Erich Sternberg

Erich Sternberg

Erich Sternberg (* 4. Juli 1903 in Posen; † 22. August 1980 in Moskau) war ein deutsch-russischer Psychiater. Er war einer der prominentesten Gerontopsychiater der Sowjetunion.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Erich Sternberg wurde als einziges Kind des Kaufmanns Jacques Sternberg und seiner Frau Agnes geboren und wuchs ab 1905 in Schöneberg b. Berlin auf. Sein Abitur legte er auf dem Werner-Siemens-Realgymnasium ab, wo er seinen lebenslangen Freund Heinrich Schulte kennenlernte. Anschließend studierte er Medizin an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Sternberg begann bereits als Student wissenschaftlich zu publizieren,[1] gefördert durch Arthur Kronfeld, der 1927 eine eigene Arbeit[2] zusammen mit ihm veröffentlichte.[3] Seine Facharztausbildung begann Sternberg danach bei Karl Bonhoeffer an der Charité und setzte sie zunächst[4] in der Neurologischen Abteilung des Hufeland Hospitals der Städtischen Irrenkliniken in Berlin-Buch[5] fort. Danach arbeitete er bis 1933 als Assistent an einer Psychiatrischen und Nervenklinik in Dresden.

Durch Vermittlung der Gesundheitsabteilung des Völkerbunds in Genf soll Sternberg danach eine Arbeitsstelle in Moskau gefunden haben,[6] so dass er mit seiner Mutter und ersten Frau 1933 in die Sowjetunion emigrierte.[7][8] Später war er am Neuropsychiatrischen Forschungsinstitut der UdSSR Pjotr B. Gannuschkin tätig. Dort trug er dazu bei, dass sich auch Arthur Kronfeld an diesem Institut bewarb und 1936 eine Forschungsprofessur erhielt. Im Zuge des Großen Terrors wurde Sternberg im gleichen Jahr[9][10] von der sowjetischen Geheimpolizei GPU verhaftet und von einem NKWD-Gericht zur Lagerhaft in Sibirien verurteilt.

Nach dem Tode Stalins wurde er rehabilitiert und zu einem prominenten Gerontopsychiater in der Sowjetunion.

Werke

Monographien

  • (1929) Die Liquorbefunde bei der multiplen Sklerose. Karger, Berlin[11]
  • (1975) Probleme der Alterspsychiatrie: ausgewählte Kapitel aus der allgemeinen und speziellen Alterspsychiatrie. Fischer, Jena

Fachartikel (Auswahl)

  • (1925) Strömungen in der einfachen Rinne und ihre Bedeutung für die Reizphysiologie. Beitr Physiol 3: 79-84
  • (1933) Zum Problem der direkten und indirekten Wirkung der Chemotherapie... Klin Wschr 12: 825-828
  • (1964) Zur Kritik der existentialistischen und anderen antinosologischen Richtungen in der modernen westlichen Psychiatrie. Psychiat Neurol med Psychol 16: 397-402
  • (1979) Neuere klinische Forschungsrichtungen in der sowjetischen Psychiatrie. Fortschr Neurol Psychiat 47: 1-23

Literatur

  • Gerd Huber: Erich Sternberg 1903-1980. Arch Psychiatr Nervenkr(1981) 230: 1-3[12]
  • Uwe-Henrik Peters: Im memoriam Erich Sternberg. Nervenarzt (1981) 52: 619-620

Anmerkungen

  1. Seine erste bislang bekannte Publikation stammt aus dem Jahre 1925
  2. Der gedankliche Aufbau der klassischen Aphasielehre im Lichte der Sprachlehre. In: Psychologie und Medizin 2 (1927), S. 254-295
  3. Kronfeld hat sie später in sein Buch Perspektiven der Seelenheilkunde von 1930 aufgenommen, in dem er Sternberg auf S. 156 ausdrücklich dankt.
  4. nach der Dissertation von P. B. Foley S. 148
  5. heute Helios-Klinikum Berlin-Buch
  6. Nach einer im Mai 1933 erschienenen Publikation: an der "Wissenschaftlichen chemo-pharmazeutischen Forschungsstelle Moskau (Dir. Dr. I. C. Feldmann)"
  7. Uwe-Henrik Peters: Im memoriam Erich Sternberg. In: Nervenarzt (1981) 52, S. 619 ff.; nach dessen nicht in allen Details verlässlichen Angaben sind beide Frauen allerdings alsbald wieder zurück in den Westen gereist
  8. Gerd Huber: Erich Sternberg 1903-1980. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten (1981) 230, S. 1 ff.
  9. Huber, ebd.
  10. Peters, ebd.
  11. Möglicherweise Sternbergs Dissertationsschrift
  12. Mit Literaturverzeichnis (Auswahl)

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