Ereschkigal

Ereschkigal

Ereškigal, auch Ereschkigal, Ereskigal, (sumerisch DINGIREREŠ.KI.GAL, Die Göttin der großen brachliegenden Orte) ist die oberste sumerische Schlangengöttin, die ihren Status einer Ur-Gottheit bei der Weltschöpfung später mit der Unterwelt (Kigalla) wechselt. Ihr ursprünglicher Name in der Genealogie war Nintu.

Inhaltsverzeichnis

Mythologischer Hintergrund

Ereškigal nimmt als spätere Göttin der Unterwelt die zentrale Rolle als Gottheit der Wiedergeburt ein, ähnlich einer Schlange, die sich häutet und danach mythologisch als neu geboren gilt. Im ursprünglichen Mythos galt Ereškigal daher als eine der Herrscherinnen über die Erde, als diese noch eine unbewohnte und brachliegende Wildnis war, die von Gärten aus Regenbögen umgeben war. Sie gab jedoch dem Drängen Nergals nach und wurde so zur Herrscherin der Unterwelt.

Inannas Abstieg in die Unterwelt

Im Epos Inannas Abstieg in die Unterwelt muss Inanna ihre göttlichen Insignien abgeben, ehe sie vor Ereškigal tritt, die Inanna die Macht der Wiedergeburt und des ewigen Lebens demonstriert. Nachdem Inanna die Macht Ereškigals anerkannt hat und danach von ihr getötet wird, erfolgt nach drei Tagen die Wiedergeburt Inannas durch Ereškigal selbst. Inanna tritt den Rückweg in das Reich der Lebenden an.

Dumuzis Unterweltfahrt

Dumuzi erleidet das gleiche Schicksal wie Inanna und wird von Ereškigal seiner Macht enthoben und getötet, um später als wiedergeborener Herrscher zurückkehren zu dürfen. Dumuzi verkörpert dabei die Vegetation, die im ständigen Wechsel des Vergehens (Herbst) und der Wiedergeburt (Frühling) von ihm mythologisch repräsentiert wird.

Gilgameschs Gang in die Unterwelt

Im Gilgamesch-Epos trifft Gilgamesch auf die Schlangengöttin des Todes, die ihm bei der Suche nach dem ewigen Leben aber nicht helfen will, da Gilgamesch in ihren Augen noch nicht die Erkenntnis vom Sinn des Lebens erkannt hat. Daher bleibt ihm die Wiedergeburt versagt.

Bildliche Darstellungen

Ereškigal wird beschrieben als nackte Göttin mit Augen aus Stein und schwarzen Haaren. Manchmal trägt sie ein Löwenhaupt. Sie fährt in einem Boot über den Grenzfluß Chabur, der zwischen dem Reich der Lebenden und der Unterwelt fließt, um die am anderen Ufer niedergelegten Opfergaben einzusammeln. Ihr Palast, der im Erdinnern liegt, besteht aus Lapislazuli.

Genealogie

 
 
 
 
 
 
Nintu
(Ereškigal)
 
 
 
 
 
Enki
Gott des Abzu
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ninazu
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ningišzida
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Marduk
(Sohn)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nabu
(Sohn)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 


Spätere Mythen

Die Geschichte der Göttin findet ihre Entsprechung in der griechischen Sagenwelt mit dem ungewöhnlich weiblich titulierten Fluss Styx, auf dem der Fährmann Charon verkehrt, für den den Toten eine Münze mit gegeben wird.

Siehe auch

Literatur

  • Diane Wolkenstein: Inanna, Queen of Heaven and Earth - Überarbeitete Keilschriftexte des Samuel Noah Kramer - Harper&Row, New York 1983
  • Heide Göttner-Abendroth: Inanna, Gilgamesch, Isis, Rhea - Die großen Göttinnenmythen Sumers, Ägyptens und Griechenlands - , Ulrike Helmer Verlag, Königstein 2004, ISBN 3-89741-158-X
  • Helmut Freydank u.a.: Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien, VMA-Verlag, Wiesbaden 1997 ISBN 3-928127-40-3
  • Brigitte Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen, Artemis & Winkler, Stuttgart 2004 ISBN 3760823068

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