Elfenbein

Elfenbein
Elfenbein in Transportkiste
Elfenbein verarbeitet
Elfenbeinquelle Stoßzähne/Elefanten
Elfenbein verarbeitet
Überreste eines wegen seines Elfenbeins gewilderten Elefanten
Querschnitt durch den Stoßzahn eines Mammuts
Armreif aus Mammutelfenbein

Elfenbein ist das Material bestimmter Tierzähne und wird auch als Weißes Gold bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft des Elfenbeins

Hauptsächlich wird Elfenbein aus den Stoßzähnen von Elefanten gewonnen, teilweise auch von fossilen Überresten ausgestorbener Elefanten wie den Mammuts. Daneben gibt es auch noch solches aus den Zähnen von Nilpferden, Wildschweinen, Warzenschweinen, Walrossen, Pottwalen und Narwalen (Ainkhürn). Die verschiedenen Elfenbeinsorten weisen unterschiedliche Färbungen und Eigenschaften auf. Unter dem Mikroskop und durch spektroskopische Verfahren kann bei Elfenbeinprodukten auch zwischen indischem und afrikanischem Elefant unterschieden werden. Mittels DNA-Analysen lässt sich die geografische Herkunft des Elfenbeins ermitteln, dieses Verfahren wird für die Herkunftsbestimmung afrikanischer Elefanten angewendet [1][2].

Zusammensetzung

Elfenbein ist ein Gemenge aus mineralischem und organischem Material. Die Stoßzähne und Zähne, die aus Elfenbein bestehen, sind nicht zum Zermahlen der Nahrung bestimmt und daher elastisch. Sie enthalten verhältnismäßig wenig Mineralien, die chemischen und die physikalischen Eigenschaften hängen von der Tierart ab.

Elfenbein besteht zu etwa 56–59 % aus Calciumphosphat (Zahnbein) und einem geringen Anteil an Kalk, die mit einer der Knorpelmasse ähnlichen organischen Substanz verbunden sind. In dieser ist Wasser gebunden. Beim Trocknen verliert Elfenbein rund 20 % Gewicht.

Die Härte des Stoßzahnmaterials eines Elefanten beträgt auf der Mohs-Skala etwa 2,75 bis 3,50. Andere Elfenbeinarten können eine Härte bis 4,25 erreichen. In der Literatur wird die Härte des Elfenbeins nach Mohs im Allgemeinen mit 2 bis 3 angegeben.

Die Härte des Elfenbeins hängt vom Nahrungsangebot ab. Je mehr Mineralstoffe das Elfenbein enthält, desto härter ist es. Außerdem ist das Elfenbein beim Elefanten zur Spitze hin dichter und härter.

Wert

Der Wert des Elefantenelfenbeins ergibt sich zum einen daraus, dass es prinzipiell nicht leicht zu gewinnen war: Ihre Träger (v. a. Elefanten sowie z. B. Walrosse, Wale) sind wehrhafte Tiere, die sich nicht ohne weiteres töten lassen und zudem in meist schwer zugänglichen Regionen leben. Zudem eignet sich nicht jeder Stoßzahn zur Verarbeitung, da Verfärbungen, Fäulnis und Risse den Wert erheblich mindern können. In der Antike galt strahlend weißes Elefantenelfenbein ohne Braun- oder Gelbschimmer in der Regel als das Wertvollste. Es hat dann etwa das Aussehen von Plastik, verfügt allerdings über eine Maserung. Des Weiteren muss das Elfenbein vor dem Verarbeiten zunächst über einen längeren Zeitraum getrocknet werden (teilweise reden die Quellen von jahrzehntelanger Trocknungszeit, wie es auch heute noch, zum Beispiel bei Holz für den Geigenbau praktiziert wird). Auch hier können wieder Risse entstehen. Letztlich ist die tatsächliche Substanz, mit der gearbeitet werden kann relativ gering, da der Stoßzahn einen Nervenkanal im Inneren hat und somit zu einem großen Teil hohl ist. Dadurch ist die maximale Größe eines dreidimensionalen Objektes etwa auf die einer Billardkugel beschränkt (selbstverständlich können durch geschicktes Bearbeiten bedeutend längere und flachere Objekte gewonnen werden, sofern sie sich der Form des Stoßzahns anpassen).

Im Mittelalter galt das Elfenbein des Narwals als das Wertvollste und wurde mit Gold aufgewogen. Ebenfalls wertvoll ist das Walross-Elfenbein, weswegen die Walrossbestände stark dezimiert wurden. Schon im Jahre 1000 brachte der Sohn des Grönland-Entdeckers Erik, Leif Eriksson, dem König von Norwegen, Olaf, Elfenbeinschnitzereien aus Walross- und Narwal-Stoßzähnen. Nach der Unterwerfung der grönländischen Siedler unter den norwegischen Monarchen im Jahr 1261 wurden die Steuern an den König und den Bischof großteils in Form von Elfenbein bezahlt.[3] Das Elfenbein gelangte bis an die europäischen Höfe und in die Schatzkammer der Päpste. Erst als im späten Mittelalter der Handel mit den Arabern auch Elefanten-Stoßzähne nach Europa brachte, verfiel der Wert des Walross-Elfenbeins.

In den letzten Jahrzehnten wurde der Wert bzw. der Preis von Elfenbein nicht nur durch das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage, sondern auch durch Handelsbeschränkungen und -freigaben bestimmt, die dem Schutz der Elefanten vor Wilderei dienen (vgl. Elfenbein & Artenschutz).

Elfenbein und Artenschutz

Die Stoßzähne von Afrikanischen Elefanten sind heute die wichtigste Quelle für Elfenbein, der Elfenbein-Handel hat großen Einfluss auf deren Bestände. Der Handel und die Preisentwicklung wird in hohem Maße von Handelsbeschränkungen und -freigaben beeinflusst. Durch steigende Nachfrage bzw. einen starken Anstieg der Elfenbeinpreise und moderner Ausrüstung organisierter Banden nahm Ende der 1970er Jahre die Wilderei von Afrikanischen Elefanten stark zu, insbesondere in Ostafrika. Bis zu 100.000 Elefanten wurden jährlich wegen ihres Elfenbeins getötet, die Bestände wurden stark dezimiert, lokales Aussterben drohte. Daraufhin wurde 1989 der Handel mit Elfenbein international verboten (Washingtoner Artenschutzübereinkommen/CITES), die Preise brachen ein und die Wilderei ging massiv zurück.[4] Im Jahr 1999 wurden 50 Tonnen und 2008 insgesamt 108 Tonnen Elfenbein aus Lagerbeständen vier südafrikanischer Länder legal nach Japan bzw. China versteigert.[5] Befürworter dieser beschränkten Handelsfreigabe argumentierten, dass die Nachfrage künftig aus legalen Quellen gedeckt würde und die Wilderei zurückginge. Artenschutzorganisationen warnten überwiegend davor, der legale Handel könne dazu dienen, illegal gewildertes Elfenbein in den Markt zu schleusen. Tatsächlich kam es seit den Handelsfreigaben zu einem massiven Anstieg des illegalen Elfenbeinhandels. Hauptabsatzmarkt für illegales Elfenbein ist China. Wissenschaftler schätzen, dass derzeit pro Jahr in Afrika 38.000 Elefanten für den Elfenbeinhandel gewildert werden.[6] In den letzten Jahren kam es auf den Schwarzmärkten zu erheblichen Preisanstiegen (circa 100 $/kg im Jahr 2002, 1800 $/kg 2010)[7] Von Ausnahmen für legale Elfenbeinverkäufe nach Japan (1999 und 2008) und China (2008) abgesehen, verbietet das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (engl. CITES) den internationalen Elfenbeinhandel.

Geschichte

Bereits in der Steinzeit fertigten Menschen aus Mammutelfenbein kleine Skulpturen, von denen einige bis heute erhalten sind. Berühmt als die ältesten bisher gefundenen menschlichen Kunstwerke sind die 11 Tierfigürchen aus Mammutelfenbein aus den Vogelherdhöhlen, für die ein Alter von 32.000 Jahren angenommen wird.[8] Schon im Altertum wurden Gebrauchsgüter, Kunstgegenstände und Schmuck aus Elfenbein geschnitzt. Aus China sind 6000 Jahre alte Funde bekannt. Elfenbein wurde später unter anderem auch für Billardkugeln und Klaviertastenbeläge verwendet. Kunststoffe, die ähnliche Eigenschaften wie Elfenbein haben, haben dieses heute in den meisten Fällen ersetzt.

Da Elefanten wegen ihrer Stoßzähne von Wilderern massenhaft getötet wurden und am Rande des Aussterbens standen, wurde 1989 der Handel mit Elfenbein weltweit eingeschränkt (in manchen Ländern ist der Handel unter sehr strikten Auflagen erlaubt). Mammutelfenbein ist davon jedoch ausgenommen, da Mammuts schon in prähistorischer Zeit ausgestorben sind.

Ein deutsches Elfenbeinmuseum befindet sich in Erbach im Odenwald. Franz I., letzter regierender Graf von Erbach (1754–1823) hatte dort 1783 die Elfenbeinschnitzerei eingeführt, worauf sich viele Künstler in dem Ort niederließen. Das trug Erbach den Beinamen „Elfenbeinstadt“ ein.

Etymologie

Der Begriff Elfenbein ist abgeleitet von mittelhochdeutsch helfenbein und althochdeutsch helfantbein, wörtlich „Elefantenknochen“[9]; diese Wurzel ist zusammengesetzt aus den Wörtern „elephantus“ (lat.) oder „elephas“ (griech.) (daraus entlehnt mhd. helfant) für den Elefanten, und „bein“, der alten Bezeichnung für „Knochen“ (wie zum Beispiel auch in Schlüsselbein, Nasenbein oder Gebeine). Bis Ende des 19. Jahrhunderts schrieb man auch Elphenbein.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Kenine E. Comstock, Elaine A. Ostrander & Samuel K. Wasser (2003): Amplifying Nuclear and Miitochondrial DNA from African Elephant Ivory: a Tool for Monitoring the Ivory Trade. – Conservation Biology 17: 1–4.
  2. Samuel K. Wasser, Andrew M. Shedlock, Kenine Comstock, Elaine A. Ostrander, Benezeth Mutayoba & Matthew Stephens (2004): Assigning African elephant DNA to geographic region of origin: Applications to the ivory trade. – (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America) Proc Natl Acad Sci U S A. 2004 October 12; 101(41): 14847–14852, doi: 10.1073/pnas.0403170101.
  3. Rolf Bökemeier: Walrosse. Die Beherrscher der Arktis. In: GEO Nr. 1/02, Gruner & Jahr, Hamburg, 2002, S. 146
  4. V. Reifenstein, C. Kitschke & S. Ziegler (2008): Elephant Conservation and the Ivory Trade, in: Elfenbein und Artenschutz/Ivory and Species Conservation, Proceedings of INCENTIVS – Meetings (2004-2007), BfN-Skripte 228, S. 13-25.
  5. Deutscher Bundestag Drucksache 16/13287: Handel mit Elfenbein (abgerufen am 17. Juni 2011).
  6. S. Wasser, B. Clark & C. Laurie (2009): The Ivory Trail. Scientific American 301 (1): 68-74.
  7. Asian Ivory Trade Poses Danger to African Elephant. The Associated Press, 15. Mai 2010 (abgerufen am 8. Februar 2011).
  8. Vogelherdhöhle
  9. Duden: Elfenbein

Literatur

  • Bundesamt für Naturschutz (BfN): Elfenbein und Artenschutz/Ivory and Species Conservation, Proceedings of INCENTIVS – Meetings (2004–2007), BfN-Skripte 228.
  • Martin Dambach: Die Kugel im Elfenbein – Ein Kuriosum aus dem Naturalienkabinett. In: Naturwissenschaftliche Rundschau 62(9), 2009, ISSN 0028-1050, S. 453–458

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Elfenbein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Elfenbein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Elfenbein — ↑Ebur …   Das große Fremdwörterbuch

  • Elfenbein — mit Tinte waschen (bleichen). – Körte, 1090. Einen Gegenstand, der von Natur schön ist, entstellen, anstatt zu verschönern; etwa wenn jemand die Wahrheit durch rednerische Gleissnerei zu verherrlichen glaubt. Holl.: Hij weet elpenbeen met inkt… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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