Fabrikanten

Fabrikanten

Die Fabrikanten sind eine 1990 in Linz gegründete Künstlergruppe, Kommunikationsagentur und Kulturverein. Neben kommerziellen Auftragsarbeiten ist die Gruppe freischaffend in der Film-, Medien- und Interventionskunst aktiv.

Unternehmerisch ist die Gruppe zumeist im kulturwirtschaftlichen Bereich tätig. So waren und sind die Fabrikanten für Kommunikationskonzepte, Werbemittelgestaltung und Public Relations unter anderem für das Lentos Kunstmuseum in Linz, das Schlossmuseum Linz, das Festival der Regionen und seit 2004 für das Filmfestival Crossing Europe zuständig. Für die künstlerische Tätigkeit wurde die Gruppe 1998 mit dem „Großen Landespreis für initiative Kulturarbeit“ in Oberösterreich sowie 2004 mit dem Diagonale-Kurzfilmpreis ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Fabrikanten wurden 1990 von zwei Absolventen der damaligen Kunsthochschule Linz (Meisterklasse der visuellen Gestaltung), Gerald Harringer und Wolfgang Preisinger, gegründet. Als „Büro für Gestaltung und Kommunikationskultur“ wurde als Zweck des Unternehmens die Verbindung von angewandter und freier künstlerischer Arbeit festgelegt.

1989 stellte die Gruppe den Experimentalfilm Mondsee her, der im selben Jahr am spanischen Filmfestival Cidade de Vigo und 1991 am Tokyo Video-Festival teilnahm. 1993 veranstalteten die Fabrikanten ihre erste große Intervention im öffentlichen Raum: Unternehmen Eisendorf – in Anlehnung an den einstigen Eisernen Vorhang an der Grenze. Hierbei wurden Künstler und Sozialwissenschaftler aus Österreich, Deutschland und Tschechien an das ehemals von Sudetendeutschen bewohnte, seit 1946 verlassene Grenzdorf Pohori na Sumave eingeladen. Die etwas mehr als 20 Teilnehmer durften nur mit 30 kg Gepäck anreisen – jene Menge, die sudetendeutschen Flüchtlingen damals zugestanden wurde – und mussten damit neun Tage lang auskommen. In diesem Zeitraum wurde künstlerisch und sozialwissenschaftlich an Strategien für die Zukunft gearbeitet und sämtliches Material am Ende in Eisenkoffern verpackt und versiegelt. Etwas mehr als zehn Jahre später, 2004, wurden den Teilnehmern von damals die Koffer zurückgegeben. 2005 erschien der Dokumentarfilm Verwehte Grenzen, der diese Intervention sowie die Lebenssituation der Teilnehmer im Abstand von zehn Jahren nachzeichnet.

1996 erfolgte eine Intervention an der Grenze zwischen Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten. Gemeinsam mit Künstlern und Wissenschaftlern aus Israel, Palästina, Österreich und Deutschland wurde fünf Tage entlang der grünen Grenze des Westjordanlandes gewandert und im Kontakt mit Einheimischen kulturelle Grenzen entdeckt bzw. neue Perspektiven gewonnen. Im selben Jahr veranstaltete die Gruppe die erste oberösterreichische Medienakademie, ein Projekt, das den Teilnehmern Erfahrungen mit Webdesign und Onlinekommunikation vertraut machte. Das Projekt übersiedelte in den folgenden Jahren in den Softwarepark Hagenberg und fand 2002 das letzte mal statt.

1998 erhielt die Gruppe den großen Landespreis für initiative Kulturarbeit des Landes Oberösterreich. Etwa zur selben Zeit wurden Die Fabrikanten auch als Kulturverein gegründet und neue Mitglieder – Künstler und Wissenschaftler – aufgenommen. Zur Gruppe zählten nun auch Viktoria Schlögl, Ingrid Schöndorfer, Christiana Stieger, Peter Arlt und Manfred Berghammer.

1999 und 2000 wurden gemeinsam mit Oberösterreich Online die Medienkunstwettbewerbe Gif-Art-Generator und Audio-Art-Generator konzipiert und durchgeführt. Im Jahr 2000 wurde für die Oberösterreichische Landesausstellung, die unter dem Titel Zeit stand, das Projekt „Zeitreise Oberösterreich“ konzipiert und organisiert. In allen 24 Bezirken des Bundeslandes wurden geschichtsträchtige Orte ausgewählt und Stationen mit Informationen und Kunstinstallationen errichtet. 2003 waren Die Fabrikanten erneut für die Oberösterreichische Landesausstellung tätig, diesmal als PR-Agentur; 2006 waren sie für die Konzeptberatung zuständig.

Der 2003 hergestellte Kurzfilm Ma gewann an der Diagonale 2004 den Preis für den besten Kurzfilm. 2005 wurde Ich bin meine Welt hergestellt, der 2006 an der Diagonale und am Copenhagen International Documentary Film Festival sowie 2007 am Clermont-Ferrand short film festival gezeigt wurde.

Arbeiten

Kommunikationskonzepte und Projekte (Auswahl aus rund 200 Arbeiten bis 2008):

  • 1989: 1.000 Tonnen, Stadt Linz (PR-Aktion und Kommunikationskonzept für die städtische Abfallwirtschaft)
  • 1990: Videokunstfestival Querspur, O.K. (Co-Kuratierung, -Konzept, gemeinsam mit Brigitte Vasicek)
  • 1992, 2000: KUPF – Kulturplattform Oberösterreich (Corporate Design, Kommunikationsmittelgestaltung)
  • 1993: Festival der Regionen (Co-Konzeption Festival, Kommunikationskonzept, Logo)
  • 1996: Festival der Regionen (Webgestaltung)
  • 1998: Johannes Kepler Universität Linz (Corporate Design)
  • 1998: Wirtschaftsministerium (Foldergestaltung)
  • 1998, 2000: OÖ Online (Corporate Design)
  • 1998–2000: Theater Phönix (Corporate Design, Werbemittelgestaltung)
  • 1999: KEBA (Werbemotiv, Messeauftritt)
  • 2000: Zeitreise Oberösterreich, Oberösterreichische Landesausstellung (Co-Konzept, Durchführung)
  • 2000: 150 m² Dorfbodn (Konzept, Organisation)
  • 2002: Brucknerhaus Linz (Kommunikationsberatung)
  • 2002, 2004, 2008, 2009: Jugendtheaterfestival SCHÄXPIR (Corporate Design)
  • 2003: Festival der Regionen (Public Relations)
  • 2003: 50.000 Cent, Arbeiterkammer Österreich (Plakataktion)
  • 2004: Linz Kultur (Newslettergestaltung und Redaktion)
  • seit 2004: Crossing Europe Filmfestival (Marketing)
  • 2005: Linz–Venedig zu Fuß (Kunstprojekt)
  • 2005: Lentos Kunstmuseum (Kommunikationskonzept)
  • 2005: Stifterjahr 2005 (Corporate Design)
  • 2006, 2007: Comicwettbewerb lin_c (Corporate Design, Kommunikation)
  • 2006: Oberösterreichische Landesausstellung Ampflwang (Konzeptberatung)

Filmografie

  • 1989: Mondsee (Experimentalfilm)
  • 1989: Elefantentreffen (Videodokumentation)
  • 1993: Tagata
  • 1993: Annihilation
  • 1998: Linz Lasts Forever (Kurzfilm)
  • 2003: Ma (Kurzfilm, 16 min; Regie: Gerald Harringer)
  • 2005: Verwehte Grenzen (Videodokumentation)
  • 2006: Ich bin meine Welt (Kurzfilm, Regie: Gerald Harringer)
  • 2007: Trivial Europe (Dokumentarfilm, 60 min; Regie: Gerald Harringer, Wolfgan Preisinger)

Auszeichnungen

  • Kulturpreis des Landes Oberösterreich 1998: Großer Landespreis für initiative Kulturarbeit
  • Diagonale 2004: Bester Kurzfilm für Ma

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Die Fabrikanten — sind eine 1990 in Linz gegründete Künstlergruppe, Kommunikationsagentur und Kulturverein. Neben kommerziellen Auftragsarbeiten ist die Gruppe freischaffend in der Film , Medien und Interventionskunst aktiv. Unternehmerisch ist die Gruppe zumeist… …   Deutsch Wikipedia

  • Verband gläubiger Kaufleute und Fabrikanten — Logo der Christen in der Wirtschaft e. V. Die Christen in der Wirtschaft (CiW) (frühere Namen u.a.: Verband gläubiger Kaufleute und Fabrikanten, Verband Christlicher Kaufleute) sind ein überkonfessioneller Zusammenschluss von Christen aus dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker — Die sog. Warwick Vase in Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker . Die Musterbücher Vorbilder für Fabrikanten und Handwerker erschienen zwischen 1821 und 1837 in Berlin. Diese umfangreiche Sammlung von Abbildungen vorwiegend antiker Formen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Verein der Fabrikanten landwirtschaftlicher Maschinen — Verein der Fabrikanten landwirtschaftlicher Maschinen, s. Landwirtschaftliche Maschinen, S. 148 …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Liste der k.u.k. Hoflieferanten 1899 — Das Wappen mit dem kaiserlichen Doppeladler durften die Träger des k.u.k. Kammer und Hof Titels öffentlich führen. Die Namen und Daten der k.u.k. Hoflieferanten für das Jahr 1899 entstammen aus dem amtlichen Handbuch des Wiener Hofes. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Christian Wilhelm Beuth — Christian Peter Wilhelm Beuth um 1835 Christian Peter Wilhelm Friedrich Beuth (* 28. Dezember 1781 in Kleve; † 27. September 1853 in Berlin) wurde als hoher Ministerialbeamter und Mitglied des Staatsrats zum so genannten „Vater der preußischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Christoph Wilhelm Beuth — Christian Peter Wilhelm Beuth um 1835 Christian Peter Wilhelm Friedrich Beuth (* 28. Dezember 1781 in Kleve; † 27. September 1853 in Berlin) wurde als hoher Ministerialbeamter und Mitglied des Staatsrats zum so genannten „Vater der preußischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche in Pabianice — Die Deutschen in Pabianice (deutsch Pabianitz, 1940 kurzzeitig Burgstadt) waren ein Teil der deutschen Minderheit in Polen. 1860 wohnten in Pabianice 1.425 Deutsche. Sie bildeten 29 % der Stadtbewohner. 1913 erreichte die Zahl der… …   Deutsch Wikipedia

  • Schreibmaschine — Schreibmaschine, mechanische Vorrichtung zur Erzeugung von Typenschrift, bei welcher zum Unterschied von Typendruckpressen die einzelnen Schriftzeichen nacheinander zum Abdruck gelangen. Die ersten Versuche zur Herstellung von Schreibmaschinen… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Christian Peter Wilhelm Beuth — um 1835 Christian Peter Wilhelm Friedrich Beuth (* 28. Dezember 1781 in Kleve; † 27. September 1853 in Berlin) wurde als hoher Ministerialbeamter und Mitglied des Staatsrats zum so genannten „Vater der preußischen Gewerbeförderung“. Dur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”