Eselsmesse

Eselsmesse

Die Eselsmesse (auch Eselsfest, lat. Festum Asinorum oder asinaria festa, franz. Fête de l'âne) war im Mittelalter eine Art Karnevalsveranstaltung mit religiösen, humorvollen und erotischen Aspekten. Ursprünglich war das Eselsfest zur Erinnerung an die Flucht der Jungfrau Maria nach Ägypten entstanden: Ein junges Mädchen wurde in der Rolle der Jungfrau Maria mit einem Kleinkind auf einen Esel gesetzt und zeremoniell durch den Ort zur Kirche geführt, wo eine Messe abgehalten wurde.

Mit der Zeit entwickelte die Eselsmesse sich zu einem ausgelassenen Narrenfest, in dessen Mittelpunkt eine persiflierte Heilige Messe stand. Auch heidnische Rituale wie die Saturnalien dürften in der Entstehung eine Rolle gespielt haben. Die „Messbesucher“ trugen Tierkostüme und antworteten dem „Segen“ des für diesen Tag ernannten Narrenbischofs mit Tierlauten und erotisch-zweideutigem „Messgesang“.

Für die niederen Ränge des Klerus war die Eselsmesse eine Möglichkeit, einmal im Jahr ein Ventil für die ansonsten strengen Regeln des klösterlichen oder kirchlichen Alltagslebens zu finden. Hohe Würdenträger waren ihrer Macht für einen Tag beraubt und sahen dem Treiben mit gemischten Gefühlen zu; vorübergehende Versuche, die Festivitäten in geregeltere Bahnen zu leiten, waren wenig erfolgreich.

Der Esel gilt seit dem Altertum als Symboltier für Phallus und Fruchtbarkeit – andererseits zieht er sich in der Bibel wie ein roter Faden durch das Leben von Jesus Christus. In mittelalterlichen Bräuchen und Zeremonien spielte er eine wichtige Rolle. Bei den Eselsfesten kamen diese unterschiedlichen Bedeutungsebenen des Tieres zum Tragen.

Hinweise auf die Eselsmesse finden sich schon im 9. Jahrhundert in Frankreich. Victor Hugo beschrieb in seinem Roman Der Glöckner von Notre-Dame eine Fête des Fous.

Literatur

  • Michail Bachtin: Rabelais und seine Welt. Volkskultur als Gegenkultur. Suhrkamp, Frankfurt/M. 1995, ISBN 3-518-28787-7, S. 124-133 (aus d. Russischen übers. von Gabriele Leupold).

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