Emile Berliner

Emile Berliner
Emil Berliner
Fabrik in Hannover, Kniestraße

Emil Berliner (englisch Emile Berliner; * 20. Mai 1851 in Hannover; † 3. August 1929 in Washington, DC) gilt als Erfinder der Schallplatte und des Grammophons.

Inhaltsverzeichnis

Historisches

Berliner entstammte einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie aus Hannover. Er wanderte 1870 als junger Mann in die USA aus, um der preußischen Einberufung zu entgehen und lebte später, nachdem er durch seine Erfindungen zu Geld gekommen war, allerdings wechselnd auch in Großbritannien, Kanada und Deutschland.

Vom Ertrag seiner ersten Erfindung bei den Bell Labs 1877, einem Kohlemikrofon für Fernsprecher, richtete er ein eigenes Labor ein. 1887 meldete er ein Patent auf einen scheibenförmigen Tonträger an, in den von außen nach innen schneckenförmig und in Seitenschrift eine Rille geritzt und so die Schwingungen der Aufnahme-Membran analog konserviert wurden. Bestandteil des Patents war auch ein Aufnahme- und Abspielgerät, der Vorläufer des Grammophons. Er selbst bezeichnete die Scheibe in seiner deutschen Muttersprache als "Schallplatte".

Der große Vorteil der Scheibe gegenüber dem von Edison 1877 erfundenen und patentierten zylinderförmigen Tonträger war ihre Reproduzierbarkeit. Edisons Zylinder mussten einzeln bespielt werden und waren dadurch für den Normalverbraucher unerschwinglich, eine nach 1902 erfundene Methode die Phonographen-Walzen in einem Gießverfahren in größeren Stückzahlen und damit billiger herstellen zu können, kam zu spät und war dem Pressen der Schelllackplatte auch immer unterlegen.

Berliners Platte bestand ganz am Anfang aus Hartgummi, dann bald aus einem - viel preiswerteren - Gemisch aus Baumwolleflocken, Schieferpulver, Ruß (daher die schwarze Farbe) und Schelllack (daher die Zerbrechlichkeit). Bei der heißen Pressung drückte sich der Schelllack an die beiden Oberflächen und versiegelte damit die Rillen. Das ermöglichte die industrielle Fertigung großer Mengen, die er 1889 aufnahm und bis etwa 1910 nach und nach perfektionierte, z. B. das Aufkleben von Papier-Etiketten und das Beschreiben beider Seiten.

Schelllackplatten mit 78 Umdrehungen pro Minute wurden von ihrer Grundkonstruktion her faktisch unverändert 60 Jahre lang, von ca.1895 bis ca. 1955, hergestellt und dann von Schallplatten aus Vinyl, 45er-Singles und 33er-LPs, abgelöst. Aber auch bei den Vinylplatten blieb - außer einem wesentlich engeren Abstand der Rillennachbarschaft (Füllschrift), den das Kunststoffmaterial jetzt hergab und damit auch Stereo-Aufnahmen ermöglichte - das Grundprinzip Emil Berliners erhalten.

Mit der Entwicklung von CDs und DVDs änderte sich zwar die Aufnahme- und Wiedergabetechnik, nun digital über Laser-Licht , nicht jedoch das Prinzip einer spiralförmigen Aufzeichnung des Signals, auch wenn die Aufzeichnung jetzt von innen nach außen erfolgt.

Bei der Aufzeichnung und Wiedergabe von Signalen über nichtkinetische Medien (Halbleiterspeicher) findet dieses Prinzip erstmals keine Anwendung mehr.

Bemerkenswertes

Sein Bruder Joseph Berliner, der in Hannover die Deutsche Grammophon Gesellschaft (eine Zweigniederlassung der in London gegründeten Gramophone Company) leitete, stellte 1898 die ersten Tonträger in Massenproduktion her und hatte maßgeblichen Anteil an der Verbreitung des Telefons in Deutschland.

Weblinks

Literatur

  • Faszination Schellack von Martin Fischer, Battenberg Verlag, 2006, ISBN 3-866-46008-2

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