändern, wenn mehrere Raupen auf kleinem Raum zusammen leben. Die erwachsene Raupe wird bis fünf Zentimeter lang.

Geographische Verbreitung und Lebensraum

Agrotis infusa ist im südöstlichen Australien weit verbreitet. Die Falter werden gelegentlich durch Stürme weit verdriftet. So wurden sie auch schon in Neuseeland, oft sogar in großen Stückzahlen nachgewiesen.[3]

Die Art besiedelt offenes Gras- und Weideland.

Lebensweise

Ansammlung von Agrotis infusa 2007 in Sydney

Der Lebenszyklus von Agrotis infusa ist kompliziert. Der größte Teil der Population ist univoltin, d. h. pro Jahr wird nur eine Generation gebildet, ein kleinerer Teil multivoltin; es werden bis zu drei Generationen gebildet. Der größte Teil der im australischen Frühjahr (Oktober) geschlüpften Falter unternimmt bis zu 1000 Kilometer weite Flüge von den Darling Downs in Queensland und den nordwestlichen Ebenen von Victoria in Ostaustralien zu den Australischen Alpen in Höhen oberhalb von 1400 Metern, um dort in großen Gruppen (geschätzt: mehrere Millionen) die Sommermonate in Höhlen und Felsspalten zu verbringen ("Ästivation"). Die Falter nehmen während der Wanderung kaum Nektar zu sich, die Geschlechtsorgane sind noch unreif. Sie leben während der Wanderung in erster Linie von den Fettreserven (bis zu 60% des Trockengewichts der Falter!), die bereits von den Raupen angelegt wurden. Die Sommerruhe dauert bis zu vier Monate. Ein kleiner Teil der Falter fliegt auch in den Übersommerungsplätzen während kurzer Phasen umher. Im Spätsommer und Frühherbst (Februar bis April) wandern die Falter zu ihren Brutplätzen zurück. Sie wandern nachts und ruhen am Tag. Sie besuchen nun Blüten und saugen Nektar. Die Geschlechtsorgane reifen nun heran. Sie verpaaren sich aber erst in den Brutgebieten und legen die Eier ab. Die bis zu 200 Eier werden an die Basis der Raupennahrungspflanzen oder in die Erde nahe der Pflanzen gelegt. Ein kleinerer Teil der im Frühjahr geschlüpften Falter bleibt im Brutgebiet zurück. Diese Falter beginnen Nektar zu saugen und entwickeln Geschlechtsorgane. Sie verpaaren sich und legen wieder Eier ab. Dieser sehr kleine Teil der Population kann je nach Witterungsverhältnissen bis zu drei Generationen bilden. Die Falter dieser Sommergenerationen sind kleiner und haben weiße Hinterflügel.

Die Falter sind nachtaktiv und werden nachts durch künstliches Licht angezogen, beispielsweise in den Städten Sydney und Canberra. Dies hat zu großen Problemen geführt, z. B. am und im Parlamentsgebäude in Canberra. Die Falter sind gewandte und ausdauernde Flieger, die sehr zielstrebig ihrem Ziel entgegen fliegen. Da sie nachts fliegen, wenn der Wind gewöhnlich schwach weht, kommen sie eher selten vom Kurs ab. Starke Stürme können sie jedoch in die Städte blasen, wie z. B. 1988, 2000 und 2005, als großen Mengen an Falter nach Sydney verdriftet wurden. In seltenen Fällen können sie über die Tasmansee bis nach Neuseeland verfrachtet werden.

Die Raupen beider Teilpopulationen schlüpfen drei bis sieben Tage nach der Eiablage[1]. Sie ernähren sich hauptsächlich von einjährigen Pflanzen, die im Herbst mit den einsetzenden Regenfällen austreiben[4]. Das Wachstum der Raupen ist durch die in den Brutgebieten herrschenden, niedrigen Wintertemperaturen relativ langsam. Sie häuten sich fünfmal, d. h. es gibt sechs Raupenstadien, bevor sie sich verpuppen.

Die Raupen ernähren sich von einer großen Anzahl an Pflanzen. Sie sind nachtaktiv und leben in der Erde, wo sie Sämlinge knapp über der Oberfläche abbeissen und in einem Gang unter der Erde verzehren. Dazu gehören Rüben (Beta vulgaris), Kohl (Brassica sp.), Pisum, Gerste (Hordeum), Weizen (Triticum).[4], Lupinen (Lupinus), Flachs (Linum usitatissimum) und Linsen (Lens culinaris)[5].

Ab Ende September bis Oktober verpuppen sie sich in der Erde in einem Kokon, und die Falter schlüpfen nach kurzer Puppenruhe bei Einsetzen der Trockenheit im Oktober.

Fortpflanzungsstrategie

Das Brutgebiet von Agrotis infusa ist geprägt durch eine kürzere, feuchte und kühlere Periode während des australischen Winters und eine etwas längere, trockene und sehr heiße Periode während des australischen Sommers. Im Winter dominieren breitblättrige Pflanzen und Gemüse, im Sommer Gräser. Im Winter fressen sie in erster Linie an diesen Pflanzen, die Raupen der Teilpopulation, die im Brutgebiet verbleib,t wechseln dann auch zu Gräsern. Allerdings kann der geringe Pflanzenwuchs während des Sommers nur eine geringe Zahl an Raupen ernähren. Die Wanderung mit anschließender Sommerruhe des größten Teils der Population dient dazu, die Populationsgröße hoch zu halten, obwohl im Brutgebiet ungünstige Lebensbedingungen für eine so große Population herrschen.

Fressfeinde und Parasiten

Die Hauptfeinde der Falter auf ihren Wanderungen sind Fledermäuse. Die Falter besitzen Tympanalorgane, die die von den Fledermäusen ausgestoßenen Laute empfangen können. Die Falter beginnen danach mit Ausweichmanövern. In den Übersommerungsplätzen machen bzw. machten neben den Fledermäusen vor allem (eingeführte) Füchse, Bergbilchbeutler (Burramys parvus), Neuhollandkrähe (Corvus coronoides), Currawongs (Strepera) und nicht zuletzt der Mensch Jagd auf die Falter. In den Übersommerungsplätzen wurden auch parasitische Nematoden (Amphimennis bogongae Welch, 1963 und Hexamermis cavicola Welch, 1963 ) gefunden, die die dort eng zusammen sitzenden Falter befallen. Sie verursachen den Tod des befallenen Tieres. Der Lebenszyklus der Parasiten ist mit der Ankunft, der Übersommerung und der Abwanderung der Falter synchronisiert.

Bedeutung

Die Aborigines, die im Südosten Australiens lebten, unternahmen im Sommer ebenfalls oft lange Wanderungen zu den Übersommerungsplätzen der Bogong-Falter. Die Falter wurden eingesammelt, im Feuer wurden Schuppen und Flügel abgebrannt und verzehrt. Der größte Teil der gesammelten Falter wurde zu einer Paste zerrieben und zu einem Kuchen getrocknet, der zu den Stammesgebieten mitgenommen wurde.

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c George Gordh, Gordon Gordh und David Headrick: A Dictionary of Entomology. 1000 S., Wallingford, CABI Publ., 2011 ISBN 978-1-84593-542-9
  2. Peter Bailey: Pests of Field Crops and Pastures: Identification and Control. 520 S., Collingwood, CSIRO Publ., 2007 ISBN 978-0-643-06758-5
  3. K. J. Fox: Recent Records of Migrant Lepidoptera in Taranaki. NZ Entomologist, 204(2): 6-10, 1969 PDF
  4. a b I. F. B. Common: Moths of Australia. 535 S., 1990 Online bei GoogleBooks
  5. D. P. Heenan und G.M. Murray: Rotational benefits of alternative crops can be affected by their sowing time. Proceedings 6th Australian Society of Agronomy Conference Armidale 1992, S.496- PDF

Weblinks

 Commons: Agrotis infusa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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