Erich Philipp Ploennies

Erich Philipp Ploennies

Erich Philipp Ploennies (* 1. März 1672 in Speyer; † 28. Dezember 1751 in Siegen) war ein deutscher Mathematiker, Baumeister und Kartograph, dessen Werk eine große Bedeutung für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Regionen des Herzogtums Jülich-Berg und des Fürstentums Nassau-Siegen besitzt.

Inhaltsverzeichnis

Vita und Werk

Er war der Sohn eines angesehenen Juristen am Reichskammergericht in Speyer, D. Friedrich von Plönnies, der aus der Lübecker Patrizierfamilie Ploennies stammte. Er wirkte im Anschluss seiner Studien als Baumeister, Professor für Mathematik und medizinisch/alchemistischer Berater des Landgrafen von Hessen-Darmstadt.

Erich Philipp Plönnies (1672-1751)

Im Auftrag der Herrschaftsverwaltungen Jülich-Berg und Nassau-Siegen kartografierte Ploennies ab 1708 die jeweiligen Herrschaftsgebiete und legte damit zusammen mit der textlichen und statistischen Beschreibung der vorgefundenen Verhältnisse den Grundstein für eine effizientere fiskalische, administrative und ökonomische Staatsverwaltung dieser Herrschaftsgebiete. Diese Kombination aus Kartographie und Beschreibung deskriptiv-statistischer Art war in dieser Form bislang einmalig und von Bedeutung für die Führung des Staatswesens. Seine nicht fortgeführten Erhebungen dienten noch nach seinem Tode als Grundlage für die Wirtschafts- und Fiskalpolitik der Herrschaftsverwaltung.

Seine Hauptwerke Topographia Ducatus Montani (Topographie des Herzogtums Berg, 1715) und Generallandmessung des Fürstentum Nassau-Siegen (1726) bildeten die Grundlage des Kartographiewesens im Nordwesten Deutschlands und sind eine bedeutende Quelle für Forschungen in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Regionen Bergisches Land und Siegerland.

Das Ziel der im Auftrag des Kurfürsten Johann Wilhelm durchgeführten Vermessung war die statistische Erfassung des Landes zwecks Verbesserung des Steuersystems. Ploennies wählte dazu veraltete Methoden und die angefertigten Karten waren nicht für das Steuersystem geeignet, was am Düsseldorfer Hofe bekannt war (beispielsweise sind die Regionen different untersucht und beschrieben worden). Ploennies wollte sich vermutlich auf diese Weise längerfristig seine Stelle sichern. Nach der Vermessung des Herzogtums Berg begann er mit der Vermessung des Herzogtums Jülich. Die Arbeit wurde nach dem Tode Johann Wilhelms am 9. Juni 1716 abgebrochen, danach verließ Ploennies Düsseldorf. Am 16. März 1717 erscheint Ploennies auf der Soldliste des Fürstentums Nassau-Siegen als Geograph und Baudirektor.

Sein Werk lässt als älteste topographische Darstellung des Bergischen Landes im Zusammenspiel von Text, Karte ein recht geschlossenes und vielseitiges Bild der Landschaft des beginnenden 18. Jahrhunderts entstehen, das es verdient als historische Untersuchung Beachtung zu finden. Die Widmung für Johann Wilhelm trägt das Datum 1. Mai 1715. Nicht bekannt ist, ob Ploennies die Vermessung, an der er etwa zehn Jahre gearbeitet hatte, allein oder mit Mitarbeitern durchführte. Die Ausgabe der „Topographia“ von 1988 ist ein Nachdruck des Originals mit neudeutscher Übersetzung. Das 96 Blätter zählende Original befindet sich Hauptstaatsarchiv Düsseldorf.

Am 20. April 1707 heiratete Ploennies Anna Magdalena Ernst aus Wesel, mit der er sechs Kinder hatte. Sein Nachfahre ist der Schriftsteller Wilhelm von Ploennies (1828-1871).

Zitate

Schleifkotten an den Nebenflüssen der Wupper; Ausschnitt aus der Karte des Amtes Solingen (Maße des gesamten Kartenblattes 43,6 x 36 cm) der Topographia Ducatus Montani

Ploennies über das Bergische Land

Die Einwohner darinnen sind mehrentheils fleißige Leute, und gar viele darunter zur Handlung geneigt, daher nahrhafft ihr Stück Brodt zu gewinnen, sie suchen auswerts vielfältig mit fremden Landen zu correspondieren, um, wann sich eine Gelegenheit zeigen mögte, etwas zu gewinnen, derselben sich bedienenzu können, weshalb sie auch fleißig die zeitungen lesen, und neues zu hören curieus [neugierig] sindt; Sonsten sind sie spizz, scharf und nachdenkend von Verstand, und können öffters Dinge, die sie nicht gelernet, anderen nachmachen. Ob sie aber auch friedliebend, kann man am besten auf der Canzley erfahren.[1]

Werke

  • Topographia Ducatus Montani (1715), hrsg. u. bearb. v. Burkhard Dietz, 2 Bde., Neustadt/Aisch 1988 (Teil 1: Landesbeschreibung und Ansichten, ISBN 3-87707-073-6, Teil 2: Karten, ISBN 3-87707-074-4)

Literatur

  • Burkhard Dietz: Erich Philipp Ploennies (1672-1751): Leben und Werk eines mathematischen Praktikers der Frühaufklärung. Neustadt/Aisch, 1996, ISBN 3-87707-491-X
  • Wilhelm Güthling: Erich Philipp Ploennies (1672-1751), Düsseldorfer Jahrbuch 50(1960), S. 102-119.
  • Wilhelm Güthling: Die Vermessung des Siegerlandes durch Erich Philipp Ploennies 1717 - 1726. Selbstverlag des Siegerländer Heimatvereins, Siegen 1950
  • Uta Lindgren: Ploennies, Erich Philipp v.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, S. 546 f.

Einzelnachweise

  1. Erich Philipp Ploennies: Topographia Ducatus Montani (1715). In: Burkhard Dietz (Hrsg.): Bergische Forschungen. XX, Schmidt, Neustadt/Aisch 1988, ISBN 3-87707-073-6, 1. Teil: Beschreibung des Landes, S. 38.

Weblinks

 Commons: Erich Philipp Ploennies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ploennies — ist der Familienname folgender Personen: Erich Philipp Ploennies (1672–1751), deutscher Mathematiker, Baumeister und Kartograph Wilhelm von Ploennies (1828–1871), deutscher Militärschriftsteller und Übersetzer Diese Seite ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Ploennies (Adelsgeschlecht) — Wappen derer von Ploennies von 1487 Wappen derer von Ploenn …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Bergischen Landes — Bergischer Löwe in Wappenform 14. Jahrhundert nach Gustav Droysen, 18 …   Deutsch Wikipedia

  • Graf von Berg — Bergischer Löwe in Wappenform 14. Jahrhundert nach Gustav Droysen, 18 …   Deutsch Wikipedia

  • Grafschaft Berg — Bergischer Löwe in Wappenform 14. Jahrhundert nach Gustav Droysen, 18 …   Deutsch Wikipedia

  • Herzog von Berg — Bergischer Löwe in Wappenform 14. Jahrhundert nach Gustav Droysen, 18 …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Burg an der Wupper — (2004) Schloss Burg ist das zweite Stammschloss der Grafen und Herzöge von Berg und die größte rekonstruierte Burganlage in Nordrhein Westfalen. Es liegt im Solinger Stadtteil Burg an der Wupper im Bergischen Land. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Schloß Burg — Schloss Burg an der Wupper (2004) Schloss Burg ist das zweite Stammschloss der Grafen und Herzöge von Berg und die größte rekonstruierte Burganlage in Nordrhein Westfalen. Es liegt im Solinger Stadtteil Burg an der Wupper im Bergischen Land.… …   Deutsch Wikipedia

  • Herzogtum Berg — Territorium im Heiligen Römischen Reich Herzogtum Berg Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Topographia Ducatus Montani — Ducatus Montium / ani Delineatio (Abriss des Herzogtums Berg) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”