Emma (Zeitschrift)

Emma (Zeitschrift)
Emma
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Beschreibung Frauenmagazin
Fachgebiet Frauenrechte
Sprache deutsch
Verlag Emma Frauenverlags GmbH
Erstausgabe 26. Januar 1977
Erscheinungsweise dreimonatlich
Verkaufte Auflage (Mediadaten Emma) 43.373 Exemplare
Verbreitete Auflage (Mediadaten Emma) 45.003 Exemplare
Herausgeberin Alice Schwarzer
Weblink www.emma.de
ISSN 0721-9741

Emma (eigene Schreibweise EMMA) ist eine dreimonatlich erscheinende deutschsprachige politische Zeitschrift. Sie wurde Ende der 1970er Jahre von der deutschen Feministin Alice Schwarzer gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Name

Der Name "Emma" wurde wegen seiner Griffigkeit und als Wortspiel auf „Emanzipation“ gewählt. Die Herausgeberin Alice Schwarzer sagte dazu:

Der war irgendwann mal aufgetaucht und gefiel uns. Nicht nur wegen der Anspielung auf die Em(m)anzipation, sondern auch, weil er das selbstironische Gegenteil vom platt Erwarteten war: Wie würde sie wohl heißen, diese Zeitschrift der jetzt vollends größenwahnsinnigen Schwarzer? Nora? Die Rächerin? Die Amazone? Nein. Emma. Ganz einfach Emma.

Entwicklung

Die erste Ausgabe der Emma erschien am 26. Januar 1977 mit einer Auflage von rund 200.000 Exemplaren. Den Start des Magazins finanzierte Alice Schwarzer mit 250.000 Mark aus ihren Autorenhonoraren[1] sowie mit 20.000 Mark aus Krediten von zwei Mitarbeiterinnen (die sie nach einem Jahr mit 10 Prozent Zinsen zurückzahlte)[2]. Emma gilt seit der ersten Ausgabe als Leitblatt des Feminismus im deutschsprachigen Raum. Die Zeitschrift hat sich ausdrücklich politisch und wirtschaftlich unabhängig positioniert; laut eigenen Aussagen kann sie sich bis heute fast alleine durch den Kioskverkauf und Abonnementsgebühren finanzieren und ist nicht auf Anzeigen angewiesen. Die verkaufte Auflage betrug 2009 43.373 Exemplare.[3] Zwei Drittel davon im Abonnement.

Anfang Dezember 2007 gab Schwarzer bekannt, die Chefredaktion von Emma spätestens im Frühjahr 2008 an die Fernsehjournalistin und Kolumnistin Lisa Ortgies zu übergeben.[4][5] Schwarzer erklärte weiterhin als Verlegerin, Herausgeberin und Autorin mitzuwirken. Zum 31. Mai 2008, zwei Monate nach ihrem Antritt, hat Ortgies die Zeitschrift jedoch wieder verlassen.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel unterstrich die Vermutung, Alice Schwarzer habe weiterhin das Tagesgeschäft dominiert und so einen Generationswechsel zum Scheitern gebracht.[6][7] Bezüglich der Gründe der Trennung ließ Lisa Ortgies über eine dpa-Meldung verbreiten: „Beobachter glauben, dass Ortgies ihre Ideen für die Zeitschrift nicht durchsetzen konnte.“ Die Emma-Redaktion erwiderte darauf: „Zu unserem Bedauern eignet sich die Kollegin nicht für die umfassende Verantwortung einer Chefredakteurin.“[8] Diese Erklärung wurde in den Medien teilweise als ein Nachkarten bezeichnet, das ebenso unprofessionell wie unsolidarisch gewesen sei.[9]


Seit der ersten Ausgabe im Jahr 2010 (Ausgabe 294) erscheint die Emma nur noch vier Mal im Jahr, und nicht mehr alle zwei Monate, wie in den Jahren zuvor. Gleichzeitig kündigte sie einen Relaunch und die Verstärkung des Online-Auftritts an.

Inhalte

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Emma hat sich nach eigener Aussage immer für die „Sache der Frau“ und für uneingeschränkte Chancengleichheit von Frauen und Männern eingesetzt, was sich aus Sicht des Magazins in konkreten Projekten ausdrücke, die von Emma unterstützt oder in einigen Fällen auch initiiert wurden, zum Beispiel:

Des Weiteren thematisiert Emma immer wieder (selbst)kritisch die Kontroversen innerhalb der modernen Frauenbewegung, oder frauenkritische Themen (zum Beispiel „Missbrauch mit dem Missbrauch“, Wehrpflicht für Frauen). Dadurch machte sie sich auch bei manchen Feministinnen unbeliebt.

Seit 1990 wird der von Alice Schwarzer initiierte Emma-Journalistinnen-Preis alle zwei Jahre vergeben.

Kritik

Die schärfste Kritik bekam und bekommt Emma immer wieder aus den Reihen der Frauenbewegung. Es wird ihr vorgeworfen, ohne entsprechende Legitimation als „Sprachrohr“ für die Frauenbewegung fungieren zu wollen und auf diese Weise die öffentliche Aufmerksamkeit für Frauenthemen einseitig zu monopolisieren. Insbesondere die Tatsache, dass die Linie Schwarzers in der deutschsprachigen Öffentlichkeit als die Frauenbewegung schlechthin wahrgenommen wird, stößt vielen sowohl radikalen als auch differenzialistischen Feministinnen sauer auf. Kritik wird aber auch an einzelnen Sparten der Zeitschrift geübt. So wird den in Emma in den Jahren 1995-1999 abgedruckten Witzen Sexismus gegen Männer vorgeworfen.

Usenet-Kampagne 1991/92

In der Ausgabe Dezember 1991 berichtete Emma über Pornographie im Usenet, welches zur damaligen Zeit in Deutschland fast ausschließlich über Universitäts-Server verteilt wurde. Emma leitete daraus einen „Porno-Skandal“ her, demzufolge (laut Emma ausschließlich männliche) Professoren und Studenten die Computertechnik der Universitäten dazu missbrauchten, Pornographie zu konsumieren. Dabei argumentierte Emma, dass diese Daten Bandbreite und Speicherplatz auf steuerfinanzierter Infrastruktur für universitätsfremde Zwecke bänden. Emma wies dabei ablehnend auf sadomasochistische Pornographie hin und belegte dies mit einem Bild von Dolcett.[17] Ein weiteres Argument lautete, dass weibliche Kollegen und Kommilitonen sich von dem unterstellten Pornographiekonsum in den Räumen der Unis belästigt fühlten. [18]

In der Folge dieser Veröffentlichung sind andere Medien – darunter die Taz, der Südwestfunk und der Süddeutsche Rundfunk – auf die von Emma unterstellten Tatsachen und kritischen Folgerungen eingegangen und haben in ähnlichem Tenor berichtet. In der weiteren Folge wurde durch die Medienberichterstattung erreicht, dass mehrere Universitäten aus dem bisher unzensiert weitergeleiteten Usenet bestimmte Gruppen sperren ließen. In einigen Fällen betraf das auch Foren, die nicht der Verbreitung von Pornographie dienten, sondern Diskussionsforen für sexuelle Minderheiten waren.[18][19]

Emma wurde in den folgenden Wochen für diese Kampagne aus dem deutschen Usenet stark kritisiert, da sie nach Meinung der Teilnehmer Zensur gefordert und dank ihres Einflusses auch durchgesetzt habe. Ein weiterer Vorwurf war, dass Emma und die anderen beteiligten Medien die Nutzungsstrukturen des Usenet verzerrt dargestellt und die Nutzer dieses Netzes diffamiert hätten.[18]

In der Ausgabe Februar 1992 antwortete Emma in einem zweiten Artikel auf die zuvor stattgefundene Diskussion im Usenet und griff darin auch einzelne Beiträge auf. Auch hierauf gab es Reaktionen der Usenet-Teilnehmer, in denen außer den vorgenannten Kritikpunkten der Vorwurf der absichtlichen Fälschung zitierter Diskussionsbeiträge hinzukam.[18]

Internetaktivitäten

Nachdem die Publikation die Möglichkeiten der neuen Medien jahrelang überwiegend im Rahmen von Bedrohungsszenarien dargestellt hatte, entwickelt sie schließlich im Jahr 2002 unter der Domain emma.de einen eigenen Internetauftritt.[20] Zum Start des Angebots forderte die Zeitschrift ihre Leserinnen auf, heimlich die Computer ihrer Partner und Söhne nach Pornografie zu durchsuchen und gab hierzu detaillierte Anweisungen und Weblinks. Weiterhin wurde die heimliche Installation von Überwachungsprogrammen vorgeschlagen, während sie gleichzeitig betonte, dass ein solches Vorgehen illegal sein könne.[20] In den zum Webangebot gehörenden Foren protestierten in Folge Leserinnen gegen die unterstellte technische Unmündigkeit. Im weiteren Verlauf forderten insbesondere jüngere Frauen und engagierte Sadomasochistinnen mittels des neuen Mediums einen erneuten Diskurs zu den Themen Sexualität, Pornografie und Sadomasochismus. Die Publikation reagierte, indem sie einen Text der Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich-Nielsen zum Wesen der masochistischen Frau aus dem Jahr 1977 online stellte.[21] An der geforderten Diskussion auf Grundlage aktueller Literatur nahm sie, nach Eigenangaben aus Auslastungsgründen, nicht teil [22].

Position zu Sexualität und Sadomasochismus

Vor allem in den frühen Jahren hat Emma der Sexualitätsdebatte großen Raum eingeräumt. In ihrer achten Ausgabe, im September 1977, titelte Emma mit dem Thema Unsere sexuellen Phantasien. Auslöser war das Buch der Amerikanerin Nancy Friday. In der Ausgabe September 1977 analysierte die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich den Unterschied zwischen masochistischen Phantasien und der Realität.[23] Im November 1981 titelte Emma mit den Thesen von Pat Califia und gab der Debatte über Sadomasochismus allgemein und SM unter Lesben im Besonderen Raum.

1982 veröffentlichte Emma den Sonderband Sexualität, in dem u. a. Alice Schwarzer ihre Thesen vom „Kleinen Unterschied“ fortführt. Sie wiederholte, dass Erotik traditionell für Männer mit Macht besetzt sei und für Frauen mit Ohnmacht. Sie stellte jedoch gleichzeitig fest: „Im erotischen Masochismus wiederholen Frauen nicht nur ihre politische Unterwerfung. Sie versuchen auch, aus dieser Ritualisierung im Bett - und zum Teil vielleicht sogar selbst mit inszenierter Unterwerfung - Lust zu ziehen. Unterwerfung, Auslieferung, Hingabe sind elementare Bestandteile von Erotik. Genauso wie Eroberung und Überwältigung. Ungut wird es erst, wenn das gekoppelt ist von der gesellschaftlichen Realität, wenn wir auf einen einseitigen Part festgelegt sind, und wir Frauen aus der sexuellen Hingabe unserer Bestimmung zur allgemeinen Unterwerfung schließen.“[24]

Schwarzer hat sich seither nur noch selten zum Sadomasochismus geäußert. Ihre Kritik an der veröffentlichten Pornografie wird von SM- und BDSM-Anhängern jedoch häufig gleichgesetzt mit einer Kritik an privaten sadomasochistischen Praktiken.[25]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alice Schwarzer: Alice im Männerland, Kiepenheuer & Witsch, 2002
  2. http://www.aliceschwarzer.de/3647.html www.aliceschwarzer.de
  3. Mediadaten Emma
  4. Spiegel Online:Moderatorin Lisa Ortgies übernimmt“, 7. Dezember 2007
  5. FAZ.NET:Die neue Alice Schwarzer heißt Lisa Ortgies“, 7. Dezember 2007
  6. Markus Brauck, Rafaela von Bredow, Isabell Hülsen, Michaela Schiessl: Im Nacken der Neuen. In: Der Spiegel. Nr. 23, 2008, S. 102 (2. Juni 2008, online).
  7. vgl. z. B. Nach dem Aus bei „Emma“ - Lisa Ortgies beklagt sich, 30. Mai 2008, unter rp-online.de.
  8. Emma-Pressemitteilung "Stellungnahme zur Medienberichterstattung über Emma/Lisa Ortgies", 1. Juni 2008, online unter [1]
  9. Thorsten Dörting: Schwarzers Burma-Missgriff - "Verantwortungslose Polemik", 3. Juni 2008, online unter SPON.
  10. Große Emma-Themen Klitorisverstümmelung
  11. Große Emma-Themen Missbrauch
  12. Große Emma-Themen Pornografie
  13. Große Emma-Themen Islamismus
  14. Große Emma-Themen Ganztagsschule
  15. Die Hälfte des Balls für die Frauen
  16. Girlsday - Töchtertag
  17. Der Papiertiger
  18. a b c d Archive der Usenet-Diskussion von 1991, enthalten Meinungsäußerungen von Netzteilnehmern und Volltexte der Emma-Artikel: Gesamt-Thread, Redigiert als Webseite
  19. vgl. Arne Hoffmann: Das Lexikon des Sadomasochismus. Der Inside-Führer zur dunklen Erotik: Praktiken und Instrumente, Personen und Institutionen, Literatur und Film, Politik und Philosophie., S. 343. Schwarzkopf & Schwarzkopf 2000 - ISBN 3-89602-290-3
  20. a b Ernst Corinth: Emma und Alice Schwarzer sind online, telepolis, 4. Dezember 2002, online unter heise.de
  21. vgl. Reaktion einer Leserin auf obige Anleitung
  22. Rosaria Schlichte: EMMA-Leserinnen proben den interaktiven Aufstand, telepolis, 16. April 2003, online unter heise.de
  23. Sind Frauen masochistisch?, Emma 9/1977
  24. Alice Schwarzer Sieben Jahre nach dem Kleinen Unterschied, in Emma Sonderband Sexualität 1983
  25. vgl. Arne Hoffmann: Das Lexikon des Sadomasochismus., S. 82, S. 342 ff.

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