Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden

Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Logo der reformierten Landeskirche Graubünden

Die Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden ist die reformierte Landeskirche im Schweizer Kanton Graubünden und gehört zum Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund. Sie umfasst alle Bürger im Kantonsgebiet reformierter, evangelischer oder protestantischer Konfession, die von Geburt bzw. Taufe an hinzugehören und nicht ihren Austritt erklärt haben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kirche St. Cassian in Sils im Domleschg, seit 1525/30 reformiert

Die Ursprünge der Landeskirche liegen in der Reformationszeit. Die Ideen von Martin Luther und Huldrych Zwingli fanden ihren Weg bis ins Bünderland und gewannen dort Anhänger. Die einzelnen Gemeinden im Bündnerland konnten ihre Konfession seit dem Ilanzer Religionsgespräch 1526 und den unter Federführung von Johannes Comander verfassten Ilanzer Artikeln selbst bestimmen, so dass das Bekenntnis von Gemeinde zu Gemeinde variieren konnte.[1] Je nach dem, für welches Bekenntnis sich die Mehrheit der Bürger entschied, wechselte das Gotteshaus den Besitz, kam also in reformierte Hand oder blieb römisch-katholisch.

Die ersten Vorläufer einer Bündner Landeskirche liegen im Jahre 1537, dem Gründungsjahr der Bündner Synode.[2] Diese Versammlung der Bündner Pfarrschaft besteht bis heute und hat die Aufgabe neue Kanditatinnen und Kandidaten, die ein Pfarramt übernehmen wollen, zu prüfen.

Organisation

Die reformierte Bündnerkirche als die einzige dreisprachige evangelische Landeskirche der Schweiz
Verwaltungsgebäude der Landeskirche in Chur

Derzeit (Stand: 2010) zählt sie ca. 70'000 Mitglieder in ungefähr 90 Bündner Kirchgemeinden. Der Verwaltungssitz der Landeskirche befindet sich in der Loestrasse 60 in Chur.

Gegliedert ist die flächenmässig grösste Schweizer Kantonalkirche in 10 regionale Kolloquien, welche Vernehmlassungsorgane der kirchlichen Gesetzgebung sind.

Höchstes Organ der Landeskirche ist der Evangelische Grosse Rat, dem sowohl die Abgeordneten der Kolloquien angehören als auch die reformierten Politiker des (politischen) Grossen Rates, die sich zur Mitarbeit bereiterklärt haben.

Leitungsgremium (Exekutive) der Landeskirche ist der siebenköpfige Kirchenrat unter dem Vorsitz eines Nicht-Theologen. (zur Zeit 2011: Lini Sutter-Ambühl, Rechtsanwältin aus Roveredo).

Ein Bündner Unikum ist die jährlich um das letzte Juni-Wochenende an wechselnden Orten im Kanton stattfindende Synode, die seit 1537 besteht. Dieser gehören nicht – wie sonst im Protestantismus üblich – „Laien“ an, sondern sie umfasst alle Geistlichen, die im Kanton wohnen, sowohl die Amtsinhaber in den Gemeinden als auch die Pensionierten. Der Synode obliegt es, von den Gemeinden gewählte neue Geistliche zu prüfen und über ihre definitive Wählbarkeit zu befinden. Geleitet wird die Synode von einem dreiköpfigen Dekanat (Dekan und zwei Vize-Dekane). Derzeitiger Dekan (Stand: 2011) ist Thomas Gottschall aus Trimmis.

Zum 1. Januar 2008 trat in der Bündner Kirche eine grössere Neustrukturierung in Kraft, die im Wesentlichen auf eine verstärkte regionale Zusammenarbeit kleinerer Gemeinden abzielte, um Ressourcen zu bündeln. Dadurch entstanden zahlreiche neue Pastorationsgemeinschaften, Gemeindefusionen oder übergemeindliche Zweckverbände wie z.B. Il binsaun im Oberengadin.

Medien

Monatlich erscheinendes Publikationsorgan ist die Zeitschrift reformiert., die 2008 den früheren „Bündner Kirchenboten“ ablöste.

Gebräuche und Traditionen

Amtstracht

Die traditionelle Amtskleidung der Bündner Pfarrschaft ist der Scaletta-Mantel.

Gesangbücher

Als Gesangbücher sind in den einzelnen Gemeinden jeweils in Gebrauch:

Bibeln

Bibeln werden folgende verwendet:

  • die Neue Zürcher Bibel, teilweise auch die Lutherbibel in deutsch- und zweisprachigen Gemeinden,
  • die Soncha Scrittüra im Engadin,
  • die surselvische Bibelübersetzung im Oberland und
  • die italienischsprachige protestantische Bibelübersetzung in den Südtälern

Kirchenmusik

Die Pflege der Kirchenmusik und die Ausbildung der Fachpersonen obliegt dem kantonalkirchlichen Verband, der Vogra.

Pastoralbibliothek

Die Landeskirche unterhält eine eigene Pastoralbibliothek. Diese ist seit 1910 in den Räumlichkeiten der Kantonsbibliothek Graubünden untergebracht und wird vom Castrischer Pfarrer Jan-Andrea Bernhard geleitet.[3]

Wikipedia

Die Bündner Landeskirche war die schweizweit erste, die sämtliche ihrer fast 200 Kirchengebäude in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia dokumentiert hat. Für den Grossteil zeichnete der Pontresiner Pfarrer David Last verantwortlich[4]. Daneben steuerte der Zürcher Adrian Michael hochwertige Artikel und zahlreiche Fotografien bei.

Einzelnachweise

  1. Bündner Kirchengeschichte 2. Teil S. 51
  2. Bündner Kirchengeschichte 2. Teil S. 73
  3. http://www.gr-ref.ch/virtual/dHBsPWNudCxjYWxsPTEzOCxjbnQ9MzMz.html
  4. http://www.ref.ch/index.php?id=426

Literatur

Bündner Kirchengeschichte, hrsg. v. Evangelischen Kirchenrat Graubünden im Auftrag der Evangelisch-reformierten Synode des Kantons Graubünden, Chur 1982-87 --

  • Teil 1: Vom Rätischen Heidentum bis zur Reformation
  • Teil 2: Die Reformation
  • Teil 3: Die Gegenreformation
  • Teil 4: Die letzten drei Jahrhunderte. Bewahrung und Wandlung

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Evangelisch-reformierte Landeskirche des Kantons Zürich — Die Evanglisch reformierte Landeskirche des Kantons Zürich (im kommunikativen Auftritt Reformierte Kirche Kanton Zürich) ist die durch Ulrich Zwingli gegründete weltweit älteste reformierte Kirche und nach den Reformierten Kirchen Bern Jura… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-reformierte Landeskirche beider Appenzell — Die Evangelisch reformierte Landeskirche beider Appenzell ist die reformierte Landeskirche in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. Sie ist Mitglied im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund. Die Aufgabe der… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-Reformierte Landeskirche des Kantons Glarus — Die Evangelisch Reformierte Landeskirche des Kantons Glarus ist die Landeskirche evangelisch reformierter Konfession, die auf dem Territorium des Kantons Glarus organisiert ist. Sie hat ihren Verwaltungssitz im Kantonshauptort Glarus und ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Reformierte Landeskirche Aargau — Das offizielle Logo …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-reformierte Kirche Kanton Schaffhausen — Die Evangelisch reformierte Kirche Kanton Schaffhausen (manchmal auch mit Genitivverbindung Evangelisch reformierte Kirche des Kantons Schaffhausen) ist die im gesamten Kanton Schaffhausen organisierte evangelisch reformierte Landeskirche. Sie… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-Reformierte Kirche des Kantons Luzern — Die Evangelisch reformierte Kirche des Kantons Luzern ist die reformierte Landeskirche im Kanton Luzern. Sie ist Mitglied des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds. Inhaltsverzeichnis 1 Struktur 1.1 Kirchgemeinden 1.2 Landeskirche …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons Basel-Landschaft — Die Evangelisch reformierte Kirche des Kantons Basel Landschaft ist die reformierte Landeskirche im Kanton Basel Landschaft. Sie ist Mitglied des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds und der Konferenz der Kirchen am Rhein. Der… …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-reformierte Kirche Basel-Stadt — Die Evangelisch reformierte Kirche des Kantons Basel Stadt ist die reformierte Kirche im Kanton Basel Stadt. Sie ist Mitglied des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds und der Konferenz der Kirchen am Rhein. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Evangelisch-reformierte Kirche des Kantons St. Gallen — Die Evangelisch reformierte Kirche des Kantons St. Gallen wurde im September 1803 gegründet. Kurz zuvor hatte Napoleon mit einem Federstrich den Kanton St. Gallen aus der Taufe gehoben. Als Evangelische Kirchen bezeichnen sich christliche Kirchen …   Deutsch Wikipedia

  • Reformierte Kirche Stugl — Die Reformierte Kirche in Stugl in Graubünden ist ein evangelisch reformiertes Gotteshaus unter kantonalem Denkmalschutz. Sie steht zusammen mit einem von einer Mauer umgebenen fast kreisrunden Friedhof dorfbildprägend mitten in der Siedlung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”