Eszterhazy

Eszterhazy
Wappen im Treppenportal von Schloss Esterházy in Eisenstadt

Esterházy (ungarisch i. d. R. Eszterházy) ist der Name einer alten, bedeutenden ungarischen Magnatenfamilie.

Inhaltsverzeichnis

Die Ursprünge der Familie Esterházy

Der Ursprung der Familie lässt sich bis in das 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Erstmals urkundlich erwähnt als Familie Zerház de Zerhásház, wird der Familienname 1527 nach dem (per Heirat erworbenen) Landsitz „de Galantha“ ergänzt.

Die drei Brüder Baron Nikolaus Esterházy, Baron Paul Esterházy und Baron Daniel Esterházy sind die Stammväter der bis heute blühenden Hauptlinien der ungarischen Familie Esterházy, nämlich Forchtenstein, Zvolen (Altsohl) und Csesznek.

Vom Kleinadel zum Magnaten

Baron Nikolaus Esterházy war der herausragendste der drei Brüder, denn er schaffte es, durch sein strategisches und diplomatisches Handeln, die ungarische Kleinadelfamilie zu einem führenden Magnatengeschlecht zu machen.

Das Konvertieren zum Katholizismus und die unabdingbare Treue zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches legten die Grundsteine zum legendären und sagenhaften Aufstieg der Familie und die Erhebung in den Grafenstand.

Für den Kaiser stellte das Engagement der Familie Esterházy ein wichtiges militärisches Bollwerk gegen die Türken in Ungarn und ganz Mitteleuropa dar.

Die Bedrohung durch die Osmanen

Immer wieder kämpften die verschiedenen Familienmitglieder der Esterházy gegen die Türken, vor allem im 17. Jahrhundert.

In der Schlacht von Vezekény (ungarisch: Nagyvezekény, slowakisch: Veľké Vozokany) im Jahre 1652 fielen gleich vier Familienmitglieder, darunter der Majoratsherr Graf Ladislaus Esterházy, der Sohn von Palatin Nikolaus Esterházy und dessen Cousins Franz, Thomas und Kaspar.

Mit Graf Nikolaus und dessen Sohn, dem späteren Fürst Paul I. Esterházy bekleideten gleich zwei Generationen in Folge die Position des Palatins, d. h. als Stellvertreter des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, der für sich die ungarische Krone beanspruchte. Das Amt des Palatins (Stellvertreter des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches, als König in Ungarn) zählte damals als die höchste Würde im Königreich Ungarn.

Erhebung in den Fürstenstand

Im Jahre 1687 wurde Graf Paul Esterházy von Kaiser Leopold I. in den Fürstenstand erhoben. Der Kaiser honorierte Graf Paul als überzeugten Mitstreiter gegen die türkische Vorherrschaft in Mitteleuropa und weil Graf Paul im ungarischen Landtag der bedeutendste Wortführer für die Umwandlung des Wahlkönigreiches in ein Erbkönigreich war.

Zunächst bezog sich die Fürstenwürde jedoch nur auf Paul I. Erst 1712 erhielt der jeweils erstgeborene männliche Esterházy, zuerst der Forchtensteiner Linie, dann durch Erberlass an den anderen Linien die erbliche Fürstenwürde. Unter Kaiser Joseph II. wurde der Fürstentitel als primogenitur erhalten und allen männlichen Familienmitglieder des Fürsten den Titel Prinzen verliehen.

Loyalität zum Kaiserhaus

Die Esterházys standen nicht nur in schlechten Zeiten zum Kaiserhaus, wie z. B. während der Türkenbedrohung. Sie hielten in allen Kriegen des Kaisers zu diesem mit Leib und Ehre, das ging vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) bis zu den Napoleonischen Kriegen (1792-1815).

Auch während der Revolution von 1848 blieben vor allem die Forchtensteiner Grafen Esterházys auf der Seite der Habsburger. Echauffiert über die unloyale Einstellung der Ungarn gegenüber den Habsburgern trat Fürst Paul III. Anton Esterházy sofort von seinem Amt zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte er ein Ministeramt im Oberhaus des Königreichs Ungarn inne und war zuvor schon für über 25 Jahre als österreich-ungarischer Außenminister in London. Am 18. Juni 1812 vermählt er sich in Regensburg mit Prinzessin Marie-Theres von Thurn und Taxis. Dieser Ehe entsprießt 1817 ihr Sohn Nikolaus. Durch seine Vermählung mit Sarah Child-Villiers, der Tochter des 5. Earl of Jersey, war er direkt mit dem britischen Königshaus verwandt.

Die Familie heute

Das Ende der Donaumonarchie brachte auch Veränderungen für die Familie Esterházy mit sich. Mit dem Vertrag von Trianon im Jahr 1920 befanden sich die Esterházyschen Güter plötzlich in sechs verschiedenen Ländern: Ungarn, Tschechoslowakei, Kroatien, Slowenien, Rumänien, Österreich.

Das wirtschaftliche Archivmaterial der fürstlichen Linie befindet sich heute in der Burg Forchtenstein, während ein anderer Teil des Familienarchivs seither im ungarischen Staatsarchiv in Budapest aufbewahrt wird. Der Besitz in Ungarn wurde von der kommunistischen Regierung nach 1947 enteignet. Der Besitz im Burgenland blieb in privatem Eigentum und wurde nach Aufhebung des Fideikommisses in Ungarn und in Österreich in den 1930er Jahren an den Majoratsherrn Dr. Paul Esterhazy, wie Paul V. Fürst Esterházy nach dem Verbot der Adelsprädikate in Österreich bürgerlich hieß, übertragen.

Der zweite Weltkrieg stellte einen großen Einschnitt im Leben der Familie Esterházy dar. Teile der Familie flohen vor der sowjetischen Besatzung. Andere, wie Graf Moritz Esterházy (1881-1960), der noch 1917 Ministerpräsident von Ungarn war, und der damalige Fürst Paul V. Esterházy, blieben im Land.

Fürst Paul V. wurde in einem Schauprozess mit Kardinal József Mindszenty 1948 von den Kommunisten zu 15 Jahren Einzelhaft verurteilt. In der Folge kam es für den Rest der Familie zu Schauprozessen, Gefängnis und Deportationen, die eindrucksvoll in Büchern wie Greif und Rose von Hanna Molden und Harmonia Caelestis von Péter Esterházy beschrieben wurden.

Melinda Esterházy (Melinda Fürstin Esterházy de Galántha; * 1920, geb. Ottrubay) ist die Witwe des 1989 verstorbenen Paul V. Fürst Esterházy.

Fürstliche Linie der Familie Esterházy

Stammbaum der Fürsten Esterházy

Sonstiges

Die Familie Esterházy ist bekannt wegen ihres kulturellen Engagements, insbesondere weil die Fürsten Paul II. Anton und vor allem Nikolaus I. in den Jahren 1761 bis 1790 Joseph Haydn an ihrem Hof in Diensten hielten. Im Auftrag der Fürsten schuf Haydn, der Begründer der Klassik, in über 30 Jahren seine wichtigsten Werke.

Das Talent von Franz Liszt, dessen Vater als Gutsverwalter auf den Esterházyschen Gütern verweilte, wurde von der Familie entdeckt und in die Welt hinausgetragen.

Franz Schubert war für die jungen Gräfinnen Caroline und Marie als Klavierlehrer tätig.

Unzählige Baumeister, Architekten und anderweitige Künstler standen über Jahrhunderte im Dienste der Familie, die deren Fleiß und Talent zur Prachtentfaltung nutzten und weltweit bekannt machten. So entstanden weit über 60 Schlösser, über 110 Kirchen, etliche Schulen und Pensionshäuser, verteilt auf sämtliche Staaten der ehemaligen K.u.K. Monarchie.

Agnes Esterhazy, auch bekannt als Gräfin Agnes Esterhazy und Agnes von Esterhazy (1898-1956) war eine Schauspielerin der 20er Jahre.

Ferdinand Walsin-Esterházy war der französische Offizier, der die Dreyfus-Affäre auslöste, die Familie kaufte ihm den Namen später ab.

Weitere Bedeutungen

Nach der Familie wurden in Österreich-Ungarn mehrere Speisen benannt:

  • eine Torte mit Buttercreme und Marzipan (siehe: Esterházy-Torte)
  • eine Beilage aus Porree, Sellerie und Wurzelgemüse (siehe: Esterházy-Gemüse)
  • verschiedene Fleischgerichte, wie z. B. der Esterházy-Rollbraten oder das Esterházy-Steak; Zutaten sind Julienne (Streifen) von Wurzelgemüse (Karotten, Sellerie) und Lauch, die in Butter kurz gedünstet, gewürzt, und mit Burgunder-Sauce über das besagte Schmorsteak gegeben werden
  • das Esterházy-Gulasch
  • ein traditionelles Weihnachts- oder Silvestergericht aus Rind- und Schweinefleisch, Zwiebeln und Gewürzen im hessischen Bad Orb

Außerdem ist das 3. französische Husarenregiment, stationiert in Immendingen und Teil der Deutsch-Französischen Brigade, nach seinem Gründer als Esterhazy-Husaren benannt.

Einzelnachweise

Weblinks


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