Ernannte Bürgerschaft

Ernannte Bürgerschaft

Um den Wiederaufbau der staatlichen Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland in demokratischem Sinne zu ermöglichen, wurden durch die Besatzungsmächte Ernannte Landtage (in den Stadtstaaten: Ernannte Bürgerschaften) ins Leben gerufen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgehen und Prinzipien

Eine erste wichtige Grundlage für den Aufbau neuer politischer Strukturen war das Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945. Dieses sah die Wiederherstellung der lokalen Selbstverwaltung, aber auch von Wahlvertretungen auf Gemeinde-, Kreis-, Provinzial- und Landesebene vor. Der Aufbau der staatlichen Strukturen nach dem Zusammenbruch erfolgte von der kommunalen Ebene über die Landesebene und zuletzt auf Bundesebene. Als erster Schritt wurden Bürgermeister und Stadträte durch die Besatzungsbehörden ernannt. Diese wurden bald durch gewählte Kommunalparlamente und Bürgermeister ersetzt.

Ende 1946 wurden die ersten Landtage eingesetzt. Die Besatzungsbehörden orientierten sich bei der Sitzverteilung in den ernannten Landtagen auf die Stimmenverteilungen bei den Kommunalwahlen. Wo diese wie in Nordrhein-Westfalen erst nach der Konstituierung der Landtage gewählt wurden, orientierten sich die Militärbehörden zunächst an den Ergebnissen der letzten freien Wahlen der Weimarer Republik. Später wurden auch in diesen Ländern die Zusammensetzung an die Ergebnisse der inzwischen stattgefundenen Kommunalwahlen angepasst. Die Auswahl der Abgeordneten selbst richtete sich zum einen nach derer Parteizugehörigkeit und zum anderen nach deren politischer Zuverlässigkeit. Die ernannten Landtage wurden in den drei westlichen Besatzungszonen, der späteren Bundesrepublik, bald durch frei gewählte Landtage ersetzt.

Aufgaben und Kompetenzen

Die Hauptaufgabe der ernannten Landtag war die (Mit-)Kontrolle der (ebenfalls ernannten) Verwaltungen auf Landesebene sowie die Vorbereitung der Wahl verfassungsgebender Versammlungen bzw. gewählter Landtage. Teilweise war die Hauptaufgabe die Ausarbeitung einer demokratischen Landesverfassung, so in Hamburg. In anderen Ländern so in Hessen oder Nordrhein-Westfalen blieb diese Aufgabe den möglichst bald zu wählenden Landesparlamenten vorbehalten.

Sämtliche Beschlüsse unterlagen den Einschränkungen des Besatzungsrechts. Entscheidungen wurden durch die Besatzungsbehörden getroffen bzw. mussten durch diese bestätigt werden.

Übersicht Ernannte Landtage in den Bundesländern

Details zu den jeweiligen Ernannten Landtagen der Bundesländer finden sich in den Einzelartikeln aus der folgenden Tabelle.

Bundesland Artikel Liste der Abgeordneten
Brandenburg Beratende Versammlung Mitglieder der beratenden Versammlung
Braunschweig Ernannter Landtag Mitglieder des ernannten Landtages
Bremen Ernannte Bremische Bürgerschaft Bremische Bürgerschaft
Hamburg Ernannte Hamburgische Bürgerschaft Mitglieder der ernannten Hamburgischen Bürgerschaft (1946)
Hannover Ernannter Landtag Mitglieder des ernannten Landtages
Hessen Beratender Landesausschusses Mitglieder des Ernannten beratenden Landesausschusses
Mecklenburg-Vorpommern Beratende Versammlung Mitglieder der beratenden Versammlung
Niedersachsen Ernannter Landtag Mitglieder des Ernannten Landtags
Nordrhein-Westfalen Ernannter Landtag Abgeordnete des 1. Ernannten Landtags
Abgeordnete des 2. Ernannten Landtags
Oldenburg Ernannter Landtag Mitglieder des Ernannten Landtages
Rheinland-Pfalz Beratende Landesversammlung Mitglieder der Beratenden Landesversammlung
Sachsen Beratende Versammlung Mitglieder der beratenden Versammlung
Sachsen-Anhalt Beratende Versammlung Mitglieder der beratenden Versammlung
Schleswig-Holstein Ernannter Landtag Abgeordnete des 1. Ernannten Landtags
Abgeordnete des 2. Ernannten Landtags
Thüringen Beratende Landesversammlung Abgeordnete der beratenden Landesversammlung

Literatur

  • Siegfried Mielke / Werner Reutter (Hrsg.): Länderparlamentarismus in Deutschland. Geschichte, Struktur, Funktionen. Wiesbaden, 2004.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ernannte Hamburgische Bürgerschaft — Die Ernannte Bürgerschaft in Hamburg war ein nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetztes Gremium zur Kontrolle des Hamburger Senats. Sie war die Vorgängerin der gewählten Hamburgischen Bürgerschaft. Vergleichbare Ernannte Landtage wurden auch in… …   Deutsch Wikipedia

  • Ernannte Bremische Bürgerschaft — Die Ernannte Bürgerschaft in Bremen war ein nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetztes Gremium zur Kontrolle des Bremer Senats. Vergleichbare Ernannte Landtage wurden auch in anderen Bundesländern eingerichtet. Sie war die Vorgängerin der gewählten… …   Deutsch Wikipedia

  • Hamburger Bürgerschaft — Die Hamburgische Bürgerschaft ist seit 1859 das Parlament der Stadt Hamburg. Heute ist es eines von sechzehn Landesparlamenten der Bundesrepublik Deutschland und nimmt als Stadtstaat zugleich kommunalpolitische Aufgaben wahr. 1859 wurde die… …   Deutsch Wikipedia

  • Hamburgische Bürgerschaft — Plenarsaal der Bürgerschaft Die Hamburgische Bürgerschaft ist seit 1859 das Parlament der Freien und Hansestadt Hamburg. Heute ist es eines von sechzehn Landesparlamenten der Bundesrepublik Deutschland und nimmt im Stadtstaat zugleich… …   Deutsch Wikipedia

  • Bremer Bürgerschaft — Der 1966 eingeweihte Neubau der Bremischen Bürgerschaft Die Bremische Bürgerschaft ist das Landesparlament der Freien Hansestadt Bremen. Von den 83 gewählten Abgeordneten werden 68 in der Stadt Bremen und 15 in der Stadt Bremerhaven gewählt. Sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft/19. Wahlperiode — Diese Liste nennt die Mitglieder der Hamburgischen Bürgerschaft während der 19. Wahlperiode (ab 12. März 2008). Der Hamburgischen Bürgerschaft gehören ohne Überhang und Ausgleichsmandate 121 Abgeordnete an. Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg… …   Deutsch Wikipedia

  • Wahlergebnis und Sitzverteilung in der Hamburgischen Bürgerschaft/14. Wahlperiode — Am 2. Juni 1991 fand die Wahl zur 14. Wahlperiode der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Bürgerschaftswahl) statt. Inhaltsverzeichnis 1 Wahl 2 Regierung 3 Demographie (Stand Dezember 1991) 4 Hauptthemen während der 14. Wahlperiod …   Deutsch Wikipedia

  • Wahlergebnis und Sitzverteilung in der Hamburgischen Bürgerschaft/15. Wahlperiode — Am 19. Juni 1993 fand die Wahl zur 15. Wahlperiode der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Bürgerschaftswahl) statt. Inhaltsverzeichnis 1 Wahl 2 Wahlergebnis 3 Regierung 4 Untersuchungsausschuss „Hamburger Polizei“ …   Deutsch Wikipedia

  • Wahlergebnis und Sitzverteilung in der Hamburgischen Bürgerschaft/19. Wahlperiode — Plenarsaal der Bürgerschaft Die Wahlen zur 19. Hamburgischen Bürgerschaft fanden am 24. Februar 2008 statt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Wahlergebnis und Sitzverteilung in der Hamburgischen Bürgerschaft/6. Wahlperiode — Am 27. März 1966 fand die Wahl zur 6. Wahlperiode der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Bürgerschaftswahl) statt. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Wahl, der Sitzverteilung und den wichtigsten Themen der Wahlperiode. Die SPD… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”