Facewalking

Facewalking

Der Blankbogen ist eine Bogenklasse im Bogenschießen.

Inhaltsverzeichnis

Unterscheidung

Bei Blankbögen unterscheidet man olympische Recurvebögen und Compoundbögen ohne Visier und ohne Stabilisatoren, welche in dieser Bogenklasse streng verboten sind. Einzig das Anbringen von Gewichten ist erlaubt. Dabei ist die Regel zu beachten, dass der entspannte Blankbogen inklusiv angebrachter Zusatzgewichte noch durch einen Ring mit dem Durchmesser von 12,2 cm geschoben werden kann. Diese Gewichte bringt der Blankbogenschütze an, um eine gewisse Stabilisation beim Abschuss zu erzielen. Der Compoundbogen, als Blankbogen eingesetzt, erfüllt diese Regel schon aufgrund seiner Bauart nicht, so dass es sich bei diesem Bogen um keinen Blankbogen im Sinne des Regelwerks der FITA handelt.

Wettbewerb mit zugelassenen Stabilisatoren

Der Gewichtsausgleich ist rein technischer Natur. Das Gewicht soll verhindern, dass der Bogen nach dem Lösen des Schusses nicht zum Schützen kippt, sondern in einer stabilen, aufrechten Stellung verharrt. Bei Blankbögen ist, anders als beim olympischen Recurvebogen, der Schwerpunkt hinter dem Druckpunkt der Hand, sodass diese Bögen ohne Zusatzgewichte zu einem Rückwärtskippen neigen.

Im gesamten Schießergebnis steht der Blankbogen einem olympischen Recurve nicht wesentlich nach. Eine regeltechnische Abgrenzung dazu gibt es lediglich in den Wettbewerben, wobei für die Blankbogen in den Target-Disziplinen der FITA kürzere Entfernungen gelten (bis 18 m in der Halle, bis 50 m im Freien, während der olympische Recurve im Freien bis zu 70 m und 90 m geschossen wird).

Dem steht der olympische Recurvebogen im Bezug von Zubehör gegenüber. Der olympische Recurve darf sehr wohl mit Stabilisatoren, einem Diopter-Visier und auch weiteres Zubehör ausgestattet werden, da die 12,2 cm Ring-Regel hier nicht gilt.

Griffweisen einer Bogensehne:
1) mediterran (normal)
2) naiv (gekniffen)
3) mongolisch (mit Daumen)

Olympischer Recurve und der Blankbogen unterscheiden sich, ausgenommen von technischen Details, auch vom Handling während des Schussaufbaus. Statt des fehlenden Visiers wird die ungenauere Pfeilspitze anvisiert (dadurch auch die kürzeren Schussdistanzen). Hier kommen insbesondere spezielle Auszug- und Ankertechniken wie Stringwalking oder Facewalking zum Einsatz konträr zum mediterranen Auszug/Anker, der beim olympischen Recurve vorherrschend ist. Unter Ankern versteht der Bogenschütze die genaue Positionierung und Lage der Zughand an einem bestimmten Punkt am Kopf. Im Gegensatz dazu die Bogenhand, welche den Bogen festhält und den Auszug ermöglicht.

Gegenüber dem gefühlsmäßigen Schießen mit dem schweren Langbogen oder dem leichten Jagdbogen übt man sich in Präzision. Die technische Ausstattung ist ansonsten mit dem olympischen Recurve identisch.

Recurve- Blankbogen


Ein Blankbogen besteht aus:

  • einem Recurve-Bogen Mittelteil (Griffstück aus Leichtmetall, Holz, oder auch Carbon)
  • zwei Wurfarmen
  • einer Sehne an der bis zu zwei Nockpunkte befestigt sein dürfen
  • Pfeilauflage
  • Button
  • evtl. Zusatzgewichten

Geschossen werden darf:

  • mit Schießhandschuh
  • oder Tab (Lederstückchen/Fingerschutz zum ziehen der Sehne) [1]
  • mit jedem Pfeilmaterial (Holz, Alu, Glasfaser, Carbon etc.), das auch für olympische Recurvebögen erlaubt ist.

Jede Markierung am Bogen, anhand der Schütze eine Entfernung abschätzen oder als Zielhilfe dienen kann, ist verboten. Hierzu zählen Markierungen, Ausbuchtungen, Maserungen, Kerben oder Kratzer im Bogenfenster als auch auf der Rückseite des oberen Wurfarmes.[2]

Spektakulär war ein Verbot der Verwendung eines Recurve-Mittelteils des Herstellers: Spigarelli (Italien) beim Modell „Spigarelli Revolution“. Das Mittelteil war aus materialtechnischen Gründen mit zwei Ausbuchtungen im Pfeilfenster versehen, durch welche die einzelnen Metallteile verschraubt waren. Dies wurde als Zielhilfe gewertet und das Mittelteil durfte nicht als Blankbogen im Feldbereich eingesetzt werden. [3]

Schießtechnik

Man kann einen Blankbogen so schießen, wie einen Langbogen, was "intuitiv schießen" bedeutet und deren Resultate eher an "guten" oder "schlechten" Gedanken auszuzählen wäre, statt realen Ringen. Tatsächlich bemühen sich Blankbogner um sehr hohe Präzision und klares Trefferbild. Für einen Blankbogner ist die stets ins Gesichtsfeld bzw. Pfeilfenster hineinragende Pfeilspitze das Diopter zum Zielen. Günstigerweise bilden das zielende Auge->Pfeilspitze->Ziel eine Linie.  »  »

Stringwalking

Die am meisten angewendete Technik ist die des Stringwalking mit Zielen über die Pfeilspitze (Pfeilspitze in das Ziel halten). Typisch für "Stringwalker" ist, dass die Zughand unterhalb des Nockpunkts der Sehne liegt. Je tiefer die drei Zugfinger an der Sehne liegen, desto höher steht das Pfeilende und desto tiefer (kürzer) schießt man. Je näher die Zughand an das Pfeilende (Nockpunkt) reicht, desto tiefer liegt der Pfeil hinten und man schießt höher (=weiter). Jeder Schütze wählt je Schieß-Distanz seine Distanz zwischen Tab-oberkante und Nockpunkt, was er durch Herunterrutschen des Tabs erreicht. Mit dem Daumennagel vor einer bestimmten Stelle des Tabs an die Sehne gedrückt, lässt sich diese Distanz messen und dann ausschießen, also empirisch ermitteln, wie weit der Tab vom Nockpunkt an die Sehne gestellt wird, um zu treffen.

Zur Beachtung: Das Anbringen von Marken an der Sehne oder dem verwendeten Tab ist vor dem Turnier strikt verboten. Während des Turniers ist es erlaubt sich eine Distanz auf der Sehne mit einem Fingernageleindruck auf der Sehnen-Mittelwicklung einzuprägen! Professionelle Schützen haben diesen Abstand längst mental zur Verfügung.

Facewalking

Das Facewalking ist dem Stringwalking gleich. Der Unterschied besteht darin, dass der Abgriff an der Sehne immer der Gleiche ist, die Zughand aber an einer Position unterhalb des zielenden Auges ankert. Mit dieser Technik können auch sehr weite Distanzen noch sehr genau geschossen werden. Die Reproduzierbarkeit der Schießergebnisse ist allerdings wesentlich schwieriger als beim Stringwalking.

Der Blank-Compoundbogen wird zugelassen, wenn Release, Visier und Scope nicht vorhanden sind. Mit Facewalking lassen sich die Pfeile auf unterschiedliche Distanzen ins Ziel bringen. Stringwalking bringt Unsicherheiten in den raschen Pfeilflug, wenn die Berechnung des Abstands unter Null wird und die ballistische Kurve mit der Ziellinie unterschneidet. Der Stringwalker überschneidet und muss über dem Pfeil abgreifen, was das Lösen unkontrollierbar machen kann.

Während das Bogenschießen mit Visier im Bezug auf Entfernungen durch Einstellungen in der vertikalen Position des Diopterkopfes der Visiereinrichtung erreicht wird, muss der Blankbogenschütze seinen Bogen hinsichtlich: Zuggewicht, verwendete Pfeile (Spine und Pfeilgewicht) sowie seinen Auszug, den der Schütze erreichen kann und unveränderlich ist, genau kennen. Es wird eine ballistische Kurve geschossen, die zwei Punkte einer idealen Geraden zwischen dem Auge des Schützen schneidet: A) An der Schießlinie und B) dem sogenannten "Nullpunkt". Dies ist der Punkt, den der verwendete Bogen mit den Pfeilen und dem Zuggewicht erreichen kann und genau am Punkt der Linie Auge -> Ziel liegt. Diese Werte verändern sich nicht, solange das Zugewicht und die gleichen Pfeile verwendet werden. Abnutzung von Sehne und Pfeilmaterial haben Einfluss auf diese Schußlinie.

Ballistische Kurve im Vergleich zur Parabel

Der Nullpunkt (jener Punkt der in der nebenanstehenden Graphik der ballistischen Kurve bei ca. 510 liegt) ist daher für jeden Schützen und Bogen individuell und hängt von den genannten Faktoren stark ab. Aber auch Witterungseinflüsse können Einfluss auf die Flugbahn nehmen. Wenn der Schütze den Pfeil löst, so fliegt der Pfeil die gekrümmte Linie der ballistischen Kurve. Hier setzt nun das String- bzw. Facewalking an: Je höher der Pfeil auf seiner Kurve über der ideal geraden Linie zwischen Auge und Ziel fliegt, desto tiefer muss die Zughand unter den Pfeil gesetzt (abgegriffen) werden. Ist der Nullpunkt zum Beispiel bei 40 Metern und das Ziel ist auf 20 Meter, so wird der Pfeil bei 20 Metern um einiges höher als die Ideallinie sein. Genau dieses Maß ist das Maß, das der Schütze zwischen Nockpunkt und Sehne nach unten "abgreift".

Umgekehrt: Wenn der Schuss über die Distanz des Nullpunkts liegt, muss der Schütze "übergreifen", was bedeutet, dass in diesem Fall die Zughand über dem Pfeil sitzt! Diese Technik ist sehr instabil. Wenn ein Schütze diese Distanz, die über den Nullpunkt hinaus liegt, schießen muss, wählt er einen stärkeren Bogen, oder er verwendet leichtere Pfeile.

Der Schußaufbau

Der Bogenschuß von jedem Bogen erfolgt nach einem für die Bogenart typischen Verlauf, der immer gleich ist. In der Präzision der Wiederholbarkeit liegt der Erfolg des Schützen und das ist immenses Training. Details dieses Ablauf ändern sich von Schütze zu Schütze und ist auch abhängig vom verwendeten Material und Umgebung (Bogen, Pfeile, Ziel, Witterung, Gelände, Tageszeit). In grober Skizze ist der Ablauf folgendermaßen:

„Ankern“
  • Stand nehmen
  • Pfeil einlegen
  • Augen zum Ziel
  • Entfernung schätzen und abgreifen
    Zwei Pfeile im „Gold“
  • Drei Finger am Abgreifpunkt der Sehne
  • Bogen hoch nehmen und zum Ziel gerade ausrichten
  • vordere Schulter gerade zum Ziel ausrichten und Bogenarm strecken und "einrasten"
  • Sehne mit Pfeil langsam mit der Zughand zum Anker ziehen und ankern
  • Letzte Zielkorrekturen und dabei weiter Spannung über die Rückenmuskulatur Rückenspannung bis zum endgültigen Auszug aufbauen
  • Die Finger lösen sich blitzartig mit Erreichen der maximalen Spannung. Den Bogenarm dabei stabil lassen
  • dem Pfeilflug regungslos folgen
  • -> im Idealfall ist dies dann eine „10“ bzw. im „Gold“.

Hat der Pfeil sein Ziel verfehlt, so gibt es mehrere Erklärungsmöglichkeiten. Dabei kommt es darauf an, wo der Pfeil das Target getroffen hat, sofern die technischen Gegebenheiten korrekt waren und keine groben Zielfehler gemacht wurden.

Die häufigsten Ursachen sind:

  • Links vom Ziel: Die Zughand hat nicht präzise geankert und ist nicht genau ausgezogen worden. Andernfalls wurde die Rückenspannung nach vorne verloren (Kriechen), oder der Kopf war nach rechts gedreht/geneigt und der Sehnenschatten nicht auf der Pfeilspitze.
  • Rechts vom Ziel: Zuviel Rückenspannung noch ungesetzt. Der Kopf war nach links aus dem Ziel bewegt. Der Sehnenschatten lag nicht auf der Pfeilspitze.
  • Vertikale Abweichung: Stringwalking stimmte nicht. Kein korrekter Sitz des Anker.

Daneben gibt es noch viele andere und individuelle Ursachen für einen schlechten Schuss.

Literatur

  • Traditionell Bogenschiessen. Fachmagazin für Langbogen & Recurve. Verlag Angelika Hörnig, Ludwigshafen, ISSN 1432-4954
  • Leo Duncan: „Selfcheck Bogenschiessen“ http://www.educatium.de/praxis-bogen/
  • Clemens Richter: Bogenschiessen – Der abendländische Weg. Edition NATURE LIFE im DSV-Verlag GmbH, Hamburg 2000, ISBN 3-88412-346-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Seit 1. April 2008 dürfen auch Markierungen angebracht sein, welche als Visierhilfe verwendet werden können.
  2. Mittlerweile sind einige Bogenhersteller dazu übergegangen, auch die traditionell einfarbige Rückseite des oberen Wurfarmes mit dem Hersteller-Logo zu bedrucken und auch diese nach der ursprünglichen Auslegung regelwidrige Ausstattung wird bei Wettbewerben nicht mehr beanstandet.
  3. Spigarelli hat das Mittelteil inzwischen den Erfordernissen angepasst.

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