Exodus (Roman)

Exodus (Roman)

Exodus ist der Titel eines 1958 erschienenen Romans des jüdisch-amerikanischen Schriftstellers Leon Uris über die Entstehungsgeschichte des Staates Israel.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Der Roman erschien erstmals 1958 in New York in englischer Sprache. Das Buch wurde in über 50 Sprachen übersetzt. Die deutsche Ausgabe in einer Übersetzung von Hans Egon Gerlach wurde ebenfalls 1958 im Kindler-Verlag veröffentlicht.

Titelgebend war das Schiff Exodus, mit dem 1947 über 4000 jüdische Flüchtlinge nach Palästina gelangen wollten. Der Titel spielt aber auch auf das Buch Exodus an, das den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Rückkehr ins Gelobte Land beschreibt.

Uris orientiert sich in der Haupthandlung an dem tatsächlichen Geschichtsverlauf. Allerdings beansprucht er ein großes Maß an literarischer Freiheit. In Rückblenden wird anhand von Einzelschicksalen die Situation der Juden im besetzten Dänemark, im Warschauer Ghetto und im Konzentrationslager Auschwitz beschrieben.

Handlung

Die Handlung setzt im November 1946 ein und endet 1949 nach dem ersten israelisch-arabischem Krieg. 1946 sind auf Zypern jüdische Flüchtlinge in einem britischen Internierungslager untergebracht. Die Hauptpersonen des Romans treffen hier aufeinander und der Leser erfährt die wichtigsten Details ihrer Vorgeschichte. Dem Leser wird auf diese Weise in Grundzügen die Geschichte der europäischen Juden seit Ende des 19. Jahrhunderts vermittelt. Im späteren Verlauf des Buches wird das weitere Schicksal der Hauptpersonen vor dem Hintergrund der israelischen Staatsgründung geschildert.

Der Plan des Haupthelden Ari Ben Kanaan besteht darin, möglichst viele Flüchtlinge ins britische Mandatgebiet Palästina zu bringen. Es gelingt ihm, das Schiff Exodus zu beschaffen und die Flüchtlinge gegen den Widerstand der englischen Bewacher an Bord und letztlich nach Palästina zu bringen. Diese Operation geschieht unter Aufsicht der Hagana.

Der dritte Teil des Buches spielt in Palästina, wo der Aufbau einer neuen Existenz und der Kampf gegen die britische Mandatsmacht und die Araber im Mittelpunkt der verschiedenen Handlungsstränge stehen.

Der vierte und fünfte Teil schildern die Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 und Ereignisse aus dem darauf folgenden Krieg.

Hauptfiguren

  • Ari Ben Kanaan, geboren und aufgewachsen in einem Kibbuz, wird zu einem der Hauptträger der israelischen Unabhängigkeitsbewegung. Als Mitarbeiter der Hagana entwickelt Ari Strategien, um die von den Briten festgelegten Einwanderungsquoten zu umgehen und möglichst viele jüdische Einwanderer in den neu zu gründenden Staat zu bringen.
  • Katherine "Kitty" Fremont ist eine vor kurzem verwitwete Krankenschwester aus den USA, die Ari Ben Kanaan in Zypern kennenlernt. Kitty entwickelt eine mütterliche Beziehung zur jungen Karen Hansen Clement (siehe unten). Diese Beziehung und ihre Romanze mit Ben Kanaan führen dazu, dass sie sich an Israels Freiheitskampf beteiligt.
  • Karen Hansen Clement ist eine jugendliche Deutsche. Bei der Machtergreifung Hitlers wurde sie von ihren Eltern nach Dänemark geschickt und lebte dort eine Zeit lang bei Pflegeeltern. Die meisten ihrer Familienangehörigen wurden in Konzentrationslagern umgebracht. Nachdem Israel ein unabhängiger Staat geworden ist, trifft Karen ihren Vater wieder. Doch dieses Wiedersehen wird für Karen zu einer erschütternden Erfahrung, da ihr Vater völlig gebrochen ist und sie nicht wiedererkennt. Gleichwohl behält sie ihr anmutiges Wesen, und in Zypern, wo sie zusammen mit anderen Displaced Persons in einem britischen Internierungslager untergebracht ist, beginnt eine Romanze zwischen ihr und Dov Landau, der das Warschauer Ghetto und Auschwitz überlebt hat.
  • Dov Landau ist ein ruhiger, introvertierter Junge, der im Holocaust seine gesamte Familie verloren hat. Seine Erfahrungen im Ghetto Warschau und in Auschwitz haben ihn gelehrt, die Gunst des Augenblicks zu nutzen. Als geübter Fälscher entkommt er knapp dem Tod in der Gaskammer, als er dem Arzt, der die Selektion durchführt, fünf Kopien seiner Unterschrift vorlegt und dieser nicht die richtige Unterschrift herausfinden kann. Später schließt er sich einer jüdischen Terrorgruppe an, die von Ari Ben Kanaans Onkel geleitet wird. Der einzige Mensch, für den er irgendwelche Gefühle aufbringt, ist Karen.
  • Bruce Sutherland ist ein britischer Militäroffizier (im Rang eines Brigadiers), dessen Mutter jüdisch war. Er wird in die Internierungslager nach Zypern versetzt und benutzt die in der britischen Aristokratie übliche formelle, steife Redeweise. Innerlich ist er gespalten zwischen seiner Sympathie für die von ihm beaufsichtigten Juden und seinen Pflichten als Offizier der britischen Armee. Nicht zuletzt hat er bei der Befreiung von Bergen-Belsen Schreckliches gesehen. Nachdem es 300 Jugendlichen unter Führung von Ari Ben Kanaan gelingt, nach Palästina zu fliehen, wird er entlassen. Er zieht nach Palästina und befreundet sich mit Ben Kanaan.

Reaktionen und Kritik

Die relativ einseitige Parteinahme für die jüdische Sache und der freie Umgang des Autors mit der historischen Genauigkeit wurden vielfach kritisiert. Zum Beispiel treten historische Personen in Kontakt mit fiktiven und könnten so zu einem falschen Geschichtsbild führen (wobei dies auch auf viele andere historischen Romane zutrifft). Auch ist die Exodus nicht von Zypern aus losgefahren, wie im Buch beschrieben. Die Planung der Burma Road schreibt Uris einem seiner Romanhelden zu, während ihr tatsächlicher Urheber, David Marcus, in anderem Zusammenhang nur kurz erwähnt wird.

In vielen Ländern des Ostblocks, u. a. in der DDR, stand der Roman auf dem Index der staatlichen Zensurbehörden.[1]. Die wahre Geschichte des Exodus hat Ruth Gruber in ihrem Augenzeugenbericht "Die Irrfahrt der Exodus. Eine Augenzeugin berichtet" (Zürich 2002) beschrieben[2].

Ein Problem eigener Art ist die bis heute in den Verlags- und diversen Lizenzausgaben verwendete deutsche Übersetzung von 1958 (Hans Egon Gerlach). Immer wieder erscheinen Begriffe, die in der NS-Terminologie eine spezifische Bedeutung hatten oder sprachlich herausgehoben waren (z. B. "jüdische Wehrmacht"). Dieser Gebrauch zeitgeschichtlich signifikanter, nicht wertfreier Wendungen und Wörter ("abartig", "Vernichtung") kann beim deutschen Leser eine dem Erzählinhalt zuwiderlaufende Haltung provozieren.

Verfilmung

Der Roman wurde 1960 von Otto Preminger mit Paul Newman in der Hauptrolle verfilmt. Leon Uris wirkte dabei selbst am Drehbuch mit (vgl. den Artikel Exodus (Film)).

Ausgaben

  • Exodus, New York, NY: Bantam books (Bantam books ; 75c) 1958 (599 S.) / Garden City, NY: Doubleday, 1958 (626 S.)
  • Exodus. Roman, München: Kindler-Verlag 1958 [Lizenzausgabe: Klagenfurt: Kaiser 1958 / München: Eduard Kaiser Verlag 1958].
  • Exodus, Bantam Books, New York 1986.
  • Exodus, Heyne, München 1998.
  • Exodus, Heyne, München 2007.

Literatur

  • Dörte Papra: Zur Funktion trivialer Strukturen im Roman "Exodus" (1958), Berlin 1989.

Einzelnachweise

  1. Spiegel Nachruf, 2003
  2. Rezensionen von „Die Irrfahrt der Exodus. Eine Augenzeugin berichtet.“ bei perlentaucher.de

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