Aix galericulata

Aix galericulata
Mandarinente
Mandarinenten (Aix galericulata), Paar

Mandarinenten (Aix galericulata), Paar

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Schwimmenten (Anatini)
Gattung: Aix
Art: Mandarinente
Wissenschaftlicher Name
Aix galericulata
(Linnaeus, 1758)
Kopfstudie Weibchen
Kopfstudie Männchen
Küken
Junges Männchen
Männchen
Links: Männliche Mandarinente.
Rechts: Männliche Brautente

Die Mandarinente (Aix galericulata) ist eine ursprünglich in Ostasien beheimatete Vogelart aus der Familie der Entenvögel (Anatidae). Sie gehört wie die Brautente zur Gattung Aix. In Europa gibt es vereinzelt verwilderte Parkpopulationen, die aus Gefangenschaftsflüchtlingen entstanden sind. Als Ziergeflügel ist diese Ente sehr beliebt. In ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet dagegen sind die Bestände rückläufig und gelten als teils bestandsgefährdet.

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Erscheinungsbild der ausgewachsenen Mandarinenten

Die Mandarinente gehört zu den "Glanzenten", deren Name vom metallischen Glanz ihres Gefieders stammt. Sie zählt zu den mittelgroßen Enten und erreicht eine Körperlänge von bis zu 45 cm lang. Den prächtigen, bunten Erpel erkennt man leicht an seinem grün-metallischen Schopf, dem kastanienbraunen "Backenbart", dem großen weißen Überaugenstreifen und den auffallend großen orangefarbenen Flügelfedern, die „segelartig“ aufgestellt sind. Der Kopf wirkt verhältnismäßig groß. Die Männchen weisen keine Farbvariabilitäten auf, jedoch sind die Kopfschmuck- und Segelfedern unterschiedlich ausgebildet.[1] Im Ruhekleid weisen die Erpel der Mandarinente viele Gemeinsamkeiten mit dem Federkleid der Weibchen auf. Bei ihnen sind jedoch Brust und Flanken klarer gelbbraun gezeichnet. Der Rücken ist etwas dunkler und der Schnabel ist matt karminrot. Mandarinenten beginnen ab Mitte Mai mit dem Gefiederwechsel ins Ruhekleid. Es erfolgt zunächst die Kleingefiedermauser. Dann werden die Steuerfedern durchgemausert und im Juli erfolgt der Abwurf der Schwingenfedern. Die Enten sind dann für etwa einen Monat flugunfähig.[2] Der Wechsel ins Prachtkleid beginnt Ende August.

Das graubraune Weibchen ist vergleichsweise unscheinbar, hat einen weißen Augenring mit einem verlängerten Lidstrich, ein weißes Kinn und eine gefleckte Unterseite. Die Weibchen sind leicht mit den Weibchen der Brautente zu verwechseln. Die Weibchen der Mandarinente sind insgesamt kleiner und sind verglichen mit Brautentenweibchen an der Flanke gröber gefleckt und haben einen schmaleren weißen Augenring. Der Kopf ist grau und nicht grünlich. Die Armschwingen haben außerdem einen grünlichen Spiegel und weiße Spitzen. Auch beim Weibchen sind die Flankenfedern auffallend groß und rundlich. Beim Weibchen beginnt die Mauser nach dem Brutende. Die Mauser verläuft daher einen Monat nach der des Erpels.

Im Flug ist bei beiden Geschlechtern der dunkelgrüne Spiegel sichtbar. Der kleine und spitze Schwanz ist jedoch das auffallendste Merkmal, an dem fliegende Mandarinenten erkannt werden können.

Stimme

Mandarinenten sind vergleichsweise wenig ruffreudige Enten. Vom Männchen ist gelegentlich ein kurzes und ansteigendes pfruib zu hören. Er ruft es häufig mehrfach hintereinander. Auffliegende Männchen geben ein schrill pfeifendes üib von sich. Die Weibchen rufen dagegen tief glucksend und scharf käk oder kett. [3]

Erscheinungsbild der Dunenküken und Jungenten

Die Dunenküken der Mandarinente sind an der Körperoberseite dunkelbraun und an der Körperunterseite hellbraun bis strohgelb. Die Flügelseiten sind etwas heller und kleine helle Farbpartien finden sich auch an den Rückenseiten sowie den Flanken. Die Kopfplatte und der Hals und der Nacken sind braun. Der Hals und die Gesichtsseiten dagegen gelbbraun. Die Brust ist rahmgelb und in geringem Umfang weisen die Küken der Mandarinente auch im Flügelbereich rahmgelbe Flecken auf. Vom Auge ausgehend verläuft ein dunkler Zügel zum Nacken sowie ein weiterer, hellerer, der aber weniger auffällig ist, parallel darunter.

Bei frisch geschlüpften Dunenküken ist der Schnabel dunkel braungrau mit einem rotbraunen Nagel. Die Beine sind vorne dunkelgrau und olivgrau an den Seiten. Die Schwimmhäute sind dunkelgrau. Mit zunehmenden Alter färbt sich der Schnabel zunächst so um, dass er an der Schnabelbasis und entlang der Schnabelränder fleischfarben ist. Bei ausgewachsenen Mandarinenten ist er schließlich vollständig fleischfarben. Die Beine färben sich mit zunehmend Alter in ein olivgelb um. Die Schwimmhäute bleiben dunkel.[4] Junge, noch nicht ausgewachsene Mandarinentenerpel haben ein rotbraun geschupptes Gefieder. Der Schnabel ist rötlich. Bei weiblichen Jungvögeln ist dagegen das Brustgefieder graubraun und weist eine senkrechte Strichelung auf.

Verbreitung und Bestand

Die ursprüngliche Heimat der Mandarinenten sind Nordostchina und das Amurgebiet, wo es noch etwa 1.000 Paare gibt, sowie Japan mit etwa 5.000 Paaren. Dort ist sie jedoch stark bedroht. Der Bestandsrückgang ist vorwiegend auf eine Zerstörung ihrer Lebensräume zurückzuführen.

Inzwischen findet man sie fast überall auf der Welt in Parks und Zierteichen, zum Teil auch als Gefangenschaftsflüchtling oder Neozoon, beispielsweise in Deutschland, Österreich, in der Schweiz, in den Niederlande und in Südengland. Die in England lebenden Tiere werden heute als eigene Population gewertet, da sie sich seit längerer Zeit selbständig reproduziert. In West- und Mitteleuropa bilden sich durch Gefangenschaftsflüchtlinge kurzzeitige Ansiedelungen. Diese Populationen erlöschen allerdings meist nach kurzer Zeit. Dies ist auch bei den mindestens zwei Einbürgerungsversuchen in Deutschland der Fall gewesen. Der Ornithologe Heinroth siedelt in Berlin nach 1900 Mandarinenten an, die sich bis mindestens 1920 vermehrten. Ein zweiter Ansiedelungserfolg erfolgte nach 1975 in Brandenburg. Dort vermehrten sie sich bis mindestens 1990. Allerdings waren diese Mandarinenten einem hohen Feinddruck durch Marder ausgesetzt, so dass diese Einbürgerung letztlich erfolglos verlief.[5] Der europäische wildlebende Bestand scheint mit geschätzten 7.000 Brutpaaren mittlerweile den asiatischen zu übertreffen.

Insgesamt gibt es laut IUCN etwa 65.000 Mandarinenten. Der Gesamtbestand gilt als ungefährdet.

Lebensweise

Der bevorzugte Lebensraum der Mandarinente sind waldumstandene Binnengewässer. Mandarinenten bevorzugen oligotrophe Seen und Teiche. Sie siedeln außerdem an den Mittel- und Unterläufen zahlreicher Flüsse der Laubwaldtaiga.[6] Die Mandarinente brütet in Baumhöhlen, die bis zu neun Metern über dem Erdboden liegen.[7] In ihrer natürlichen Umgebung ist sie sehr scheu und hält sich vorwiegend in der dichten Ufervegetation von Flüssen und Seen versteckt. Dabei fliegt sie sehr geschickt durch die Zweige hindurch und klettert mit ihren spitzen Krallen im Geäst der Bäume herum.

Mandarinenten sind sehr kälteunempfindlich. Da sie überdies eine sehr große Ortstreue besitzen, können sie in Mitteleuropa freilebend gehalten werden. Sie suchen ihre Nahrung überwiegend auf dem Land, wobei sie auch große Samen wie Eicheln und Bucheckern unzerkaut verschlucken.

Fortpflanzung

Die Paarbildung unter den Mandarinenten beginnt bereits mit Einbruch des Winters. Viele Paare bleiben mehrere Jahre hinweg miteinander zusammen. Die Mandarinente legt in ihrer Baumhöhle 6 bis 10 weiße Eier, die 5 cm groß sind, und brütet diese in etwa 31 Tagen aus. Es brütet allein das Weibchen. Dank ihrer spitzen Krällchen und langen Schwanzfedern zum Abstützen können sich bereits die Küken genauso sicher in den Zweigen bewegen wie ihre Eltern. Die Jungen sind außerdem in der Lage, sich sehr früh selbständig zu ernähren. Sie werden jedoch gewöhnlich in den ersten Nächten von dem weiblichen Elternvogel gewärmt. Junge Mandarinenten sind mit etwa 40 bis 45 Tagen flugfähig. Sie verlassen dann das elterliche Brutrevier und bilden Schwärme, die sich an geeigneten Gewässern niederlassen. Fortpflanzungsfähig sind sie bereits in ihrem zweiten Lebensjahr.

Mandarinente und Mensch

In China gilt die Mandarinente als Symbol für eheliche Treue, wegen ihrer ausgeprägt monogamen Lebensweise, da die Enten ihren Partner erst nach einem Jahr wechseln. In der Qing-Dynastie war sie überdies Abzeichen der Zivilbeamten des 7. Ranges. Bejagt wurde diese Entenart verhältnismäßig selten. Ihr Fleisch gilt als wenig wohlschmeckend.

In Europa wurde die Mandarinente wegen ihrer auffallenden Färbung bereits 1745 eingeführt. Die Erstzucht gelang 1834.[8]

Belege

Einzelnachweise

  1. Kolbe, S. 178
  2. Kolbe, S. 178
  3. Hans-Heiner Bergmann; Hans-Wolfgang Helb; Sabine Baumann; Die Stimmen der Vögel Europas – 474 Vogelporträt mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonogrammen, Aula-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89104-710-1, S.53
  4. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 70
  5. Kolbe, S. 179
  6. Kolbe, S. 179
  7. Gooders und Boyer, S. 28
  8. Gooders und Boyer, S. 28

Literatur

  • John Gooders und Trevor Boyer: Ducks of Britain and the Northern Hemisphere, Dragon's World Ltd, Surrey 1986, ISBN 1-85028-022-3
  • Hartmut Kolbe; Die Entenvögel der Welt, Ulmer Verlag 1999, ISBN 3-8001-7442-1

Weblinks


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