Elisabeth-Halle

Elisabeth-Halle
Vorderfront der Elisabethhalle

Die Elisabethhalle in Aachen ist ein städtisches Hallenbad unweit des Aachener Domes. Sie wurde von 1908 bis 1911 im Stil des Art Nouveau für insgesamt 900.000 Goldmark erbaut und am 17. Juli 1911 eröffnet. Der Bauherr war Aachens Stadtbaumeister Joseph Laurent. Die Elisabethhalle gehört zu den wenigen noch erhaltenen Schwimmhallen aus der Epoche des Jugendstils in Deutschland, die auch heute noch in Betrieb sind.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Aesculap-Brunnen

Im Eingangsbereich befindet sich ein Aesculap-Brunnen mit der Inschrift: „Jugendbrunnens Zauberkraft ist nicht bloße Sage, Jugendfrische gibt das Bad zaubernd alle Tage“. Auf Grund der im Deutschen Kaiserreich unter Kaiser Wilhelm II. üblichen Geschlechtertrennung besitzt das Bad zwei Schwimmhallen. Die kleine Halle mit einem Schwimmbecken von 17,5 m x 8 m (150 m²) war ursprünglich nur den Damen vorbehalten. Blickfang ist der von Fritz Klimsch entworfene Brunnen mit dem Relief „Badende Frauen“, das in der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin gefertigt wurde. Das 27,5 m x 12,5 m (340 m²) große Schwimmbecken der großen Halle, die ursprünglich nur den Männern vorbehalten war, ist mit einem Neptunbrunnen geschmückt, der von dem Bildhauer Prof. Carl Burger gefertigt wurde. In beiden Hallen steht für jeden Badegast auf zwei Ebenen eine eigene, geräumige Umkleidekabine zur Verfügung. Die ursprünglich als Therme konzipierte Elisabethhalle besaß früher auch ein Dusch- und Wannenbad, ein römisch-irisches Schwitzbad und ein Hundebad.

Geschichte

Kurioserweise musste bereits vom September 1911 bis zum Februar 1912 der Betrieb der beiden Schwimmhallen wieder eingestellt werden. Der heiße Jahrhundertsommer 1911 hatte für akuten Wassermangel in ganz Deutschland gesorgt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden nur noch die beiden Schwimmhallen und das Dusch- und Wannenbad wieder in Betrieb genommen. Nach Beseitigung der Kriegsschäden des Zweiten Weltkrieges konnte der Badebetrieb in der großen Schwimmhalle bereits 1945 und in der kleinen Schwimmhalle 1951 wieder aufgenommen werden. Um sich die personalintensive Wasseraufbereitung und -erwärmung zu ersparen, haben belgische Besatzungskräfte heißes Thermalwasser direkt in die Schwimmbecken geleitet. Dabei hatte man die Aggressivität des Thermalwassers unterschätzt. Die angerichteten Schäden mussten von Februar 1975 bis Juni 1976 für 2,5 Mio DM mit einer umfangreichen Renovierung beseitigt werden. Die Wannenabteilung wurde nur noch bis in die 1990er Jahre genutzt. Die Kupferwannen und Armaturen sind aber bis heute weitgehend erhalten geblieben.

Auf der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover war die Elisabethhalle Teil einer multimedialen Vision und wurde zum Firmensitz einer Biotechnologie-Firma.[1] Diese Vision ist aber bis heute genauso wenig in Erfüllung gegangen, wie der Plan, die kleine Schwimmhalle aus Kostengründen in eine Sporthalle umzuwandeln.

Im Jahre 2004 erfolgte in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege eine umfassende Sanierung des Flachdachs, der Hallenfenster, sowie der zweischaligen Spritzbeton-Gewölbekonstruktion. Neben den notwendigen Brandschutzmaßnahmen und der Verbesserung des Wärmeschutzes konnte durch die Instandsetzung schadhafter Gebäudeteile ein weiterer Verfall der Bausubstanz verhindert werden. Am 15. November 2004 konnte das Bad wieder geöffnet werden.

Die Elisabethhalle wird heute für das Schulschwimmen, für den Vereinssport und das öffentliche Schwimmen[2] genutzt.

Siehe auch

Weitere Jugendstil-Hallenbäder:

  • Zentralbad in Darmstadt, seit 1986 als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz, 2008 als Jugendstilbad Darmstadt nach technischen Modernisierung und denkmalpflegerischer Restauration wiedereröffnet.[3]
  • Jugendstil-Bad in Duisburg, heute als Museum der Binnenschiffahrt genutzt.[4]
  • Merkel’sches Schwimmbad in Esslingen am Neckar
  • Das Goseriedebad in Hannover, wurde 1902 auf Beschluss der Städtischen Kollegien als Badeanstalt mit drei Schwimmbädern, vierzig Wannenbädern, einem Dampf- und Luftbad und einem Hundebad errichtet.[5]
  • Städtisches Reinigungs- und Schwimmbad in Heidelberg-Bergheim (Bauherr Alois Veth; 1906), derzeit ungenutzt
  • Herschelbad in Mannheim
  • Müller’sche Volksbad in München
  • Emma-Jaeger-Bad in Pforzheim, Alte Schwimmhalle, 1911.[6]
  • Wien: Der Platz, an dem das „sozialdemokratische“ Amalienbad steht, ist nach Jakob Reumann benannt. 1909 im Wiener Jugendstil eröffnet. Auch das Jörgerbad im XVII. Bezirk (Hernals) zeigt Jugendstil, 1914 als Wannen-, Dampf- und Hallenschwimmbad unter dem Namen „Kaiser Franz Joseph-Bad“ eröffnet. Das heute verlassene Zentralbad im I. Bezirk ist nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich. Es gab dort eine Reihe gekachelter Bäder im maurischen Stil.
  • Johannisbad in Zwickau[7]

Einzelnachweise

  1. Das 21. Jahrhundert. Expo 2000 Hannover GmbH. Abgerufen am 10. September 2007.
  2. Erlebnisbericht eines Badegastes (17. Dezember 2006). Abgerufen am 9. Dezember 2007.
  3. Jugendstilbad in Darmstadt (abgerufen am 19. März 2008)
  4. Stadt Duisburg: Das ehemalige Jugendstil-Bad; GfW Duisburg: Binnenschifffahrtsmuseum; FH Bochum: Hallenbad - DU - Ruhrort (alle abgerufen am 19. März 2008)
  5. Nordstadt-Online: Rundgang Goseriedebad (abgerufen am 19. März 2008)
  6. Stadt Pforzheim: Emma-Jaeger-Bad - Alte Schwimmhalle (abgerufen am 19. März 2008)
  7. Der Zwickauer: Sehenswürdigkeiten in Zwickau - Das Johannisbad (abgerufen am 19. März 2008)

Literatur

  • Joseph Laurent: Die städtischen Schwimm- und Badehallen und die Volksbäder in Aachen, In: Die Gesundheitspflege in Aachen, LaRuelle, Aachen 1913, S. 171-183

Weblinks

50.7733555555566.08544444444447Koordinaten: 50° 46′ 24″ N, 6° 5′ 8″ O


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