Erdödy

Erdödy

Die Familie Erdődy [ˈɛrdøːdi] ist ein ungarisches Magnatengeschlecht, das 1496 die Besitzungen Eberau und Rotenturm im Burgenland erwarb. Auch während der Reformationszeit blieben sie katholisch. Die Angehörigen der Familie Erdődy waren stets loyale Anhänger der Habsburger und stellten mehrmals den Ban von Kroatien (siehe auch Liste der Bane von Kroatien). Schloss Varaždin war vom Ende des 16. Jahrhunderts bis 1925 im Besitz der Familie Erdődy. Ab 1728 spalteten sich mehrere Linien ab.

Inhaltsverzeichnis

Ursprünge

Das Schloss Doba (früher Somlóvár) dient heutzutage als Sanatorium

1187 wird die Familie zum ersten Mal urkundlich erwähnt (unter dem Namen Bakoch de Genere Erdewd im Komitat Szatmar)). 1319 geht aus dem Capitolum Transylvaniae hervor, dass Nikolaus Bakoch Teil des ungarischen Kleinadels war. 1521 stirbt Tamás Bakócz de Erdewd und hinterlässt seinen Neffen ein riesiges Vermögen, welches auch die Besitzungen Monyorókerék (=Eberau), Jánosháza, Somlóvár und Monoszló (daher der Name Graf Erdődy de Monyorókerék et Monoszló), umfasst. Mit Ihm beginnt der Aufstieg zum Magnatengeschlecht.

Aufstieg vom Kleinadel zum Magnatengeschlecht

Schloss Varazdin im gleichnamigen Komitat, das das Wappen der Grafen Erdödy als Komitatswappen hat

Der Aufstieg der Familie begann mit Tamás Bakocs, der Erzbischof von Esztergom, Kardinal und Patriarch von Konstantinopel war. Zudem war er Kanzler Ungarns unter Matthias Corvinus, Ladislaus II. und Ludwig II., den er auch krönte. Bakocz wurde im Ausland oft als zweiter König Ungarns bezeichnet. Nach dem Tode Papst Julius' II., wurde er fast zum Papst gewählt. 1485 wurde er von Matthias Corvinus in den ungarischen Grafenstand erhoben. Das Haus Erdődy ist damit die erste ungarische Familie, die in den Grafenstand erhoben wurde. Nach Bakócz folgten mehrere wichtige Personen, die die Geschicke Ungarns lenkten.

Peter Venetianus war oberster Feldherr unter den Königen Ludwig II. und Ferdinand I.. Durch ihn erwarb das Haus Erdődy das Patrizitat der Republik Venedig. Peter II. (Sohn von Peter Venetianus) war ebenfalls oberster Befehlshaber der ungarischen Armee und als Ritter Mitglied im Orden vom Goldenen Vlies. Er war der erste Banus von Kroatien aus dem Hause Erdődy, welche von allen Familien des Hochadels den Banus am öftesten gestellt hat. Peter Erdődy führte die Ungarischen Truppen zu Unterstützung des Kaisers im Schmalkaldischen Krieg, wofür ihn Kaiser Maximilian II. 1565 zum Reichsgrafen und 1566 zum Reichsfürsten erhob.

Peter III. war ebenfalls Banus von Kroatien und konnte die Türken wiederholt schlagen, wofür die Erdődy den Titel des Erbobergespan von Warasdin erhielten. Während der folgenden Jahrhunderte spielte die Familie Erdődy weiterhin eine sehr wichtige Rolle in der Politik Ungarns und der Habsburgermonarchie.

Die Verbindung zur Kirche

Im Gegensatz zu vielen anderen Familien des Hochadels blieben die Erdődy auch während der Reformationszeit katholisch. Auffallend ist, dass neben Bakocz noch neun weitere Mitglieder der Familie, Bischöfe und Kardinäle der Katholischen Kirche waren, und dass besonders in Westungarn viele Klöster und Kirchengründungen (wie das Kloster Ohics in Kroatien) auf sie zurück gehen.

Die Verbindung zum Kaiserhaus

Schloss Rotenturm

Die Erdődy waren stets loyale Anhänger der Habsburger, was ihnen gerade in den späteren Jahrhunderten ein riesiges Vermögen und ausgedehnte Ländereien in Ungarn, der Slowakei und Kroatien einbrachte. Sie übernahmen im Verwaltungsapparat der Donaumonarchie wichtige Ämter und Aufgaben, unter anderem über lange Zeit die Ungarische Hofkanzlei. Graf Stephan Erdődy (1812–1896) vermittelte während der Revolution 1848/49, vertrat Ungarn beim ungarisch-kroatischen Ausgleich von 1867 und ließ 1864 das Schloss Rotenturm erbauen. Sein Sohn Thomas Graf Erdődy war Sekretär und Adjutant des letzten österreichischen Kaisers Karl I. und als solcher in die Affäre um die Sixtus-Briefe sowie 1921 in die gescheiterten Restaurationsversuche Karls nach der Ausrufung der Ersten Republik verwickelt. Er leitete die Friedensverhandlungen mit Frankreich, was allerdings erfolglos blieb.

Die Erdődy als Förderer der Musik

Die Gräfin Anna-Maria Erdődy (1779–1837) war eng mit Beethoven befreundet. Im Jahre 1808 wohnte er bei ihr in Wien in dem Haus Krugerstraße Nr. 1074. Später widmete er ihr die Klaviertrios op. 70 (1809), die Sonaten für Violoncello und Klavier op. 102 (1817) sowie den Kanon "Glück, Glück zum neuen Jahr" WoO 176 (1819).

Neben den Esterházy werden die Erdődy zu den bedeutendsten Kunstförderern Ungarns gezählt. So standen die Komponisten Ignaz Pleyel und Joseph Haydn in Diensten des Hauses. In Leopolstadl besaßen die Erdődy eines der größten privaten Opernhäuser Ungarns.

Die Situation heute

Nach dem Zusammenbruch Österreich-Ungarns zerstreuten sich die Erdődyschen Besitzungen auf die Nachfolgestaaten der Monarchie, was auch bedingt durch Zwangsenteignungen zu einer erheblichen Schmälerung der Besitzungen führte. Den endgültigen Zusammenbruch brachte aber erst der Zweite Weltkrieg. Während des Kriegs hielt sich das mit den Erdödy verwandte bayerische Königshaus auf dem Schloss Somlóvár auf, da diese vor den Nazis geflüchtet waren. Als die Rote Armee einmarschierte, zwang sie den Großteil der Familie zur Flucht nach Westen und brachte die komplette Enteignung und Zerstörung der Güter und Schlösser mit sich.

Nach der Wende in Ungarn konnten die Erdödy wieder ausgedehnte Ländereien in Ungarn erwerben und sind damit zur Zeit die größten privaten Landbesitzer in Westungarn. Auch Schloss Eberau entwickelt sich in den letzten Jahren zu einem kulturellem Magnet im südlichen Burgenland.

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