Ahmed Zogu

Ahmed Zogu
Zeitgenössisches Bildnis von Ahmet Zogu

Ahmet Zogu (in deutsch- und englischsprachiger Literatur zumeist Ahmed Zogu, auch Achmed Zogu; * 8. Oktober 1895 als Ahmet Bej Zogolli in Burgajet (Kreis Mat), Osmanisches Reich; † 9. April 1961 in Suresnes, Frankreich) war von 1925 bis 1928 Präsident Albaniens und von 1928 bis 1939 als Zogu I. König der Albaner.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Zogu wurde in der elterlichen Festung Burgajet in der Region Mat im hügeligen albanischen Hinterland in eine stark traditionelle, muslimische Gesellschaft geboren. Sein Vater Xhemal Pascha Zogu war ein lokaler Feudalherr (Bajraktar). Seine Mutter Sadije Toptani, die zweite Frau Zogus, stammte aus der Familie des Großgrundbesitzers Essad Pascha Toptani, den der Journalist Joseph Swire als skrupellosen politischen Abenteurer beschrieb und der 1920 von Avni Rustemi ermordet wurde. Ahmed war nicht erstgeborener, aber immer der bevorzugte Sohn im Haus. Schon als kleiner Junge wurde er zur Ausbildung nach Istanbul geschickt. Als sein Vater 1911 starb, kehrte er zurück nach Albanien, um dessen Nachfolge zu übernehmen.

Steile politische Karriere

Während des Ersten Weltkriegs versuchte Zogu, seinen Machtbereich über Mat auszudehnen, indem er die chaotischen Zustände nutzte. Dank der Tatsache, dass er zusammen mit bewaffneten Gefolgsleuten aus Mat zur richtigen Zeit im noch unbesetzten Durrës auftauchte, gelang es ihm, politisch Einfluss zu nehmen. So hatte er im Februar 1916 eine führende Position in der provisorischen Nationalversammlung, zu der sich einige Albaner vereinigten. Diese albanische Unabhängigkeitsbewegung war nicht im Interesse des neuen Besatzers Nord- und Mittelalbaniens, Österreich-Ungarns. Hingegen wollten sie Zogu als ihren Verbündeten haben und erklärten ihn zu einem Obersten ihrer k.u.k. Armee. Er kommandierte wenig erfolgreich kleine Verbände und wurde in der Folge nach Wien geschickt und dort bis Kriegsende festgehalten.

Beim Kongress von Lushnja im Januar 1920, als die Albaner begannen, ihr Land wieder selber zu regieren, war auch Zogu dabei. In der in Lushnja gewählten Regierung unter Sulejman Bej Delvina erhielt der junge Zogu den Posten des Innenministers. In dieser Position erlangte er rasch Einfluss. In kurzer Abfolge kam es zu rechtmäßigen und unrechtmäßigen Regierungswechseln, wobei auch Zogu mit Waffengewalt seinen Machtkreis erweiterte. Wiederholt konnten Zogu und seine treue Gefolgschaft aus Mat auch Aufstände abwehren, wie beispielsweise 1922 einen von Bajram Curri. Am 2. Dezember 1922 wurde Zogu siebter Ministerpräsident Albaniens seit dem Kongress von Lushnja.

Obwohl Zogu sich verhältnismäßig lange in diesem Amt halten konnte, war er nicht unumstritten. Am 23. Februar 1923 wurde er im Parlament angeschossen, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Neuer Ministerpräsident wurde der Vater seiner Verlobten, der Großgrundbesitzer Shefqet Verlaci. Ein vereinter Aufstand der Opposition im Frühjahr 1924 war erfolgreich: Zogu flüchtete aus dem Land ins Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen und Fan Noli wurde neuer Ministerpräsident. Im Dezember des gleichen Jahrs war Zogu aber bereits wieder zurück in Tirana. Mit jugoslawischer Unterstützung hatte er eine große Armee zusammengestellt. Dafür versprach er ihnen ein kleines Stück Albanien, das Kloster Sveti Naum am Ohridsee. Die meisten Oppositionellen verließen das Land.

Präsident

Residenz in Durrës

Am 15. Januar 1925 ließ Zogu Albanien vom Parlament zur Republik nach amerikanischem Vorbild erklären. Am 31. Januar 1925 wurde er zum Präsidenten gewählt. Eine parlamentarische Opposition ließ Zogu nicht zu. Die Willfährigkeit der gesetzgebenden Versammlung stellte er durch seine weitreichenden Klientelbeziehungen sowie die Androhung und Ausübung von Gewalt sicher. Gegner Zogus versuchten jedoch mehrfach, ihn durch Mordanschläge zu beseitigen, außerdem hatten ihm hunderte Albaner Blutfehde geschworen, deren Familienmitglieder vermeintlich oder tatsächlich durch Zogu und seine Gefolgschaft ermordet worden waren.

Die Macht, die die neue Verfassung Zogu einräumte, war sehr weitläufig. Trotz allem war es ihm nicht einfach, die großen Probleme des sehr rückständigen Landes zu lösen. Vor allem fehlten dem Staat die notwendigen Finanzen, um notwendige Reformen durchzuführen und Staatsapparat und Militär aufrecht zu erhalten. Zogu musste sich immer wieder die Loyalität von regionalen Stammesführern und Beis erkaufen. Seine Herrschaft stützte er vor allem auf Bündnisse mit lokalen Feudalherren. Deshalb scheute er davor zurück, ein Steuersystem einzuführen, das den großen Grundbesitz angemessen an der Finanzierung des Staates beteiligt hätte. Weil aber Grundsteuern die einzige Möglichkeit für den Staat gewesen wären, nennenswerte Einnahmen zu erzielen, hatte die albanische Regierung unter Zogu fast keine eigenen Einkünfte und der Finanzbedarf musste über Kredite im Ausland gedeckt werden, was zu politischer Abhängigkeit führte. Es gelang Zogu zumindest, langsam das Gefühl einer albanischen Nation in den Albanern zu wecken, für die zuvor meist nur der eigene Clan von Bedeutung gewesen war.

Um nicht in die Abhängigkeit eines einzigen, nicht immer freundlich gesinnten Staates zu gelangen, wandte sich Zogu von Jugoslawien ab und suchte in Italien Unterstützung. In den Jahren 1926 und 1927 erkauften sich die Italiener im 1. resp. 2. Tiranapakt großen Einfluss auf der anderen Seite der Adria.

König Zogu

Ahmet Zogu auf einer zeitgenössischen Banknote

Am 1. September 1928 krönte sich Zogu zum König der Albaner (Zogu i pare) und erklärte das Land zu einer konstitutionellen Monarchie als Königreich Albanien. Um seinen Machtanspruch begründen zu können, erklärte er sich zum Nachkommen von Skanderbeg.

Zogus Regime brachte Albanien eine gewisse Stabilität und einen mit italienischem Geld erkauften kleinen Aufschwung. Mit italienischer Unterstützung wurden die Armee und der Behördenapparat aufgebaut, Straßen und Brücken errichtet und erste Sümpfe trocken gelegt. Das kleine Albanien gelangte aber so immer mehr in die finanzielle Abhängigkeit und unter die Kontrolle Italiens. Dessen Diktator Mussolini zielte darauf ab, seinen Einfluss auf dem Balkan auszuweiten. Zogus Versuche, sich allmählich wieder von Italien zu lösen und sich andere Partner zu suchen, stießen in Westeuropa auf wenig Unterstützung.

Innenpolitisch setzte Zogu seit dem Beginn seiner Herrschaft auf Repression. Eine freie Presse existierte nicht. Während seiner Regentschaft als König füllten sich die neu eingerichteten Gefängnisse mit politischen Gegnern. Der auf der Burg in Gjirokastra von den italienischen Faschisten, deutschen Besatzern und albanischen Kommunisten weiter betriebene Kerker des Zogu-Regimes ist heute als Museum eingerichtet. Dort wird auch an die Opfer der ersten albanischen Diktatur erinnert.

Am 27. April 1938 heiratete Zogu die verarmte ungarisch-amerikanische Hochadelige Geraldine Apponyi. Zuvor hatte er jahrelang mit Franziska Janko (Tochter eines Wiener Gärtners und spätere Baronin Franziska Buttlar) zusammengelebt, die ihre letzten Lebensjahre in einer Wiener Nervenanstalt verbrachte (laut Bericht in der „Revue“ Nr. 40 vom 3. Oktober 1953).

Am 5. April 1939 gebar Königin Geraldine einen Sohn, Leka I. Nur zwei Tage später, am 7. April, fielen italienische Truppen in Albanien ein, nachdem Zogu zuvor italienische Forderungen, die für einen unabhängigen Staat unzumutbar waren, abgelehnt hatte. Albanien wurde zum italienischen Protektorat und in Personalunion von König Viktor Emanuel III. regiert. Zogu und seine Familie mussten nach Griechenland fliehen.

Exil

Grab von König Zogu I.

Die folgenden Jahre verbrachte die "königliche" Familie in Großbritannien und Ägypten. Zogu machte deutlich, dass er nach wie vor rechtmäßiges Staatsoberhaupt Albaniens sei. Nach dem Krieg kamen die Kommunisten unter Enver Hoxha an die Macht. Am 2. Januar 1946 legte Zogu sein Amt nieder, erhob aber nach wie vor Anspruch auf den Thron.

Zogu sollte seine Heimat nicht wieder sehen. Nach Aufenthalten in Großbritannien und Ägypten starb er 1961 in Frankreich an Magenkrebs und wurde auf dem Cimetière parisien in Thiais bei Paris beigesetzt.

Versuche, in Albanien Revolutionen anzuzetteln, führten nicht zum Erfolg. Erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurde die Frage nach der Monarchie wieder aktuell. Das albanische Volk sprach sich in einem Referendum 1997 gegen die Wiedereinführung der Monarchie unter Zogus Sohn Leka aus.

Literatur

  • Owen Pearson: Albania and King Zog. Independence, republic and monarchy 1908-1939. London 2004. ISBN 1-84511-013-7.
  • Michael Schmidt-Neke: Entstehung und Ausbau der Königsdiktatur in Albanien (1912 - 1939). (= Südosteuropäische Arbeiten. 84) München 1987. ISBN 3-486-54321-0.
  • Jason H. Tomes: King Zog of Albania. Europe's self-made Muslim king. New York 2004. ISBN 0-8147-8283-3.
  • Miranda Vickers: The Albanians. A modern history. London 1995, ISBN 1-85043-749-1.

Weblinks



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